Rheinbacher Hochschule Ausgeschlafener Gast auf dem Sofa

RHEINBACH · Der Neurobiologe Peter Spork gibt in der Rheinbacher Hochschule Tipps zur ausgeruhten Lebensweise

 Plädiert für eine ausgeschlafene Gesellschaft: Peter Spork.

Plädiert für eine ausgeschlafene Gesellschaft: Peter Spork.

Foto: Frischling

Hinlegen, Licht aus, Augen zu. Das schnelle Abtauchen ins Reich der süßen Träume empfinden Eltern mit kleinen Kindern wie ein Geschenk am Ende eines langen Tages. Dass aber die Schlafphase nicht nach dem Prinzip Augen-zu-und-durch durchschritten werden sollte, sondern mit Sinn und Verstand, um ausgeschlafen in den Tag zu starten, dafür wirbt Neurobiologe und Wissenschaftsjournalist Peter Spork.

Am Donnerstag, 27. November, ist der 49 Jahre alte Autor des Buches "Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft" ab 19.30 Uhr zu "Gast auf dem Sofa" in der Rheinbacher Hochschul- und Kreisbibliothek Bonn-Rhein-Sieg, Von-Liebig-Straße 20.

Es ist sein Plädoyer gegen eine chronisch müde Gesellschaft, das er in der Lesereihe der Bibliothek und der Buchhandlung Kayser mit Unterstützung des General-Anzeigers vorträgt. Sporks Thesen - ein leicht in die Tat umzusetzendes Acht-Punkte-Programm - lassen bundesweit aufhorchen. Um 6.18 Uhr schellt in Durchschnittsdeutschland der Wecker unter der Woche. Das ist viel zu früh, findet Spork und meint damit nicht seine eigene Befindlichkeit, sondern seine auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Ansicht.

Chronische Unausgeschlafenheit führt der Autor aus Hamburg auf die ständig außer Tritt geratene innere Uhr zurück. Viel Beifall dürfte ihm die These bescheren, die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit einzusparen. Sie werfe die innere Uhr ebenso aus der Bahn wie Schichtarbeit. Dass die meisten Menschen ihre innere Uhr und ihr individuelles Schlafbedürfnis schlicht ignorieren, lässt Spork in seinem oft augenzwinkernd geschriebenen, 248 Seiten starken Buch nicht außer Acht. "Bei der Einteilung unserer Zeit kümmern wir uns immer weniger um den vorgegebenen Rhythmus von Tag und Nacht." Der aktive Mensch unserer Zeit, der allüberall erreichbar ist, habe schlicht verlernt, im Einklang mit der biologischen Taktung zu leben.

Das Schlimme ist: Der Hang zum Morgengrauen ist kulturell bedingt, denn wer früh wach ist, gilt im Land der Dichter und Denker, der Cleverle, der Macher und des sprichwörtlichen deutschen Fleißes als leistungsbereit. Die meisten Menschen jedoch schliefen, wenn man sie ließe, von 0 bis 8 Uhr oder von 0.30 bis 8.30 Uhr.

Ein Ausweg aus der Misere ist, zur richtigen Zeit ein Licht einzuschalten. Gleich nach dem Aufstehen oder nach der Ankunft am Arbeitsplatz muss eine Lichtdusche her. Wer sich tagsüber mehr im hellen Licht aufhält und entsprechend in den Nächten die Dunkelheit sucht, verschafft seinen Körpersensoren die richtigen Signale. Die schlichte Formel lautet: Tageshochs sollten für die Arbeit, Tagestiefs für Pausen genutzt werden. Sporks Schlussfolgerung: Fänden Schlaf, Aktivität und nicht zuletzt die Mahlzeiten jeweils zur rechten, von der Natur vorgesehenen Zeit statt, wären die Deutschen gesünder, schlanker und weniger erschöpft - das bestätigten alle aktuellen Forschungsergebnisse, weiß der in Frankfurt am Main geborene Journalist, der sich auf Beiträge über die Schlaf- und Hirnforschung sowie der Molekulargenetik spezialisiert hat.

Langweilig oder einschläfernd dürfte seine Lesung nicht werden. Und wer sein Buch liest, kann das mit einem guten Gefühl machen. Denn: Wer des Abends vor der Flimmerkiste vor sich hinvegetiert, ist auf dem falschen Dampfer. Denn der Fernseher gewährt oft so viele Bilder und Eindrücke, dass das Gehirn noch lange zu tun hat, alle Emotionen zu verarbeiten - selbst dann, wenn einem das TV-Programm als einschläfernd vorkommen mag. Die Lektüre eines Buches hilft hingegen genauso gut beim "Herunterfahren" wie ein Gespräch oder Musik, weiß der Buchautor. Dass die Lektüre seines eigenen Werks zum besseren Schlaf verhilft, allerdings nur dann, wenn es gelesen ist und dessen Inhalt angewandt wird, davon ist überzeugt, wer Spork liest.

0 Karten gibt es für acht, ermäßigt vier Euro in der Rheinbacher Buchhandlung Kayser sowie den Hochschul- und Kreisbibliotheken in Rheinbach, von-Liebig-Straße 20, und Sankt Augustin, Grantham-Allee 20. Das Buch "Wake up!" ist bei Hanser erschienen und für 18,90 Euro erhältlich.

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