Suche nach Vermissten Rettungshundestaffel übt in Rheinbach den Ernstfall

Rheinbach · Teams der Rettungshundestaffel Bonn/Rhein-Sieg haben im Rheinbacher Wald die Suche nach Vermissten geübt. Die Vereinsmitglieder arbeiten ehrenamtlich und müssen immer wieder zu echten Einsätzen ausrücken.

 "Higgins von Wales" hat Stefan Raetz nach kurzer Suche im Wald entdeckt. Der Airedale Terrier ist ein "Bringsler". Ist er fündig geworden, nimmt er ein Stück Gummischlauch ins Maul, rennt zurück zu Hundeführerin Jacqueline Sieg und führt sie zu dem Gesuchten.

"Higgins von Wales" hat Stefan Raetz nach kurzer Suche im Wald entdeckt. Der Airedale Terrier ist ein "Bringsler". Ist er fündig geworden, nimmt er ein Stück Gummischlauch ins Maul, rennt zurück zu Hundeführerin Jacqueline Sieg und führt sie zu dem Gesuchten.

Foto: Axel Vogel

"Merlin" ist aufgeregt. Der Altdeutsche Schäferhund will los in den Wald und zieht an der Leine. Deren Ende hält Doris Dürr fest in der Hand. Sie trägt eine rot-orange Einsatzhose und ist mit anderen Hundeführern und deren Tieren unterwegs. Für "Merlin" bedeutet das Arbeit. Er und Dürr gehören zur Rettungshundestaffel Bonn/Rhein-Sieg. An diesem Mittwochnachmittag führt sie aber kein Ernstfall in den Rheinbacher Wald nahe der Waldkapelle. Auf dem Plan steht für die Teams eine Trainingsrunde mit Besuch. Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz lässt sich Arbeit und Ausrüstung zeigen.

Die ersten paar Hundert Meter geht es gemeinsam in den Wald, dann werden die Hunde an Bäumen angebunden. Sie kennen das, legen sich meist direkt auf die mitgebrachten Matten. Sind sie an der Reihe, bekommen sie eine Kenndecke mit Glöckchen, in die ein GPS-Tracker eingeschoben werden kann. Diese Daten werden nach der Suche ausgelesen. So lässt sich exakt sehen, welche Bereiche ein Hund abgesucht hat. Die Helfer tragen im Ernstfall Helm und Schutzbrille, denn Äste auf Kopfhöhe sind im Dunklen ein Verletzungsrisiko.

Hund findet Bürgermeister im Unterholz

Kommt das Kommando "Such und hilf", preschen die Hunde los. Border Collie "Lexi" ist ein Profi. Die Hündin hat schon zahlreiche Einsätze hinter sich. Pfeilschnell ist sie im Wald verschwunden und spürt die am Boden liegende Helferin auf. Bei dieser Übung arbeitet "Lexi" mit der zwölfjährigen Celine zusammen. Das Mädchen muss aber noch mindestens bis zum 18. Geburtstag warten, bis sie als Hundeführerin mit in den Einsatz darf. Nachwuchs ist wichtig und wird dringend gesucht. Als "Merlin" an der Reihe ist, geht er ebenfalls geradewegs auf sein Ziel zu.

"Higgins von Wales", ein Airedale Terrier kurz vor seiner Prüfung zum Rettungshund, darf den Bürgermeister suchen. Der Rüde zeigt dabei kurz die im Wald wartenden Fotografen an, erkennt aber schnell, wen er finden soll. Es dauert nur wenige Sekunden, und schon hat er Raetz im Unterholz aufgespürt.

Unterschied zwischen Bringsler und Verbeller

"Higgins" ist ein "Bringsler". Hat er jemanden entdeckt, bringt er ein Stück Gummischlauch zu seiner Führerin Jacqueline Sieg zurück. In der Übung findet er den Schlauch bei den Versteckten, im Einsatz trägt er ihn um den Hals und nimmt ihn ins Maul, wenn er jemanden gefunden hat. "Bringsler sind seltener, rund 90 bis 95 Prozent der Rettungshunde sind Verbeller", schätzt Silvia Wessels, Zugführerin und Vorsitzende des Vereins. Verbeller bleiben am Fundort und bellen. Die Unterschiede ergäben sich unter anderem aus dem Wesen der Hunde.

Wichtig ist aber vor allem, dass die Vierbeiner ihre Ziele finden. "Wenn wir sagen, in einem Gebiet ist niemand drin, darf da auch kein Mensch drin sein", beschreibt Wessels die große Verantwortung der Teams. Dabei ist das, was sie leisten, ein Ehrenamt. Sie reisen dafür aus dem ganzen Rhein-Sieg-Kreis, sogar aus Siegen und Rheinland-Pfalz an. Raetz bewunderte, wie gut sie für diese Arbeit gerüstet sind. An Ort und Stelle sind zwei Einsatzfahrzeuge mit Platz für Menschen und Hunde, Computer, die vor allem gutes Kartenmaterial erstellen können, es gibt sogar eine Drohne mit Nachtsichtfunktion. Alles durch Spender finanziert, die Rettungshundestaffel erhält keinerlei Mittel des Rhein-Sieg-Kreises aus dem Katastrophenschutz.

Vier Einsätze im September

Einsätze sind aber nicht selten. Allein im September waren sie viermal unterwegs. Meist suchen sie Menschen mit Demenz oder Personen, die einen Suizid angekündigt haben. "Wir haben dieses Jahr schon viermal Erfolg gehabt", berichtet Wessels stolz. Dafür ist Training in unterschiedlichem Gelände wichtig. Ein besonderer Dank galt am Mittwoch Waldpächter Gerd Eßer, der das Übungsgelände zur Verfügung stellte. Das sei laut Wessel nicht selbstverständlich, zumal die Hunde frei unterwegs seien. In Kottenforst und Ville, dürfen sie nicht trainieren. Auch für Rettungshunde sind die Naturschutzgebiete tabu - außer im Ernstfall.

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