Lesefest Bürger öffneten ihre Türen für "Rheinbach liest in den Häusern der Stadt"
RHEINBACH · Vom Klassiker zum Krimi quer durch Rheinbacher "Salons": Um eine seltene Erfahrung und ein außerordentliches Vergnügen hat das Lesefest "Rheinbach liest in den Häusern der Stadt" die Gäste bereichert.
In parallel laufenden Lesungen aus belgischer Literatur lauschten sie in Kleingruppen von bis zu 15 Personen den Darbietungen von Schauspielern des Euro Theater Central aus Bonn.
Zur Auswahl standen echte Schätze der älteren und neueren belgischen Literatur wie etwa Georges Simenons Psychothriller "Die Katze", moderne Gesellschaftskritiken wie Willem Elsschots "Käse" oder Krimis wie Pieter Aspes "Das Quadrat der Rache". Einziger Wermutstropfen war die Qual der Wahl, musste man sich doch im Vorfeld für eine Lesung aus dem breit gefächerten Angebot entscheiden.
Dafür kamen im Anschluss alle Gäste, Gastgeber und Schauspieler zum Erfahrungsaustausch im Himmeroder Hof zusammen. Und der fiel angeregt aus: Viele Teilnehmer taten ihre Begeisterung über das neuartige Lesungsformat kund.
"Wann bekommt man heutzutage schon noch etwas vorgelesen?", sagte etwa Jutta Möller, die sich um der faszinierenden Sprache willen zusammen mit ihrem Mann Hans für die Lesung aus Joris-Karl Huysmans Skandalroman "Tief unten" entschieden hatte.
Gastgeber dieser Lesung war das Ehepaar Falko und Ursula Ritter, und der Austausch im Himmeroder Hof gab dem Experten Gelegenheit, mit Lesefest-Initiator Robert Hucho über Erstausgaben der rar gewordenen Publikation zu fachsimpeln.
Bürgermeister Stefan Raetz hatte sein Wohnzimmer derweil für die Lesung aus Hugo Claus' "Stillschweigen" zur Verfügung gestellt. "So eine inszenierte Lesung im kleinen Kreis hat eine ganz andere Sogwirkung als etwa ein Hörbuch", begeisterte auch er sich.
Birgit Formanski hatte der Lesung aus Herman Brusselmans "Generation Nix" gelauscht und zollte vor allem der Inszenierung von Schauspielerin Doris Lehner Respekt. "Sie hat die Szenen sehr gut ausgewählt, eingeleitet und mimisch inszeniert", sagte sie.
Auch für die Schauspieler war das Lesefest eine bereichernde Erfahrung: "Die Bühne des Euro Theater Central ist zwar auch klein, aber ein derart privater Rahmen war neu für mich", sagte etwa Knud Fehlauer, Vorleser aus "Tief unten".
"Wir haben gejubelt, als Robert Hucho uns das Lesefest anbot: Theater an ungewöhnliche Orte zu bringen und Zuschauernähe zum Darsteller bei Wahrung der professionellen Distanz herzustellen - das entspricht genau unserem Konzept", schwärmte Ulrike Fischer vom Euro Theater Central.
Den Schwerpunkt auf belgische Literatur hatte "Rheinbach liest" anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft mit Deinze gelegt. Im kommenden Jahr soll es wieder ein Lesefest geben, dann mit anderem Schwerpunkt. "Wir hoffen, dass sich das ungewöhnliche Konzept durch die gelungene Premiere etabliert", sind sich Hucho und Kooperationspartner Andreas John von der Buchhandlung Kayser einig.