Corona-Schutz in Klassenräumen Rheinbacher Schulen sollen Luftfilter testen
Rheinbach · Der Rheinbacher Stadtrat ringt um die richtigen Lüftungskonzepte zum Corona-Schutz nach den Sommerferien. Ein Modellversuch soll Klarheit bringen.
Mit dem Einsatz hocheffizienter Luftpartikelfilter in Schulen will die Stadt Rheinbach in ausgewählten Klassenräumen beginnen. Der Stadtrat folgte jetzt mit diesem Beschluss einem Vorschlag des CDU-Abgeordneten Joachim Schneider bei der jüngsten Sitzung.
Ausgangspunkt war ein Antrag der FDP-Fraktion, kurzfristig den Einsatz solcher HEPA-Luftfilter in Schulen und Kitas zu prüfen und sie bis zum Jahresende anzuschaffen. (HEPA: High Efficient Particulate Airfilter). Mögliche Förderprogramme von Bund und Land sollten dafür geprüft werden.
Vorbereitungen auf neue Gefahren
Die Viruskrankheit Covid-19 wird hauptsächlich durch Aerosole –winzige Tröpfchen in ausgeatmeter Luft – übertragen. Deshalb müsse man die Luft reinigen, so die FDP und verwies auf „industrielle Raumluftsysteme“. Diese seien weiterentwickelt worden, um sie zu niedrigen Kosten in Schulen und Kitas einsetzen zu können.
Das Karlsruher Institut für Technologie der Helmholtz-Gesellschaft habe bei Tests festgestellt, dass Aerosole durch hoch wirksame Filter „konstant auf niedrigem Niveau gehalten werden können“, so die FDP-Fraktionsvorsitzende Jana Rentzsch. Bis Herbst müsse man auf neue Infektionsgefahren vorbereitet sein. Dagegen erhob der 1. Beigeordnete Raffael Knauber Einwände.
Es werde zu einfach und vorschnell gedacht. Viele mobile und stationäre Lüftungsanlagen hätten sich als „Elektroschrott“ erwiesen. Gute stationäre Anlagen kosten nach Knaubers Aussage 14 000 Euro pro Stück. Zunächst müssten an allen Schulen die Voraussetzungen überprüft werden.
Kritik von der UWG
Laut Empfehlung des Umweltbundesamtes sei das Lüften von Räumen die wirksamste Vorbeugung. Zu den „beachtlichen Kosten“ sei viel Manpower nötig. Die Aktion würde sich über Jahre hinziehen. Nach seiner Kenntnis sähen das alle rechtsrheinischen Kommunen genauso.
Dieter Huth (UWG) teilte die Sorge um die Schulen. Er verwies auf ein Förderprogramm der Bundesregierung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, von denen pro Schule 500 000 abgerufen werden könnten. Jedoch fragte er sich: „Wo ist der Sinn dieser Sache?“ Wenn überhaupt, müsse man mit den Schulen besprechen, welche Räume infrage kämen, und nicht pauschal sagen: „Das wollen wir machen.“ Huth warnte: „Das können wir nicht stemmen.“
Auch Georg Wilmers von der SPD verwies auf den „sehr hohen Aufwand“, wollte man allen Schulen normalen Unterricht ermöglichen. Man sollte es der Verwaltung überlassen, zu prüfen, ob es notwendig wäre, solche Mittel einzusetzen. Luftfilter nannte Wilmers „eine Aufgabe für übergeordnete Instanzen“. Es stehe nur fest, dass das viel Aufwand erfordere, während er den Ertrag „fragwürdig“ fand.
Am Ende einigt sich der Rat
Auch seine Parteikollegin Martina Koch vermisste eine Garantie, dass mit Filtern Unterricht möglich sei. Das Problem, dass viele Schulen nicht belüftet werden können, sei nicht auf einen Schlag durch die Beschaffung von Luftfiltern lösbar. Antragstellerin Rentzsch bestand darauf, dass jetzt ein klares Konzept für die Schulen nötig sei.
Man habe „bisher nichts getan“ und müsse sicherstellen, dass Unterricht so normal wie möglich laufen könne. Timo Wilhelm-Buchstab (CDU) pflichtete ihr bei, man dürfe die Sache nicht „versaubeuteln“, weil kein Geld da sei. Nachdem sich auch Bürgermeister Ludger Banken für den Vorschlag Schneiders ausgesprochen hatte, zunächst mit einigen Luftfiltern Erfahrungen zu sammeln, beschloss der Rat dies einstimmig.