Classics-Teilnehmer Dieter Schoen im Interview "Das Blubbern des Motors ist wie Musik"

Rheinbach · Den Cowboyhut lässt er nie zu Hause, wenn er in einen seiner fünf Thunderbirds steigt. Wenn schon Leidenschaft für US-amerikanische Schlitten, dann auch richtig. Der Heimerzheimer Dieter Schoen fährt am Sonntag ab 11 Uhr mit im Oldtimer-Korso, dem Höhepunkt der Rheinbach Classics. Mit ihm sprach Hans-Peter Fuß.

Mit welchem Auto nehmen Sie an der Rallye teil?
Dieter Schoen: Mit einem 1960er Thunderbird Cabrio. Von dieser Baureihe existieren vermutlich nur 67 Modelle.

Die technischen Daten?
Schoen: Er hat 300 PS, 5800 ccm Hubraum, acht Zylinder. Er fährt maximal 190 Stundenkilometer. Die fahre ich aber nie aus. Auf 100 Kilometer verbraucht er 16 bis 18 Liter Sprit. Er hat ein elektrohydraulisches Verdeck, elektrische Fensterheber und Sitzverstellung. Es war das am weitesten entwickelte Fahrzeug seiner Zeit. Der Thunderbird wurde ab 1955 gebaut und war schneller als jeder europäische Sportwagen. Er kostete damals 3600 Dollar und war damit in etwa so teuer wie der teuerste Mercedes.

Wird der Wagen für den Korso besonders herausgeputzt?
Schoen: Nein. Er wird geputzt wie immer. Meine Wagen sind immer in einem guten Zustand. Ich putze und poliere sie einmal die Woche. Ich fahre aber auch nur bei schönem Wetter. Besonders die Reinigung der Speichen ist aufwendig.

Wie lange dauert denn die Säuberung eines Wagens?
Schoen: Zwischen vier und sechs Stunden. Ich mache ja alles mit der Hand. In eine Waschanlage fahre ich nie. Ich habe Angst, dass die Bürsten Streifen auf dem Lack hinterlassen.

Schrauben Sie selbst an Ihren Wagen herum?
Schoen: In jeder freien Minute. Kleinere Reparaturen mache ich selbst. Sicherheitsrelevante Sachen lasse ich in der Werkstatt machen.

Ist es schwierig, Ersatzteile zu bekommen?
Schoen: Mit den Jahren habe ich mir ein ganzes Ersatzteillager zusammengekauft. Ich suche auch auf Autofriedhöfen in den USA.

Wann ist Ihre Leidenschaft für die Donnervögel entbrannt?
Schoen: Schon als junger Mann haben mir diese Autos gefallen. 1997 habe ich mir dann mit meinem ältesten Sohn einen 1964er Thunderbird gekauft. Rotes Cabrio, schwarzes Leder, schwarzes Verdeck. Aber die Bremsen funktionierten nicht, die Maschine gab bald ihren Geist auf, der Kühler war defekt, die Elektrik marode und die Auspuffanlage kaputt.

Da haben Sie ja reichlich Erfahrung als Mechaniker gesammelt.
Schoen: Richtig. Mein Sohn hat dann den 64er übernommen. Ich habe mir einen türkisfarbenen 65er gekauft und auch den von Grund auf saniert. Und wir haben uns als "Teileträger" noch einen 65er gekauft, der recht preisgünstig zu haben war. Den habe ich aber auch restauriert. Später stellte sich allerdings heraus, dass der Motor kein original 390er T-Bird-Motor war, sondern ein 351er Cleveland.

Was haben diese Wagen gekostet?
Schoen: Zu den Kaufpreisen möchte ich nichts sagen. Mein wertvollster Wagen ist sicherlich der 1963er, von dem nur 453 Stück gebaut wurden. Er dürfte jetzt 70 000 Euro wert sein.

Was macht die Faszination des Oldtimer-Fahrens aus?
Schoen: Schon das Blubbern des V 8-Motors ist für mich wie Musik. Ich schalte das Autoradio gar nicht erst ein. Und es ist schön, wenn Passanten und die Polizei grüßen und wenn aus anderen Autos auf der Autobahn im Vorbeifahren Fotos gemacht werden.

Sie besitzen fünf Thunderbirds, das bedeutet einen großen Aufwand an Zeit und Geld....
Schoen: Ja, wir haben einen ganzen Schwarm Donnervögel. Es ist schon ein erheblicher Aufwand, alle Autos in Schuss zu halten. Deshalb überlege ich, mich von einem Wagen zu trennen. Den Grünen darf ich aber nicht verkaufen, denn meine Frau ist seinem Charme erlegen.

Zur Person

Dieter Schoen wurde 1941 in Bramsche bei Osnabrück geboren. Als gelernter Industriekaufmann legte er 1982 die Meisterprüfung als Gebäudereiniger ab. Seit 1979 führt er in Bonn eine große Gebäudereinigungsfirma. Inzwischen sind drei seiner vier Söhne in die Firmenleitung eingestiegen. Schoen lebt mit seiner Frau Monika in Swisttal-Heimerzheim.

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