Großbaustelle Das „größte Loch Rheinbachs“ ist ein riesiger Filter

Rheinbach · Der Wasserversorger Erftverband baut an der Bundesstraße 266 zwischen Rheinbach und Oberdrees auf 5000 Quadratmetern Fläche ein besonderes Regenrückhaltebecken. Mancher spricht angesichts der Ausmaße vom "größten Loch Rheinbachs".

 Ein neues Regenrückhaltenbecken entsteht an der B 266 neben dem Bauhof in Rheinbach.

Ein neues Regenrückhaltenbecken entsteht an der B 266 neben dem Bauhof in Rheinbach.

Foto: Axel Vogel

Wer eher gedankenverloren mit seinem Wagen oder seinem Fahrrad auf der B 266 zwischen Rheinbach und Oberdrees unterwegs ist, der wundert sich seit Tagen, dass sich nur unweit der Kläranlage des Erftverbandes ein immer größer werdendes Loch im Erdboden auftut – manche sprechen bereits vom „größten Loch Rheinbachs“. Auf rund 5000 Quadratmetern Fläche baut der Wasserversorger Erftverband einen sogenannten Retentionsbodenfilter. Das mächtige Bauwerk ist somit so etwas wie Regenrückhaltebecken und Filteranlage in einem.

Der nahgelegene, zumeist gemächlich plätschernde Wallbach soll mit Hilfe der Anlage nicht nur bei starken Niederschlägen entlastet werden. Sie soll darüber hinaus auch Spurenstoffe aus dem Abwasser entfernen. Die Bauarbeiten sollen im Dezember abgeschlossen sein und rund 3,6 Millionen Euro kosten, wie Luise Bollig, Pressesprecherin des Erftverbandes, auf Anfrage des General-Anzeigers erklärte.

Bei starken Niederschlägen kann der Retentionsbodenfilter als Erdbecken circa 12,3 Millionen Liter mit Schmutzwasser vermischtes Regenwasser zwischenspeichern. Der Clou: Mit zeitlicher Verzögerung gibt das Bauwerk dann später die angefallenen Wassermassen stark gedrosselt in den Wallbach ab.

Nicht wundern dürfen sich die Auto- und Radfahrer künftig, dass ein großer Schilfwald auf dem Gelände in die Höhe wächst. Denn: Das gespeicherte Mischwasser durchströmt eine Filterschicht aus feinem Sand, die mit Schilf bepflanzt ist. Dabei werden nach Angaben des Erftverbands ungelöste und sogar gelöste Schmutzstoffe herausgefiltert.

Teil eines Pilotprojekts

Das Filterbauwerk im XXL-Format ist übrigens Teil eines Pilotprojekts. Der Erftverband möchte testen, ob der neue Filter in Rheinbach darüber hinaus auch bei Trockenwetter in Betrieb genommen und ob gereinigtes Abwasser aus dem Ablauf der Kläranlage Rheinbach in das Becken eingeleitet werden kann. Mit Hilfe eines Aktivkohlefilters ist die Anlage nicht nur in der Lage, die Filterleistung des Beckens deutlich zu erhöhen: „Versuchsergebnisse an einem auf der Kläranlage Rheinbach aufgebauten Modellbodenfilter zeigen, dass Spurenschadstoffe wie zum Beispiel Rückstände von Arzneimitteln und Haushaltschemikalien zu mehr als 80 Prozent aus dem gereinigten Abwasser entfernt werden können“, hatte Bollig bereits beim Beginn der Bauarbeiten im Februar berichtet.

Das Unternehmen mit Sitz in Bergheim erhofft sich von dem Pilotprojekt in Rheinbach insbesondere Erkenntnisse über die Entfernung von Spurenstoffen im Abwasser. Das Land fördert den Bau und die begleitende Forschung zu mehr als 60 Prozent.

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