Umfrage So denken Menschen aus der Region über Freiheiten für Geimpfte

Rhein-Sieg-Kreis · Dass durch die Corona-Notbremse Grundrechte eingeschränkt werden, passt nicht allen Politikern. Am Montag diskutierten Bund und Länder deshalb darüber, Geimpften Rechte zurückzugeben. Bei den Menschen im Rhein-Sieg-Kreis zeichnete sich dazu ein relativ klares Meinungsbild ab.

 Mehr Rechte für Geimpfte? Das diskutieren Bund und Länder.

Mehr Rechte für Geimpfte? Das diskutieren Bund und Länder.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Sollte es Erleichterungen bei Ausgangssperren, Kontakten und Reisen für Menschen geben, die gegen das Coronavirus geimpft sind oder sich von einer Covid-19-Erkrankung erholt haben? Darüber diskutierten am Montag Bund und Länder. Der GA hat sich unter den Menschen im Rhein-Sieg-Kreis umgehört: Viele befürworten mehr Rechte für Geimpfte, haben aber auch Bedenken.

In der Rheinbacher Hauptstraße ergab sich am Montagnachmittag ein buntes Meinungsbild: „Erst, wenn das Impfangebot allen Bürgern zur Verfügung steht, finde ich es richtig, dass es für Geimpfte Lockerungen gibt“, sagte die Studentin Ronja Schustkowski (23).

Derselben Ansicht ist auch Jasmin in’t Veld. „Ich fände es unfair, solange es noch die Einstufungen in die verschiedenen Priorisierungsgruppen gibt“, sagt die 24-jährige Buchhändlerin. Im gleichen Alter ist auch die Tochter von Susanne Wolter. „Sie ist noch lange nicht dran, würde sich aber sehr gerne impfen lassen“, weiß die 57-Jährige. Daher plädiert die Erzieherin dafür, Loyalität zu zeigen und mit Lockerungen der Einschränkungen abzuwarten, bis die Priorisierung aufgehoben ist.

„Wer soll das alles kontrollieren?“

Rainer Taake (72) wägt das Für und Wider ab und ist unentschlossen. Vor allem fragt sich der Rheinbacher, wie die Umsetzung der Maßnahme in der Realität aussehen soll. „Wer soll das alles kontrollieren? Zum Beispiel, wenn eine Gruppe von 20 Leuten im Café zusammensitzt, dann muss doch irgendwer nachprüfen, ob alle geimpft sind oder eben nicht“, gibt der Pensionär zu bedenken.

Dass Geimpfte früher Freiheitsrechte zurückerhalten, hält Annette Hilger für sinnvoll. „Weil es eine Rücknahme der Einschränkung der Rechte ist“, argumentiert die 37-Jährige, stellt aber klar, dass dies nur unter einer Voraussetzung vonstatten gehen dürfe: „Es muss absolut sicher und wissenschaftlich belegt sein, dass von Geimpften keine Ansteckung mehr ausgeht“, betont die Bildungsreferentin.

 Annette Hilger aus Rheinbach

Annette Hilger aus Rheinbach

Foto: Matthias Kehrein

Auch wenn aufgrund ihres Alters aktuell noch lange kein Impfangebot in Aussicht steht, ist eine 16-jährige Schülerin, die nicht namentlich genannt werden möchte, dafür, Einschränkungen für Geimpfte aufzuheben. „Ich glaube, dass nur so die Geschäfte überleben und dann hoffentlich noch existieren, wenn ich endlich an der Reihe bin und wieder in die Stadt kann“, positioniert sich die Gymnasiastin.

Alle müssen Chance auf Impfung haben

Werner Hambuch aus Königswinter ist bei der Frage zwiegespalten. Auf der einen Seite möchte der 79-Jährige nicht, dass durch „Sonderrechte“ für Geimpfte eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ entstehe. Andererseits findet er: „Ich würde es natürlich begrüßen, wenn das Ganze bald vorbei ist.“ Wenn Geimpfte beispielsweise wieder ins Theater dürften, würde das dieser Branche sicherlich helfen, meint Hambuch. Sein erster Impftermin ist am Dienstag.

Annette Loth aus Niederkassel teilt Hambuchs Sorge. „Ich finde Erleichterungen für Geimpfte gut, aber nur dann, wenn alle eine Chance auf eine Impfung bekommen haben“; sagt die 47-Jährige. „Ansonsten käme es zu einer Zweiklassengesellschaft.“

Der Niederkasseler Kevin Braun ist noch nicht geimpft, berichtet er am Montagnachmittag. Zumindest seine Freundin, die in einem systemrelevanten Beruf arbeitet, sei es aber bereits. „Sie findet es gut, weil sie gerne reist und Konzerte besucht. Ich finde es deshalb ebenfalls gut“, sagt der 34-Jährige zu mehr Rechten für Geimpfte.

Oliver Böhle ist überzeugt von den Vorteilen: „Die Diskussion ist sinnvoll und plausibel, gerade im Hinblick auf Urlaubsplanung oder Alltagserleichterung, beispielsweise beim Einkauf“, meint der 55-Järhige aus Niederkassel, gibt aber zu bedenken: „Ob als Voraussetzung alle ein Impfangebot erhalten haben müssen, ist eine weitere Frage.“

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