Drei Stelen zum Gedenken Denkmal im Rheinbach erinnert an Kriegsverbrechen
Rheinbach · Am Morgen des 26. Januar 1945 wurden im Rheinbacher Stadtpark drei junge Menschen von Schergen des Naziregimes hingerichtet – ohne Anklage, ohne Prozess, ohne Urteil. Jetzt wurde eine Gedenkstätte errichtet.
Zehn Grad unter null zeigte das Thermometer am Morgen des 26. Januar 1945, als sich wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs rund 150 Menschen, zumeist Zwangsarbeiter aus Polen und der Ukraine, im winterlichen Rheinbacher Stadtpark versammelten, um einer schauerlichen Inszenierung beizuwohnen: Zwischen zwei Eschen wurden drei junge Menschen von Schergen des Naziregimes hingerichtet – ohne Anklage, ohne Prozess, ohne Urteil. Nach Fliegerangriffen hatte das Trio beim Trümmerräumen eine Damenstrickjacke und ein paar Flaschen Wein gefunden und eingesteckt. Einstimmig beschloss der Rheinbacher Rat jetzt – 72 Jahre nach der Ermordung – den drei jungen Ukrainern eine Gedenkstätte im Stadtpark zu errichten.
Samt und sonders aus Spenden – wie bei den ersten in Rheinbach verlegten Stolpersteinen – soll das laut Entwurf aus drei Stelen bestehende Kunstwerk finanziert werden. In dem Ratsbeschluss ist festgelegt, dass Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) einen entsprechenden Spendenaufruf initiiert. Wie der GA erfuhr, sind 3000 bis 4000 Euro für die Realisierung des nicht unumstrittenen Vorhabens vonnöten. Hintergrund: Schon 2011 hatte der Kulturausschuss mit der Mehrheit von CDU und FDP eine Gedenkstätte an dieser Stelle abgelehnt (der GA berichtete). Begründung seinerzeit: Es gebe in Rheinbach bereits genügend Orte des Gedenkens.
Ort des Gedenkens geschaffen
Bereits im September vergangenen Jahres hatte sich der Rat für die Errichtung einer Gedenkstätte, ermöglicht aus Spendengeldern, ausgesprochen. Für wochenlange Debatten hinter verschlossenen Türen hatte nach GA-Informationen allerdings der Wortlaut der beabsichtigten Inschrift auf den drei Stelen gesorgt. Wie Raetz während der Ratssitzung erklärte, haben sich die fünf Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD, FDP, UWG und Grünen aber nunmehr auf einen Textvorschlag einigen können (siehe Kasten).
Peter Mohr, der die Schicksale jüdischer Rheinbacher Familien erforscht und dokumentiert sowie die Gedenkstätte im Innenhof des Rheinbacher Rathauses mitinitiiert und -gestaltet hat, ist froh, dass die Gräueltat einen adäquaten Ort des Gedenkens findet. Viel zu lange sei über die willkürliche Todesstrafe geschwiegen worden. Rund 40 Zeitzeugen befragte der frühere Marinesoldat (Kapitän zur See) und profunde Kenner der Rheinbacher Historie rund um die Stunde null, um den Hergang der Ermordung der drei Ukrainer zu recherchieren. In seinem Essay „Sollen hängen zum Gespött...“ beschreibt er die Willkürtat akribisch.
Vollstrecker nahm sich später selbst das Leben
Peter Spaak, Wladislaus Talzschaview und Wladislaw Dedjarew waren auf verschiedenen Bauernhöfen in Rheinbach und umliegenden Ortschaften als sogenannte Fremdarbeiter eingesetzt, nachdem sie in ihrer ukrainischen Heimat „einfach von der Straße weggefangen“ worden waren, wie Peter Mohr im Gespräch berichtet. An einem „mobilen Galgen“, einem schlichten, zwischen zwei Bäumen angebrachten Balken, sind die drei jungen Männer, alle unter 18 Jahren, erhängt worden. Gegenüber den anderen Zwangsarbeitern sollte ein schauriges Exempel statuiert werden.
Der gefundene Textentwurf für die Gedenkstätte ist als fortlaufendes Schriftband über alle drei Stelen vorgesehen, sagt Mohr. Das Stelentrio soll aus Granit gefertigt werden. Den Entwurf selbst hat Steinmetzmeister und Bildhauer Heinz Samulewitz aus Rheinbach gefertigt.
Der Rheinbacher Polizeichef, der die Tötung der Ukrainer, gedeckt vom damaligen Bürgermeister, anordnete, nahm sich 1965 das Leben. Er erhängte sich und setzte seinem Leben auf die gleiche Weise ein Ende, wie es damals den drei Ukrainern genommen wurde.