Glückliche Hasen in Oberdrees Der Osterhase knabbert gerne am Wirsing

RHEINBACH · Wenn R250 7423 das mit Liebe geschnittene, mundgerecht drapierte Wirsinggemüse erblickt, das Heinz Josef Schneider gerade an seinen Stall bringt, schlackert der stattliche, lohfarbig-schwarze Rammler buchstäblich mit den langen Ohren.

 Hasenzüchter Heinz Josef Schneider aus Oberdrees mit seinem lohfarbig-schwarzen Rammler.

Hasenzüchter Heinz Josef Schneider aus Oberdrees mit seinem lohfarbig-schwarzen Rammler.

Foto: Axel Vogel

Den Osterhasen des Oberdreeser Züchters glänzt das Fell in der aus Wolken hervorlugenden Frühlingssonne. Neugierig begutachten sie jeden Besucher in der Zuchtscheune - von Angsthasentum ist nichts zu sehen. Den Langohren des 63 Jahre alten, gelernten Landwirts geht es gut - übrigens nicht nur zu Ostern.

Zwar behandelt Schneider seine Tiere nicht wie x-beliebige Nummern, dafür bekommen sie aber welche - anstatt eines Namens. Dieses Vorgehen sieht der Züchterverband so vor. R250 7423 heißt so, weil sein Besitzer Mitglied - und Zweiter Vorsitzender sowie Vizeschriftführer - im Kaninchenzuchtverein R250 Swisttal ist.

Im weiteren Teil des Ziffernnamens steht die 7 für den Geburtsmonat Juli, die 4 fürs Geburtsjahr 2014, die 23 für die 23. Geburt eines Tieres im Verein. Die Möglichkeit, dass R250 7423 schon 2004 das Licht der Welt erblickte, gibt es übrigens nicht. "Kaninchen und Hasen werden nie älter als zehn Jahre", weiß der langjährige Züchter, dem es die weich befellten Vierbeiner seit mehr als drei Jahrzehnten angetan haben.

Neben den Hasen mit dem edel gezeichneten Fell züchtet der Oberdreeser auch rot-braune Hasenkaninchen, zudem hat er Wachteln und bis zu 20 Hühner samt Hahn. "Ich mag einfach die Natur", sagt der Altersteilzeitler, der als Verwaltungsangestellter im Rechenzentrum der Bundeswehr auf der Bonner Hardthöhe tätig war.

Über Umwege gelangte er zur Hasen- und Kaninchenzucht: Schneider angelt. Mit glänzenden Augen schildert er die Eindrücke eines Angelurlaubs in Irland. Obgleich er echte Lachse am Haken hat, ist ihm das Hobby mit Rute dann irgendwann doch zu eintönig geworden. Seit 1985 ist er Züchter.

Wenn Heinz Josef Schneider den Speiseplan seiner zehn Alt- und 25 Jungtiere herunterbetet, wird klar, warum der Volksmund solch eine gesunde Lebensweise umgangssprachlich als "Kaninchenfutter" bezeichnet: Neben der Leibspeise Wirsing werden vom Züchter handgeschälte Möhren sowie Schneiders "Strukturfutter", bestehend aus Hafer, Gerste, Luzernen, Kräutern oder Müsli, von seinen Tieren heiß herbeigesehnt.

"Ich füttere nur, was die Tiere auch auf den Feldern finden würden", sagt er. Wer behauptet, seine Züchtungen seien Angsthasen, wie der Volksmund Glauben machen will, darf sich bei einem Besuch im Stall eines anderem belehren lassen: "Angst haben sie keine, sie gewöhnen sich schnell an den Menschen", sagt Schneider. Anders sieht es allerdings bei den frei lebenden Vertretern ihrer Art aus (siehe Kasten).

Übrigens: Hasen und Kaninchen sehen sich zwar ähnlich, sind aber nicht miteinander verwandt. Somit besteht auch nicht die Gefahr, dass sich Kurz- und Langohren paaren, wie Schneider berichtet. Wer seinen Kindern ganzjährig den Besuch des Osterhasen daheim als Züchter ermöglichen will, braucht nicht viel außer Platz für Ställe und Futter sowie eine Möglichkeit, den Dung zu entsorgen, was bei einer kleinen Zucht schon über die Biotonne möglich wäre.

Im Sommer greift Schneider auf ein altes Hausmittelchen für Kühlungssuchende zurück: Er hängt feuchte Tücher an die Ställchen. Große Hitze ist seinen Hasen ein Graus. Klirrend kalte Minusgrade im Winter machen seinen Tieren hingegen nichts aus. "Die kalte Jahreszeit ist unproblematisch", berichtet Schneider. Das Winterfell schützt seine Vierbeiner - ganz ohne Hausmittelchen.

Wer mehr über die Zucht von Hasen und Kaninchen erfahren will, bekommt Infos und Hintergründe unter www.schneider-hasen.de.

Swisttaler Verein mahnt: Rückzugsräume für Hasen werden immer kleiner

Dass die Lebensräume für Hasen in unserer Region immer enger werden, darauf wies jetzt Norbert Phiesel vom Swisttaler Verein "Rettet Bäume und Biotope" hin. Hasen stellten gewisse Ansprüche an ihren Lebensraum. "Dieser wird in unserer ausgeräumten Feldflur, der Zülpicher Börde, insbesondere im Gemeindegebiet Swisttal vielfach nicht mehr erfüllt", berichtet Phiesel.

Gehölze und Hecken hätten in den vergangenen Jahren stetig abgenommen. Grasstreifen wie auch Feldraine würden immer schmaler und weniger. Dafür, so der Vereinschef, würden Ackerflächen durch Zusammenlegungen immer größer, Zudem verschwinden nicht mehr benötigte Grasfeldwege, die in Ackerland umgewandelt werden, "ohne jedweden Ersatz und Ausgleich".

Bestes Beispiel dafür sei der Verkauf eines rund 500 Meter langen Grasfeldweges zwischen der A 61 und Gut Vershoven. nach Dafürhalten des Vereins sei dieses Geschäft "trotz vorgetragener Einwände und Bedenken unseres Vereins und somit wider besseren Wissens" von einer Mehrheit des Swisttaler Gemeinderates beschlossen worden.

Bernd Kreuer, Sprecher der Gemeinde Swisttal, weist die Kritik am Verkauf des Grundstücks auf GA-Anfrage zurück: Der Hauptausschuss und der Rat hätten sich zuvor intensiv mit der Angelegenheit befasst. Und: "Eine Ausgleichsfläche ist ebenfalls gegeben", erklärte Kreuer. Und: Die Beschlüsse des Hauptausschusses und des Gemeinderates stünden fest auf rechtlich abgesicherten Füßen.

Hasenzüchter Heinz Josef Schneider aus Oberdrees sieht den Hasen in freier Natur ebenfalls als gefährdet an. "Anders als das Kaninchen ist der Hase kein Nesthocker", berichtet der 63-Jährige. Heißt: Sobald Hasen ihre bis zu drei Jungtiere zur Welt gebracht haben, "laufen die direkt mit", so Schneider.

Gefährdet seien die wild lebenden Langohren insbesondere durch "Greifvögel und die zunehmende Technisierung der Landwirtschaft", wie der gelernte Landwirt weiß. Zudem appelliert Schneider an alle Hundehalter, die mit ihren Vierbeinern in den Feldfluren unterwegs sind. "Hunde sind dort unbedingt an die Leine zu nehmen, damit sie Jungtiere nicht jagen."

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