Forstwirtschaft in Rheinbach Der Wald als Ort der Erholung

Rheinbach · Jeder, der möchte, konnte jetzt beim Spaziergang mit Stadtförster Sebastian Tölle Einblicke in die Rheinbacher Forstwirtschaft gewinnen.

 Waldbegehung in Rheinbach mit Förster Sebastian Tölle (r); im Gespräch mit Dieter Huth

Waldbegehung in Rheinbach mit Förster Sebastian Tölle (r); im Gespräch mit Dieter Huth

Foto: Axel Vogel

„Die Bürger nehmen den Wald bewusst wahr“, findet Bürgermeister Stefan Raetz. Es gingen oft Anrufe von besorgten Bürgern ein, die sich beispielsweise wegen vermehrter Baumfällungen Sorgen machten. Denn der Wald rund um Rheinbach sei nicht nur ein Schutzgebiet, weil er das Zuhause vieler Tiere darstelle, sondern auch ein Ort der Erholung für die Bürger, fügte Stadtförster Sebastian Tölle hinzu.

Welche Probleme bei der Pflege und Bewirtschaftung eines Waldgebietes auftauchen können, erzählte der Stadtförster interessierten Bürgern bei der jährlichen Begehung des Rheinbacher Stadtwaldes. Tölle freute sich über den „zufriedenstellenden Zustand des Waldes“ und die damit verbundene Wirtschaftlichkeit.

Die Eichen hätten im vergangenen Jahr eine so große Menge an Saatgut erbracht, dass man Sorge gehabt habe, die Äste könnten unter der Last zusammenbrechen, berichtet Tölle. Zwölf Tonnen Eicheln wurden im vergangenen Jahr gesammelt. 10,5 Tonnen hätte man ihnen abgenommen, berichtet er. Ganze 55.000 Euro hätten seine Kollegen und er an Umsatz eingenommen. Nach Abzug der Kosten verblieb ein Gewinn von rund 30.000 Euro.

Daran könne man sehen, dass es sich um „hochwertige Bäume“ handle, erläuterte der Förster. Trotz der enormen Menge Eicheln, die in letzter Zeit bereits von den Bäumen gefallen waren, können Spaziergänger auf dem Waldboden erneut Eicheln entdecken. Das komme eigentlich nicht oft vor, so Tölle. Auch der Holzverkauf verlief im letzten Jahr erfreulich: Das Holz der Eiche und der Buche sei zu einem guten Preis verkauft worden, ebenso das Holz der Fichte. Die Buchen und schwachen Eichen hingegen seien eher schwieriger zu vermarkten gewesen. In diesem Jahr drückten ferner der niedrige Ölpreis und die vorangegangenen milden Winter den Umsatz aus dem Holzverkauf, bedauert Tölle.

Eine der größeren „Baustellen“ im Rheinbacher Stadtwald ist der Windwurf an der Weiler Kante (der GA berichtete). Um die Fläche nachhaltig bewirtschaften zu können, seien hier größere Aufwendungen vonnöten. Zuerst pflanzten die Förster auf der Fläche zur Kulturvorbereitung eine größere Anzahl Pflanzen. Dass die Bodenfläche vollständig bepflanzt wurde, liege daran, dass nur ein geringer Teil der Kulturen es schaffen würde, ein starkes Wurzelwerk zu entwickeln, gerade zu wachsen und damit zu einem langfristigen Bestandteil des Waldes zu werden, so Tölle. Um zu gewährleisten, dass keine Tiere die Pflanzen in ihrem Wachstum behinderten, sei die Waldfläche eingezäunt worden, beschreibt Tölle das Vorgehen.

Obwohl die Förster im Rheinbacher Wald nach eigenem Bekunden ungern mit chemischen Hilfsmitteln arbeiteten, sei es in diesem Fall notwendig gewesen, um die Rehe von den Blättern fernzuhalten. Durch diese Maßnahmen seien höhere Kosten aufgekommen als es in anderen Zeitabschnitten der Fall sei. Aber: Um langfristig Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu erzielen, dürfe man auf keine nötigen Investitionen verzichten.

Tölles Idee von einem idealen Wald bestehe darin, eine möglichst große Pflanzenvielfalt zu erreichen, berichtete er. Damit meint er sowohl eine Artenvielfalt, als auch unterschiedliche Wachstumsstadien und Höhen. Durch das Auslichten, Fällen und Nutzen entstünde ein „dynamischer“ Wald mit mehreren „Schichten“, so Tölle. Ein weiteres Thema, das die Rheinbacher Forstwirtschaft beschäftige, sei das Fällen von Bäumen, die sich an Straßenrändern befinden. Sie stellten unter Umständen eine Gefahr für die Nutzer der Straßen dar und würden deshalb entfernt.

Die Böden des Waldes seien „staunass“ und damit „schwer zu bewirtschaften“, informierte Tölle. Aus diesem Grund seien vor Jahrzehnten Gräben auf dem Waldboden angelegt worden, damit das stehende Wasser abfließen könne. Heute sei die Devise „alles so natürlich wie möglich“ zu lassen. Deshalb werden die Gräben bald entfernt.

Der Wald werde, abgesehen von den Spaziergängern, auch von Reitern genutzt. Es gebe zwar bereits Reitwege, die Instandhaltung dieser sei aber kosten- und zeitaufwendig. Deswegen werde in Erwägung gezogen, die Reitwege auf die Hauptwege zu verlagern.

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