S23 Dichterer Takt frühestens 2017

Rheinbach · Das Bild wiederholt sich viermal in der Stunde: Die Ampel zeigt Rot, die Schranken gehen herunter und für lange Minuten dreht sich kein Rad mehr an der Aachener Straße in Rheinbach. Viermal in der Stunde staut es sich vom Bahnhof der Glasstadt bis in die Innenstadt.

 Zu langsam unterwegs sind die S 23-Züge. Folge: Trotz Millioneninvestitionen gibt's keinen besseren Takt zwischen Rheinbach und Bonn. FOTO: AXEL VOGEL

Zu langsam unterwegs sind die S 23-Züge. Folge: Trotz Millioneninvestitionen gibt's keinen besseren Takt zwischen Rheinbach und Bonn. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember vergangenen Jahres werden die Nerven von Autofahrern, Anwohnern und Geschäftsleuten auf diese Weise strapaziert. Hinzu kommt, dass die Bahnkunden mit dem Angebot der S 23 zwischen Euskirchen und Rheinbach, dem Grund, warum sich die Schranken schließen, alles andere als zufrieden sind - nett gesagt. Über Auswege aus diesem Dilemma machten sich jetzt die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt, Planung und Verkehr ihre Gedanken.

Einig sind sich alle Fraktionen darin, dass die laut gemeinsamem Antrag an den Zweckverband des Nahverkehr Rheinland (NVR) "gravierende Verschlechterung des Services" seit der Einführung der Vareo-Züge so rasch wie möglich rückgängig gemacht werden muss. Mit Hinweis auf Investitionen im zweistelligen Millionenbereich auf der S 23-Route, etwa in neue Haltepunkte, die Renovierung bestehender Bahnhöfe, die Erweiterung des zweigleisigen Ausbaus, ein elektrisches Stellwerk und nicht zuletzt neue Züge, fordern die Rheinbacher Kommunalpolitiker, zum ursprünglichen 15-Minuten-Takt zurückzukehren.

Wegen des schlechteren Taktes, der damit beeinträchtigten Umsteigeverbindungen in Bonn und Euskirchen Richtung Köln und zurück, sowie der hohen Unzuverlässigkeit der S 23 stiegen viele Pendler bereits von der Bahn aufs Auto um. Dies jedoch sei aus Umweltschutzgründen und verkehrspolitisch nicht erstrebenswert, schreiben CDU, SPD, UWG, Grüne und FDP an den Zweckverband. Unterstützung für den Wutbrief aus Rheinbach kommt vom CDU-Fraktionschef im Zweckverband NVR, dem Alfterer Kreistagsabgeordneten Oliver Krauß. Bereits nach dem Bekanntwerden der inakzeptablen Schwierigkeiten auf der S 23 habe sich der Zweckverband fraktionsübergreifend für die unverzügliche Beseitigung der Mängel eingesetzt. Und: Das Betriebskonzept habe gezeigt, dass es dringend geboten sei, die Planungen für eine Elektrifizierung der Strecke zu konkretisieren.

Das sehen auch die Bahnnutzer in Rheinbach so. "Die Elektrifizierung und der weitere zweigleisige Ausbau der Strecke müssen in den ÖPNV-Bedarfsplan aufgenommen werden", sagte Klaus Beer (CDU). Die Rückkehr zum 15-Minuten-Takt sei nicht möglich, wenn der Standort der sogenannten Systemkreuzung wieder geändert würde, meinte Georg Wilmers (SPD). Heißt: Seit einem Jahr treffen sich die Züge aus beiden Richtungen am Bahnhof in Odendorf. Die Folge: Seitdem müssen in Rheinbach vier- statt bislang zweimal die Schranken schließen. "Wir fordern, dass die Kreuzung wieder in Rheinbach stattfindet", so Wilmers.

"Drei Jahre Planung sind wohl zu kurz, um vernünftig agieren zu können", sagte Hans-Peter Höfel (CDU) mit hörbarer Ironie in der Stimme. Große Hoffnungen auf eine rasche Elektrifizierung hege er nicht: "Das ist keine Sache für 2017, sondern 2033", erklärte der sachkundige Bürger.

Die SPD beantragte zudem, dass die Antworten des NVR in Sachen Serviceverbesserung rasch im Ausschuss diskutiert werden. Dies, so Wilmers, könne nur mit einer Rückverlegung der Systemkreuzung nach Rheinbach geschehen. In dem erst vor wenigen Tagen eingetroffenen Schreiben erklärt der Verband, dass eine Rückkehr zum 15-Minuten-Takt zwar technisch, aber nicht betrieblich möglich ist. Grund sei der probeweise Stopp an der Bedarfshaltestelle Kottenforst. Heißt: Bis zum Dezember 2016 müssen sich die Rheinbacher mit dem ungünstigeren Takt abfinden. Mit den Stimmen von SPD, Grünen und UWG bei Enthaltung von drei CDU-Vertretern votierte der Ausschuss für den SPD-Vorschlag.

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