Volkshochschule Rheinbach Die Digitalisierung gestalten

RHEINBACH · "Was bringt uns die Digitalisierung?" Das war das zentrale Thema beim Neujahrsempfang der Volkshochschule (VHS) Meckenheim, Rheinbach, Swisttal mit Wachtberg im Glasmuseum Rheinbach im Himmeroder Hof.

 Per Smartphone ein Schloss öffnen: Um Digitalisierung ging es beim Empfang der VHS in Rheinbach.

Per Smartphone ein Schloss öffnen: Um Digitalisierung ging es beim Empfang der VHS in Rheinbach.

Foto: dpa

Festredner war Professor Michael Klein, Generalsekretär von acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, die Politik und Gesellschaft in technikwissenschaftlichen und technikpolitischen Fragen berät und sich für einen Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie für die Förderung technikwissenschaftlichen Nachwuchses einsetzt.

Der Vortrag bildete den Auftakt einer Reihe, die der VHS-Schwerpunkt 2015 sein wird. "Wir haben mehrere Veranstaltungen für dieses Jahr geplant, die sich alle mit Digitalisierung beschäftigen werden", machte VHS-Chef Adrian Grüter deutlich. Der Vortrag war eingebettet in ein musikalisches Rahmenprogramm der VHS-Musikschule, das die Kreissieger des Wettbewerbs "Jugend musiziert", Florian Plücker (Klavier), Lukas Restle (Fagott), Almut Nagel (Klavier) sowie Arved Finke (Posaune), gestalteten.

Alle Plätze im Ratssaal waren besetzt, als Klein kurzweilig Chancen und Risiken der Vernetzung auf der Basis von Festnetz und Mobilfunk aufzeigte. Als Produktion der Zukunft bezeichnete Klein die sogenannte Industrie 4.0, die das "Internet der Dinge, Daten und Dienste beschreibt und Produktions-, Logistik- und Arbeitsprozesse künftig verändern wird". Das Internet der Dinge sei die Vernetzung von Maschinen und Dienstleistungen mit dem Internet, so dass die Gegenstände selbstständig mit dem Netz kommunizieren könnten.

"Industrie 4.0 ist heute schon Realität", sagte Klein und machte darauf aufmerksam, dass mit der Digitalisierung eine neue Prozess- und Arbeitsorganisation einhergehe. So entstünden neue Geschäftsmodelle wie "car-sharing" (Dienstwagen gibt es nicht mehr, man teilt sich Autos), oder "crowdfunding" (Ideenentwickler suchen sich Finanzierungshilfen über das Internet), aber auch neue Arbeitsformen wie das home-office (von zu Hause statt im Büro arbeiten).

Auch der Einzelne werde zusehends mit der Digitalisierung konfrontiert, ist der Wissenschaftler überzeugt: Selbstfahrende Autos, mobile payment (mit Mobilgeräten bezahlen), Smart Clothes (Kleidung, die mit nicht sichtbaren elektronischen Geräten und Funktionen ausgestattet ist) - all das gibt es schon. Kritik äußerte Klein an dem "typisch deutschen Phänomen" des ausgeprägten Datenschutzes. "Darüber müssen wir in der Gesellschaft diskutieren. Unsere Vorstellung von Datenschutz werden wir international nicht durchsetzen können", meint Klein.

Der Online-Kauf werde zunehmen, so der Professor weiter. "Was passiert aber dann mit den Innenstädten, mit den Verkaufsflächen?", laute eine der Fragen für die Zukunft.

Das Ziel der Digitalisierung sei nicht die Vernetzung an sich, sondern dass wir "besser, gesünder, sicherer und näher leben. Digitalisierung ist nur das Mittel dazu", verdeutlichte der Referent. Diskutiert werden müsse in der Gesellschaft auch der Preis, den die Gesellschaft für mehr Vernetzung, die zugleich auch mehr Kontrolle beinhalte, zu zahlen bereit sei. Für Klein ist klar, dass die Zukunft sich diesbezüglich komplett verändern werde. "Daten, das heißt individuelle Information, sind die Ware der Zukunft. Die Digitalisierung kommt. Wir müssen sie nur gestalten", forderte Klein.

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