Kulturabend Die Franzosen zu Gast in Rheinbacher Buchhandlung Kayser

Rheinbach · Das Literaturhaus Bonn stellte in der Rheinbacher Buchhandlung Kayser Frankreich als Gastland der Buchmesse vor. Heraus kam ein Abend, der sprachlich Grenzen überwand.

Laurence Tardieu (2. v. r) stellte ihr Buch „So laut die Stille“ in Rheinbach vor. Mit dabei waren (v. l.) Almuth Voss, Sabine Osthoff, Christoph Ahrweiler und Moderator Landry Charrier.

Laurence Tardieu (2. v. r) stellte ihr Buch „So laut die Stille“ in Rheinbach vor. Mit dabei waren (v. l.) Almuth Voss, Sabine Osthoff, Christoph Ahrweiler und Moderator Landry Charrier.

Foto: Axel Vogel

Es ist nicht mehr lange hin und die Frankfurter Buchmesse öffnet wieder ihre Tore. In diesem Jahr ist Frankreich – erstmals seit 1989 – wieder Gastland und schickt bereits seit Februar Delegationen verschiedener Literaten für Lesungen nach Deutschland. Seit seiner Gründung im Jahre 2011 stellt das Literaturhaus in Bonn im Vorfeld der großen Literaturmesse jährlich das aktuelle Gastland im Rahmen einer zweisprachigen Lesereihe vor.

Dank der diesjährigen Zuschüsse des Landes NRW können zusätzlich zu der traditionell in der Bundeskunsthalle stattfindenden Lesung drei weitere unter dem Titel „Die Franzosen kommen“ in Bonn und Umgebung angeboten werden.

So gastierte in der Auftaktveranstaltung in Rheinbach die in Frankreich vielfach literarisch ausgezeichnete Autorin Laurence Tardieu und stellte ihre Neuerscheinung „So laut die Stille“ in der Buchhandlung Kayser vor.

Autobiografisches Werk von Laurence Tardieu

Für Besucher, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, boten die Gespräche bei dieser Abendveranstaltung eine klangvolle Abwechslung zum Alltag in deutscher Sprache, doch im Verständnis der Erläuterungen des Werks eine Herausforderung.

Ohne die dolmetschende Unterstützung von Almuth Voß vom Literaturhaus Bonn hätte manch einer der Moderation von Landry Charrier, Leiter des Institut Francais Bonn, nicht folgen können. Nichtsdestotrotz erlangten alle Zuhörer eindrucksvoll Einblicke in das neue autobiografische Werk Laurence Tardieus, das thematisch private und politische Ereignisse verknüpft.

Tardieu schreibt in ihrem neuen Roman über das Haus ihrer Kindheit in Südfrankreich, das verkauft werden soll. Durch den Verkauf verliert sie nicht nur physisch den geliebten Ort, sondern ihr droht auch der Verlust von Erinnerungen an die Jugend, an die Großmutter und Mutter. Durch Sprache und Literatur dagegen lassen sich Erinnerungen bewahren, ist sie überzeugt. An diesem Werk habe die Autorin bereits zwei Monate geschrieben, übersetzt Voß, bevor die Ereignisse vom 7. Januar 2015, dem Tag des Anschlags auf die Redaktion von Charly Hebdo, ihre Schaffensphase durchschnitten.

Alle Worte seien weg gewesen, zurückgeblieben sei Stille. Die 1972 in Marseille geborene Autorin verknüpft ihre persönlichen Empfindungen zu beiden Themen und beschreibt für den Leser greifbar nahe das Leben in Paris in der Zeit der Anschläge.

Ausgewählte deutsche Textauszüge aus der spontan geschriebenen Autobiografie las Schauspielerin Sabine Osthoff aus Bochum, wovon Tardieu sichtlich bewegt war. Aufgrund eines guten Deutschunterrichts in der Schule und vielen Besuchen in Bayern habe sie eine emotionale Bindung zu Deutschland.

Übersetzungen seien immer eine zweischneidige Sache, aber auch sehr spannend, da das Buch bei der Übersetzung eigene Wege gehe. Als Leserin selbst sei sie dankbar, dass fremdsprachige Werke übersetzt würden, da man so Einblicke in andere Welten erlange und sprachliche Grenzen überwunden werden.

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