„Frauen an den (Brand)Herd“ Die Freiwillige Feuerwehr Rheinbach wirbt um Frauen

RHEINBACH · Sie sind Tag und Nacht für die Rheinbacher Bürger in Alarmbereitschaft: Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr verzeichnen für 2017 bereits 173 Notfalleinsätze. Um Personalengpässen entgegenzuwirken, werben die Brandschützer um Jugendliche und Frauen.

 Frontalzusammenstoß auf der L 158 bei Rheinbach: Auch bei diesem Unfall war die Feuerwehr im Einsatz. ARCHIVFOTO: VOGEL

Frontalzusammenstoß auf der L 158 bei Rheinbach: Auch bei diesem Unfall war die Feuerwehr im Einsatz. ARCHIVFOTO: VOGEL

Foto: Axel Vogel

Für die Mannschaftsstärke der Rheinbacher Feuerwehr war der jüngste Tag der offenen Tür ein Segen: Drei erwachsene „Quereinsteiger“ und vier Jugendliche konnten gewonnen werden, berichtete Wehrleiter Laurenz Kreuser im Feuerwehrausschuss des Stadtrates. Dann sollte man vielleicht einen zweiten solchen Tag anberaumen, lautete ein ironischer Vorschlag aus den Reihen der CDU.

Denn die Freiwillige Feuerwehr der Stadt ist derzeit zwar noch gut aufgestellt. Doch es kommen geburtenschwache Jahrgänge. „Wir brauchen Manpower“, lautete eine Schlussfolgerung im Ausschuss. Bürgermeister Stefan Raetz sah zur Besorgnis noch keinen Anlass: „Wir fallen nicht in ein Loch.“ Aktuelle Überlegungen würden aus einer „Position der Stärke“ angestellt.

Notfall-Einsätze steigen

In Kreusers neuen Zahlen ausgedrückt sind das 313 Aktive (2016 waren es 304) mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren. 273 Männern stehen 40 Frauen gegenüber. Die Jugendfeuerwehr allerdings schrumpfte von 112 auf 96 Blauröcke mit einem Durchschnittsalter von knapp 14 Jahren. 74 davon sind männlichen, 22 weiblichen Geschlechts. Zusammen mit der Ehrenabteilung zählt die Rheinbacher Wehr derzeit 496 Köpfe bei einem Durchschnittsalter von 36 Jahren.

Die Zahl der Notfall-Einsätze für die Wehrleute steigt. Waren es 2016 insgesamt 276, stehen für 2017 bereits 173 Einsätze in der Statistik Kreusers. Zunehmend werde technische Hilfeleistung angefordert, etwa wenn Leute vor verschlossenen Wohnungstüren stehen. Der Wehrführer führte das auf zunehmendes Durchschnittsalter der Bürger zurück. Ebenfalls vermehrt wird die Feuerwehr zu Hilfseinsätzen auf der Autobahn gerufen.

Winfried Weingartz (CDU) fragte nach der psychischen Belastung bei solchen Unfällen. Kreuser bekannte: „Ich würde mich niemals davon freisprechen, dass mir dabei nicht schlecht wird“. Den Helfern müsse ihrerseits Hilfe angeboten werden. Nach jedem Einsatz werde abgefragt, wer Probleme habe. Auf Kreisebene stehe die „Psychosoziale Unterstützung“ (PSU) zur Verfügung.

Bürgermeister Raetz äußerte sich beeindruckt darüber, was von den Feuerwehrkameraden „jede Woche, jeden Tag geleistet wird“. Zugleich nehme die Bürokratie zu: „Wir müssen so viel dokumentieren, um richtig abrechnen zu können oder wenn was passiert“, so Kreuser. Als Beispiel nannte er die Uniformen: Nach einer neuen Vorschrift müsse dokumentiert werden, wie oft sie gewaschen werden, sie dürften nur begrenzte Zeit genutzt werden.

„Frauen an den (Brand)Herd“

Raetz dankte den vielen Freiwilligen, denn durch deren Engagement spare die Stadt die Kosten für eine Berufsfeuerwehr. Als Hauptproblem nannte er die Tagesalarmgruppe, die sich aus Mitarbeitern der Stadt zusammensetzt. Sie wird tagsüber bei kleineren Einsätzen alleine, bei größeren Einsätzen zusätzlich zu den sonstigen Kräften alarmiert und besteht aus zwölf Leuten. Auch Vizebürgermeister Karl-Heinz Kerstholt (SPD) würdigte den Einsatz der Blauröcke: Der Wert sei „für die Bürgerschaft gar nicht zu beschreiben“. Zugleich verlangte er Klarheit über Probleme der Zukunft und bessere Bedingungen. Es könne nicht sein, dass für dieses ehrenamtliche Engagement der Jahresurlaub geopfert werden müsse.

Um Personalengpässen entgegenzuwirken, werde verstärkt um Frauen geworben. Kreuser stellte dazu Slogans einer Werbekampagne vor: „Frauen an den (Brand)Herd“ oder „Frauen sind zu schwach (vertreten)“. In der Nachwuchsförderung wirbt die Feuerwehr unter anderem mit dem Satz: „Wir brennen für den Einsatz“.

Doch wirksamer könnte der Hinweis sein, dass bei der Jobsuche manche Firmen Feuerwehrleute wegen deren Fähigkeiten im „Multitasking“ sowie den technischen und organisatorischen Kenntnissen bevorzugen.

Bewährt haben sich nach Kreusers Worten die sogenannten „Notfallpunkte“, mit denen die Rettern die Position eines Patienten orten können.

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