Interview mit Bernd Schumacher "Die Leute erwarten das von mir"

Bernd Schumacher (61) ist ein Tausendsassa: Wolfgang Niedecken, Kumpel aus Jugendzeiten, nennt ihn den besten Rolling-Stones-Sänger Deutschlands. Als Musiker ist der Rheinbacher auf den Bühnen der Region unterwegs, am Freitag, 11. April, erscheint sein neuestes Buch "Die Rückkehr der Hexe". Mit dem Krimiautor, Sänger und Lehrer sprach Mario Quadt.

 Literarische Reise ins Mittelalter: Bernd Schumacher (links) und sein Verleger Winrich C.-W. Clasen stellen "Die Rückkehr der Hexe", das neueste Buch von Bernd Schumacher, vor.

Literarische Reise ins Mittelalter: Bernd Schumacher (links) und sein Verleger Winrich C.-W. Clasen stellen "Die Rückkehr der Hexe", das neueste Buch von Bernd Schumacher, vor.

Foto: Roland Kohls

In den vergangenen Monaten haben wir Sie oft als Sänger in rheinischer Mundart erlebt. Hat das auf Ihr Buch abgefärbt?
Bernd Schumacher: Wir haben uns gegen den Dialekt entschieden - mit meinem Rheinbacher Verleger Winrich C.-W. Clasen zusammen. Wir schließen bei der Lektüre sonst die Leute aus, die nicht aus der Gegend kommen.

Der zweite Grund ist: Es gibt keine gängige Schreibweise für rheinische Mundartbegriffe. Was in dem einen Ort seit Jahrhunderten immer so geschrieben und ausgesprochen wurde, ruft ein Dorf weiter zumindest Stirnrunzeln hervor.

Die spannende Frage ist, ob "Die Rückkehr der Hexe" eine Fortsetzung Ihrer Rheinbacher Trilogie mit "Februarblut", "Wer mit dem Teufel tanzt" und "Das Nibelungenkomplott" ist?
Schumacher: Es ist nicht die Fortsetzung der Trilogie, sondern der Anfang von etwas ganz Neuem. Dabei handelt es sich um einen außergewöhnlichen Kriminalfall, der vor etwa 350 Jahren zur Zeit der Hexenverfolgung spielt. Als Schüler besuchte ich die Grundschule Bachstraße, die zu Füßen des Hexenturms liegt.

Schon damals übte dieses Überbleibsel aus der Rheinbacher Vergangenheit eine mystische Faszination auf mich aus. Da ist es verständlich, dass ich auch über diese dunkle Epoche einmal einen Roman schreiben wollte.

Ihre ersten drei Bände sind eine Reminiszenz an das Rheinbach der 50er, 60er und 90er Jahre. Wie schwer ist es da, sich als Autor in die Zeit des ausgehenden Mittelalters zu versetzen?
Schumacher: Nun, es geht alles etwas beschaulicher zu im 17. Jahrhundert. Das schnellste Gefährt, das es damals gab, war ein Pferdefuhrwerk. Die Grundlage des Buches sind historische Figuren aus Rheinbach und der Umgebung, denen übel mitgespielt worden ist.

Man kann sagen: Die Hexenverfolgung war eine Verschwörung der Oberschicht, bei der es um Macht und Geld ging. Diese Ausgangssituation ist eine herrliche Vorlage, einen spannenden Plot zu verfassen.

Wie war es Ihnen möglich, über die Zeit der Hexenverfolgung zu forschen?
Schumacher: Es gibt das alte Buch eines Rheinbacher Gymnasiallehrers aus der Zeit um 1881, in dem es um Hexen geht. Den Band der 1981 noch einmal herauskam, habe ich verschlungen. Fasziniert hat mich der Erlebnisbericht des hiesigen Gerichtsschöffen Hermann Löher aus dem 17. Jahrhundert, der in der ehemaligen Jesuitenbibliothek im heutigen Sankt-Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel einzusehen ist. Löher ist von Flerzheim über Meckenheim nach Amsterdam geflohen, weil ihm die Leute ans Leder wollten.

Die diffusen Hintergründe der Hexenprozesse soll ein Dominikanerpater aus Köln ermitteln. Was findet dieser in Rheinbach vor? Schumacher: Mit meinen Pater Philipus von der Velde prallen im Buch zwei Welten aufeinander: Er ist modern und kommt aus einer Großstadt. In Rheinbach und den umliegenden Dörfern trifft er auf viele Widerstände und den fest verwurzelten Hexenglauben.

Man muss sich das mal vorstellen: 130 Menschen sind 1636 wegen der Anschuldigung, eine Hexe oder ein Zauberer zu sein oder zumindest zu ihnen zu gehören, in Rheinbach verbrannt worden. Mein Buch ist aber kein Historienbuch mit erhobenem Zeigefinger. Als sich eine angeklagte Wirtswitwe ein wenig in Philipus verguckt, habe ich noch eine kleine Liebesgeschichte mit eingebaut.

Wer Sie kennt, weiß, dass Sie Ihre Buchvorstellungen nicht nur zum Verlesen knackiger Textpassagen nutzen...
Schumacher: Ich glaube, die Leute erwarten von mir, dass es eine Verbindung von Lesung, Musik und Bildern gibt. Ich bin ein Mensch, der mit Musik lebt, darum habe ich für die Vorstellung einige Eigenkompositionen erstellt - mal heiter, mal nachdenklich. Dazu gibt es Bilder, die meine Frau Ruth ausgesucht hat.

Wann führen Sie das "Gesamtkunstwerk" erstmals auf?
Schumacher: Am Freitag, 11. April, 19.30 Uhr, in der historischen Aula von 1911 des Sankt-Joseph-Gymnasiums in Rheinbach, einem wunderschönen Leseort. Dass die Schule jahrzehntelang zu einem Nonnenkloster gehörte, macht einen besonderen Reiz aus.

Dass Sie mit Ihrem neuesten Buch Neuland beschreiten und nicht die Rheinbach-Trilogie fortsetzen, wissen wir schon. Ist denn eine Fortsetzung zu "Die Rückkehr der Hexe" denkbar?
Schumacher: So viel ich weiß, leben einige Protagonisten am Ende des Buches noch. "Schaun mer mal", sagte einst ein berühmter Mann aus Bayern.

Das 244 Seiten starke, aufwendig bebilderte Buch erscheint im Rheinbacher CMZ-Verlag und kostet 13 Euro. Vorgestellt wird es am Freitag, 11. April, 19.30 Uhr, im Gymnasium Sankt Joseph, Stadtpark 31. Tickets zum Preis von zehn Euro sind ab sofort in der Buchhandlung Kayser, Hauptstraße 28 in Rheinbach, unter der Rufnummer 02226/92630 erhältlich.

Zur Person

Bernd Schumacher ist Lehrer von Beruf. Er lehrt Wirtschaftslehre und Politik an der Rheinbacher Glas-Fachschule, ist 61 Jahre alt, verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Einem gewissen Wolfgang Niedecken, späterer BAP-Gründer, folgte er in der Rheinbacher Band "The Troop" nach. 1974 legten sich die Musiker, die sich im Tennisklub trafen, einen neuen Namen zu: Tiebreaker. Bis heute genießt die Band Kultstatus in Rheinbach.

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