Rheinbacher Krimitage Die Zuhörer erwarteten auch Gesellschaftskritik und Kabarett

RHEINBACH · Um die Verfilzung von Politik und Wirtschaft sowie um das Verschwinden einer Journalistin ging es zuletzt bei den Rheinbacher Krimitagen. Die Lesereihe, die die Buchhandlung Kayser mit wechselnden Kooperationspartnern anbot, fand am Sonntag mit einem Krimi-Kabarett ihren Abschluss.

 Thriller-Autor Horst Eckert stellt in Rheinbach sein Buch "Schwarzlicht" vor.

Thriller-Autor Horst Eckert stellt in Rheinbach sein Buch "Schwarzlicht" vor.

Foto: Henry

Ein Unfall? Wohl kaum: Wenige Tage vor der Wahl wird der NRW-Ministerpräsident im Pool eines Luxus-Penthouses am Düsseldorfer Hafen aufgefunden. Kommissar Vincent Veih spürt schnell den wachsenden politischen Druck auf die Ermittlungen; er soll an der kurzen Leine gehalten und das Gewaltverbrechen in der öffentlichen Sprachregelung verharmlost werden. Dazu freilich ließ es Autor Horst Eckert nicht kommen: Bei der Lesung aus seinem neuesten Roman "Schwarzlicht" führte er seinen gewissenhaften Protagonisten unerschrocken mitten in die Verfilzung von Politik und Wirtschaft.

Andreas John, Inhaber der Buchhandlung Kayser und Initiator der Krimitage, begrüßte bei der Lesung des renommierten Thriller-Autors knapp zwei Dutzend Gäste in den Räumen der Öffentlichen Bücherei Sankt Martin als Kooperationspartner. John würdigte das Spannungswerk des "Syndikalisten" als "kritische Gesellschaftsromane statt bloßer Suche nach einem Serienmörder".

Und in der Tat gab der Autor an, auch selbst eher von solchen Krimis gepackt zu sein, die mehr sind als die Suche nach dem Mörder. "Ich war immer ein passionierter und kritischer Leser, bevor ich ein Autor wurde", sagte der 54-jährige Wahl-Düsseldorfer beim lebhaften Austausch im Anschluss an die Lesung.

Sorgfältige Recherche liegt allen Romanen des preisgekrönten Autors und erfahrenen Journalisten zugrunde. "Die Geschichte muss rund sein, bevor ich anfange zu schreiben." Mit Kommissar Vincent Veih hat Eckert nun erstmals einen Protagonisten erschaffen, der noch nicht "auserzählt" ist, und so dürfen sich Fans des Romans "Schwarzlicht" auf ein Wiedersehen im nächsten Krimi freuen.

SWISTTAL-MORENHOVEN.
Die letzte Veranstaltungsreihe der Rheinbacher Krimitage hatte eine besondere Überraschung parat: ein vom Autor Sven Görtz selbst ernanntes Krimi-Kabarett. "Ich bin durch Zufall auf Görtz aufmerksam geworden und bin sehr gespannt, was er uns auf der Bühne zeigen wird", leitete der Inhaber der Buchhandlung Kayser, Andreas John, den Abend im Kreaforum in Morenhoven ein.

Eine Besonderheit an der Lesung des erst vor zweieinhalb Wochen erschienenen Buches "Da haben wir den Salat" war nicht nur Görtz' facettenreiche Erzählstimme; vielmehr spielte er dem Publikum die Geschichte seines neuen Romans vor. So schlüpfte er in die Figuren seines Buches und schuf eine spannende Atmosphäre voller Überraschungen, Witz und Humor.

Ein Protagonist ist der ermittelnde Hauptkommissar Christoph Rubin, der in der von Görtz frei erfundenen Stadt Bad Löwenau im Fall der verschwundenen Journalistin Beatrice Hofmann ermittelt. Auf der Suche nach Spuren forscht er mit dem Journalisten Carl Bernstein, was der Glücksmediziner und Kurarzt Dr. Rehbein mit der Sache zu tun haben könnte.

Dabei ahmte Görtz etwa den Akzent eines italienischen Restaurantbesitzers oder eines an Rehbeins Glücksseminar teilnehmenden Russen perfekt nach. Als der Autor eine Szene beschreibt, in der Rubin Musik aus einem geöffneten Fenster hört, greift er zur E-Gitarre und singt.

"Mein Ziel ist es, mit möglichst vielen Mitteln Unterhaltung zu erreichen. Je mehr ich dabei mischen kann, desto mehr gefällt es mir und damit meinem Herzen", so Görtz. Gekonnt kam dabei seine angenehme Lesestimme zum Einsatz. Als besonderes Schmankerl erhielten die Zuschauer außerdem eine zum Roman passend konzipierte Zeitung, den Bad Löwenauer Anzeiger, auf den Görtz während der Lesung immer wieder zurückkam.

Außerdem mimte Görtz einen Nachrichtensprecher, der über den Fall berichtet. Der zu Rubin gehörende Hund - ein Golden Retriever namens Freitag - thronte in Form eines Plastikmodells neben dem Autor. Insgesamt lieferte Görtz eine gelungene, spannende und zugleich witzige Lesung. Im Anschluss folgten eine Signierstunde und die Ausstrahlung des Schimanski-Films "Loverboy".

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