Initiative gegen das Wegwerfen Diese Rheinbacher kämpfen gegen Plastikmüll

Rheinbach · Eine Rheinbacher Initiative möchte sensibel machen gegen das gedankenlose Wegwerfen. Die Gruppe namens „Plastikmüllfreies Rheinbach“ kämpft gegen Umweltverschmutzung.

 Vernetzungstreffen: (v.l) Stefan Raetz, Jörg Nawrath, Doris Kübler, Sabine Kirstein und Pia Grünberg zeigen alternative Einkaufsbeutel aus Stoffrest (Handtuch) und Einkaufsnetze.

Vernetzungstreffen: (v.l) Stefan Raetz, Jörg Nawrath, Doris Kübler, Sabine Kirstein und Pia Grünberg zeigen alternative Einkaufsbeutel aus Stoffrest (Handtuch) und Einkaufsnetze.

Foto: Matthias Kehrein

Im Meer schwimmen nicht nur Meerestiere. Auch immer mehr Plastikmüll flutet die Ozeane, der Abertausende von Meeresbewohnern und Seevögeln das Leben kostet. "Und wenn wir ehrlich sind: die Stadt ist auch nicht mehr so sauber wie früher, hauptsächlich, weil Müll rumliegt", stellte Bürgermeister Stefan Raetz fest. Das zustimmende Gemurmel der rund 50 Interessierten beim ersten Vernetzungstreffen "Plastikmüllfreies Rheinbach" im Ratssaal Himmeroder Hof zeigte, dass auch sie diese Wahrnehmung von viel umherliegendem Einweg-Plastik teilen. Eingeladen zum ersten Treffen hatten die Fairtrade-Steuerungsgruppe Rheinbach und Bürgermeister Raetz als Schirmherr mit dem Ziel, eine Gruppe "Plastikmüllfreies Rheinbach" zu gründen. Sie soll die Folgen gedankenlosen Konsums ins Blickfeld und nachhaltig ins Bewusstsein der Bürger rücken sowie weitere Maßnahmen identifizieren, welchen Beitrag jeder in Rheinbach konkret zur Vermeidung der Müllflut leisten kann.

"Es gibt bereits diverse Initiativen bei uns. Wunderbar wäre es, sie alle in der Steuerungsgruppe zu vernetzen", sagte die Sprecherin der Fairtrade-Steuerungsgruppe, Doris Kübler. Als Beispiele nannte sie unter anderem die Aktion "Faire Masche - unsere Tasche": als Alternative zur Einweg-Einkaufstüte hat die Steuerungsgruppe das Grundmodell eines selbst gehäkelten Einkaufsnetzes als Mehrfachtragetasche vorgestellt. Und im April 2019 habe der Stadtrat beschlossen, Einweg-Geschirr bei öffentlichen Veranstaltungen zu verbieten.

Ein Geschirr-Mobil gibt es ebenfalls, das zum Beispiel beim Ramershovener Kartoffelfest zum Einsatz kommt. Raetz nannte auch den Bio-Innovation-Park in Klein Altendorf, dessen Forschungsinstitut sich der Entwicklung von alternativen Verpackungsformen im Handel widme. Einig waren sich alle, dass Plastik oder Kunststoff nicht mehr wegzudenken ist, wie etwa in der Medizin. Aber vermeidbar sind zum Beispiel Einweg-Wegwerf-Artikel wie "Coffee-to-go-Becher" oder auch Einweg-Plastikgetränkeflaschen.

Rheinbach will plastikfrei werden

Lebhafte Diskussionen gab es, als ein Kunststoff-Ingenieur "Kunststoff-Bashing" monierte, das derzeit festzustellen sei. "Kunststoff ist ein super Werkstoff", fand er und regte an, für die Begrifflichkeit zu sensibilisieren. Denn natürlich müsse das Problem Plastikmüll angegangen werden. Aber es gehe doch eher nicht um "Plastik frei", sondern um frei von Einweg-Artikeln. Widerspruch erntete er allerdings, als er die Plastikfolie um Gurken als sinnvoll für längere Haltbarkeit wertete. Eine jugendliche Teilnehmerin hielt dagegen, wenn Obst schlecht werde, sei es besser, es ohne Plastik in den Bioabfall zu geben.

Reiner Verspai schlug die Begrifflichkeit "Plastik reduziert" anstelle von "Plastik frei" vor. Er berichtete aus Großbritannien, wo es das Label "Plastic Free Communities" der "Surfers against sewage" (sinngemäß Surfer gegen schmutziges Abwasser) gibt. "Ein solches Label ist immer dann von Vorteil, weil es damit klare Zielvorstellungen und Dokumentationen gibt", sagte er. Verliehen werde das Label an Kommunen unter bestimmten festgelegten Bedingungen, zum Beispiel, wenn eine bestimmte Anzahl von Geschäften bei mindestens drei Artikeln auf Plastik verzichte. Zudem müsse es entsprechende Aktionen in Vereinen, Schulen und Institutionen, eine Steuerungsgruppe und mindestens zwei Aktivitäten jährlich geben, die sich an die Bürger wenden.

Ingeborg Renckendorf, die sich für ein plastikmüllfreies Alfter engagiert, berichtete vom Runden Tisch mit Vereinen, Institutionen und Interessierten, die schon einiges angestoßen haben. "Wir werben zum Beispiel für Leitungswasser statt Wasser aus Plastikflaschen", sagte sie. Bei einem Workshop mit Melanie Olbrich fand ein reger Austausch statt, wie jeder durch umweltbewusstes Umdenken im Alltag Müll vermeiden kann. Wie Norbert Sauren, Pressesprecher der Stadt, sagte, meldeten sich gleich am Vernetzungsabend mehr als 30 Interessierte für die Mitarbeit in der neuen Steuerungsgruppe.

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