Offener Brief von Waldbauern Dürre und Borkenkäfer setzen dem Wald in Rheinbach zu

Rheinbach · Dürre und Borkenkäfer schaden nahezu allen Baumarten im Wald. Forstleute aus Rheinbach schildern Politikern jetzt in einem offenen Brief ihre Probleme.

 Kahlschlag bei Hilberath. Förster Edgar Kroymann (von links) und Michael von Brauchitsch sprechen mit den Privatwaldbesitzern Heinz Jöbsch und Karl-Heinz Schaefer über die Schäden durch Wassermangel und Borkenkäfer-Befall.

Kahlschlag bei Hilberath. Förster Edgar Kroymann (von links) und Michael von Brauchitsch sprechen mit den Privatwaldbesitzern Heinz Jöbsch und Karl-Heinz Schaefer über die Schäden durch Wassermangel und Borkenkäfer-Befall.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Einen erschreckenden Anblick bieten Wälder in der Region: Kahle vertrocknete Bäume sind keine Seltenheit mehr. Und das nicht nur bei Nadelhölzern, denen der Borkenkäfer seit einigen Jahren flächendeckend den Tod bringt. Nach den aufeinander folgenden Dürrejahren 2018 und 2019 sowie dem trockenen Frühjahr 2020 sind die Folgen auch bei Laubbäumen wie Buche und Eiche unübersehbar.

In einem offenen Brief an die Politiker auf Stadt-, Kreis-, Landes- und Bundesebene schlug die Forstbetriebsgemeinschaft Rheinbacher Höhen Alarm. Dem Zusammenschluss gehören rund 130 Waldbesitzer an, die zusammen eine Fläche von rund acht Quadratkilometern bewirtschaften. „Nahezu alle Baumarten, dies sind in unseren Wäldern primär die Buche, die Eiche, die Fichte und auch die Kiefer, sind betroffen oder werden in den nächsten Jahren geschädigt sein und absterben“, schreibt der Vorsitzende Michael von Brauchitsch.

Die Waldbauern seien wirtschaftlich existenziell geschädigt, weil Aufarbeitung und Verkauf des Holzes nicht die Kosten der Neuaufforstung deckten. In den ersten 30 Jahren nach einer Aufforstung verursache der Wald nur Kosten, bringe jedoch keine nennenswerten Einnahmen. Ohne angemessene Hilfe könnten die Waldflächen daher oftmals nicht mehr aufgeforstet werden. Und das wiederum habe Folgen für Klima, Wirtschaft und Arbeitsmarkt.

Mittelfristig viele Arbeitsplätze im Cluster Holz betroffen

Den Angaben zufolge binden aktive Waldflächen je Hektar und Jahr rund 13 Tonnen Kohlenstoffdioxid. Nicht aufgeforstet binde der Wald hingegen keine nennenswerte Menge. Abgesehen von den Waldbauern selbst bekommen die wirtschaftlichen Folgen der Walddürre laut von Brauchitsch rund 1,1 Millionen Menschen im sogenannten Cluster Forst- und Holzwirtschaft zu spüren. Sie arbeiten etwa in der holzverarbeitenden Industrie, der Papierwirtschaft, der energetischen Holznutzung oder bei Zulieferern. Auch in Rheinbach seien mittelfristig viele Arbeitsplätze im Cluster Holz gefährdet.

Den Kommunalpolitikern haben die Waldbauern eine Reihe von Lösungsvorschlägen unterbreitet, zu denen Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz Stellung genommen hat. Die Probleme im Wald sieht er dabei genau wie die Waldbauern: Trockenheit und Schädlingsbefall, Überangebot an Holz wegen notwendiger Fällung kranker Bäume mit der Folge deutlichen Preisverfalls.

Dies und steigende Kosten für die Wiederaufforstung mache die Waldbewirtschaftung zunehmend defizitär. Die Lenkung ökologischer Ausgleichsmaßnahmen auf die privaten Waldflächen, wie von den Waldbauern vorgeschlagen, wären laut Raetz eine Möglichkeit. Allerdings habe die Stadt Rheinbach für ihre Maßnahmen natürlich den stadteigenen Wald im Fokus.

Ein privater Waldbesitzer könnte ausgewählte Flächen beim Rhein-Sieg-Kreis melden und zum Beispiel in ein Ökokonto einbuchen. Danach dürfe er sich privatrechtlich auf dem freien Markt um entsprechende Vertragspartner kümmern, die ihm diese Ökopunkte abkaufen. Gleiches gelte für direkte projektbezogene Ausgleichsmaßnahmen.

Das von den Waldbauern vorgeschlagene klimaneutrale Heizen mit verstärkter Nutzung von Hackschnitzeln bei der Heizung der öffentlichen Gebäude werde laut Raetz in Rheinbach schon praktiziert, etwa an der Grundschule Merzbach. Auch werde schon jetzt bei öffentlichen Bauvorhaben sogenanntes klimaneutrales Bauen mit dem verstärkten Einsatz von Holz stets geprüft.

Eine Absage erteilt der Bürgermeister der Ausweitung der Wegeinstandhaltung durch die Stadt Rheinbach auch auf das Waldwegenetz im Privatwald. Das kommunale Waldwegenetz sei schon Aufgabe genug für den städtischen Forst. Der vorgeschlagenen ergebnisoffenen Diskussion über Windenergie im Wald erteilt Raetz eine Absage: „Eine Verspargelung des Rheinbacher Waldes mit dann auch notwendigen Zuwegungen und Abholzungen lehne ich ab. Die Erholungsfunktion des Waldes würde deutlich leiden. Wir haben eine passende Konzentrationszone für Windenergie zwischen Rheinbach und Meckenheim ausgewiesen.“

Auch einen Ruheforst zur Bestattung von Menschen gebe es im Rheinbacher Wald bislang „aus gutem Grund nicht“. Dies hätte für die Stadt enorme Auswirkungen auf die dann teurer werdenden anderen, klassischen, Bestattungsformen. „Wir halten Friedhöfe vor und bieten auch dort heute zeitgemäße Bestattungsformen an. Eines Ruheforsts bedarf es daher in Rheinbach nicht.“

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