Partnerstädte Villeneuve und Rheinbach Ein deutsch-französisches Jahr in Rheinbach

Rheinbach · Am 30. März 1969 unterzeichneten die südfranzösische Stadt Villeneuve lez Avignon und Rheinbach ihren „Verbrüderungsakt“. Die Geschichte einer seit fünf Jahrzehnten währenden, intensiven Freundschaft beginnt am 22. Januar 1963, dem Tag, an dem Frankreich und Deutschland den Élysée-Vertrag unterzeichnen.

Am Pont du Gard, dem gut erhaltenen Römeraquädukt bei Nimes,lassen sich Gruppen aus Rheinbach oft fotografieren. FOTOS: PARTNERSCHAFTSVEREINIGUNG

Am Pont du Gard, dem gut erhaltenen Römeraquädukt bei Nimes,lassen sich Gruppen aus Rheinbach oft fotografieren. FOTOS: PARTNERSCHAFTSVEREINIGUNG

Foto: Privat

Wenn eine Freundschaft eine ganz besondere Liaison darstellt, scheuen die Freunde selbst ungewöhnliche Wege nicht, um zueinander zu finden. So gesehen ist die Freundschaft der südfranzösischen Stadt Villeneuve lez Avignon und Rheinbach eine ganz besondere: Im Juni 2009, zur Feier des 40-jährigen Bestehens der Partnerschaft beider Kommunen, überwindet etwa eine Delegation aus Rheinbach die rund 1150 Kilometer weite Distanz bis in die Region Okzitanien im Süden der Grande Nation mit dem Fahrrad. Diese und eine Fülle weiterer Freundschaftsbekundungen sind Ausdruck einer vitalen Partnerschaft, die in diesem Jahr die Unterzeichnung des sogenannten Verbrüderungseids am 30. März 1969, genau vor 50 Jahren, auf vielfältige Weise feiert.

Die Geschichte einer seit fünf Jahrzehnten währenden, intensiven Freundschaft beginnt am 22. Januar 1963, dem Tag, an dem Frankreich und Deutschland den Élysée-Vertrag unterzeichnen. Mit diesem Kontrakt besiegeln die einst verfeindeten Staaten ihren gemeinsamen Beitrag für ein friedliches Europa.

Da nach zwei verheerenden, opferreichen Weltkriegen diese zarte Pflanze der Freundschaft zwischen den Erbfeinden von einst von unten wachsen muss, suchen viele Kommunen in beiden Ländern nach Partnerstädten. „Im Frühjahr 1964 erfuhr der Rheinbacher Rudolf Hertle bei einem Aufenthalt in Südfrankreich, dass die Stadt Villeneuve lez Avignon eine deutsche Partnerstadt suchte, und er brachte dort erstmals Rheinbach ins Gespräch“, berichtet Rudolf Funke, Schriftführer und stellvertretender Vorsitzender der Partnerschaftsvereinigung Villeneuve-Rheinbach. Und: Der Vorschlag stößt auf Interesse und eine erste Anfrage aus Villeneuve macht sich auf den Weg nach Rheinbach.

Vier Städte stehen Rheinbach für Partnerschaft zur Auswahl

Auch in der Glasstadt entsteht zu der Zeit das Interesse an einer Partnerstadt im Ausland. „Ratsherr Johannes Merzbach führte im Auftrag des Bürgermeisters Hubert Mahlberg Erkundungen durch und legte dem Rat am 7. September 1966 seinen Bericht vor“, weiß Funke. Ergebnis: Nach dem Vergleich von vier Städten – zwei in Südfrankreich, je eine in Nordfrankreich und den Niederlanden – schlägt er Villeneuve lez Avignon als Partnerstadt vor.

In der Begründung führt er unter anderem aus: „Mir hat die Stadt sehr gut gefallen, weil dort das Leben südfranzösisch pulsiert und ein echter Kontrast (landschaftlich und klimatisch) besteht, die Sozialstruktur ähnlich der Rheinbachs ist und die nähere und weitere Umgebung zu einer Kulturlandschaft zählt, die von vielen besucht wird.“

Dem ersten offiziellen Besuch im gegenüber von Avignon am rechten Ufer der Rhône gelegene Villeneuve im November 1967 folgt der Gegenbesuch in Rheinbach im April 1968. Am 30. März 1969, zur Osterzeit, unterzeichnen die Bürgermeister Jean Sagnes und Hubert Mahlberg den Verbrüderungseid – und zu Pfingsten noch einmal in Rheinbach. Seither füllen nicht nur zahlreiche Besuche, sondern auch viele Begegnungen der Menschen in Vereinen und Schulen die Partnerschaft mit Leben. Bereits im Juli 1969 gründet sich die Vereinigung zur Förderung der Partnerschaft Villeneuve-lez-Avignon und Rheinbach. Das Vereinslogo vereint grafisch zwei historische Wahrzeichen der Partnerstädte – den Hexenturm und die Pforte der Rheinbacher Burg sowie den Tour Philippe le Bel von Villeneuve.

Der Verein bietet seit 50 Jahren die sogenannten Bürgerfahrten an und unterstützt den Jugendaustausch etwa durch Vermittlung von Schülerfahrten oder Praktika. Eine feste Partnerschaft pflegen die Tomburg-Realschule und das Collège le Mourion, der Eifel- und Heimatverein und die Tennisvereine unterhalten Kontakte, und nicht zuletzt pflegen Löschgruppen der Rheinbacher Feuerwehr eine Freundschaft zu den französischen Kollegen. Auf fruchtbaren Boden fällt die Kooperation von deutschen und französischen Ballettgruppen, die bei gefeierten Auftritten die gemeinsame Sprache des Tanzes zelebrieren. Im Oktober 2017 veröffentlicht der Rheinbacher Verleger Winrich C.-W. Clasen den von ihm unter seinem krimischreibenden Pseudonym Paul Schaffrath verfassten Provence-Krimi „Der Nebel von Avignon“, der auch auch Schauplätze in Villeneuve hat.

Die Stadt Rheinbach und die Vereinigung zur Förderung der Partnerschaft wollen dieses Jubiläum nicht an einem einzigen Tag, sondern mit einem „deutsch-französischen Jahr“ begehen, wie Rudolf Funke berichtet. Dazu gibt es über das Jahr verteilt eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Glanzlicht ist die „Festwoche“ vom 29. Mai bis 2. Juni, zu der Gäste aus der Partnerstadt mit Bürgermeister Jean-Marc Roubaud an der Spitze erwartet werden. Ob sie mit dem Fahrrad anreisen, ist noch nicht geklärt – aber nicht ausgeschlossen.

Mehr Informationen zur Partnerschaftsvereinigung gibt es unter www.villenueve-rheinbach.de. Unter "Mitgliedschaft" steht ein Aufnahmeantrag zum Herunterladen bereit.

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