Vor 70 Jahren Ein Pilot soll nach Hause finden

EUSKIRCHEN/RHEINBACH · Es war am 3. November 1944, etwa sechs Monate vor Ende des Zweiten Weltkrieges. Gegen 14.45 Uhr wurde das amerikanische Langstreckenflugzeug vom Typ Lightning P 38 vom deutschen Flakfeuer getroffen, das vermutlich aus Richtung des Odendorfer Flugplatzes abgeschossen worden war.

Diese Wrackteile wurden im Euskirchener Wald an der Absturzstelle gefunden.

Foto: Stadt Euskirchen

Das nur mit einem Mann besetzte Flugzeug schlug auf der Straße zwischen Schweinheim und Queckenberg auf, zerschellte und brannte fast völlig aus. Der Pilot, ein 22 Jahre alter US-Offizier, konnte sich mit seinem Fallschirm retten, der später von Soldaten der deutschen Wehrmacht gefunden wurde. Doch das Schicksal des jungen Piloten ist ungeklärt.

Um Licht ins Dunkel zu bringen und der Familie des Soldaten über dessen Verbleib Gewissheit zu geben, sind die Historikerin Robyn Rodriguez und Karl Akama, Sergeant First Class der US-Army, nach Euskirchen gekommen. Beide gehören dem "Joint POW/MIA Accounting Command", kurz JPAC an, einer weltweit operierenden Dienststelle der amerikanischen Streitkräfte mit Sitz in der Hickam Air Force Base auf Hawaii, die versucht, vermisste US-Soldaten zu finden, zu bergen und in ihre Heimat zu überführen.

Bei ihren Nachforschungen im Raum Euskirchen wurden die Amerikaner von Mitarbeitern der Kreisstadt unterstützt. Es sei selbstverständlich zu helfen, denn auch hierzulande habe beinahe jeder Verwandte, die im Krieg geblieben sind, sagte der Erste Beigeordnete Johannes Winckler. In einer gemeinsamen Pressekonferenz, an der auch die Leiterin des Stadtarchivs, Gabriele Rünger, sowie Linguist und Übersetzer Jörg Dietsche teilnahmen, riefen Stadt und JPAC-Team gestern die Bevölkerung zur Mithilfe auf.

In den vergangenen Tagen seien sie gemeinsam im Wald an der Absturzstelle gewesen, hätten dort Wrackteile gesammelt, die aber noch nicht zuzuordnen seien. Es sei der AG Luftkriegsgeschichte Rhein/Mosel e.V. und insbesondere Wolfgang Meyer zu verdanken, dass die genaue Absturzstelle 1997 lokalisiert worden war, führte Archivarin Rünger aus.

Damals sei auch mit Augenzeugen gesprochen worden, die berichteten, dass der Fallschirm des Piloten in Richtung Westen getrudelt und er wohl im Wald in der Nähe des Schweinheimer Klosters gelandet sei. Die Bruchlandungsmeldung der Deutschen Wehrmacht, Nr. J 2380, sagt zum Verbleib: "Ist noch flüchtig."

Genauere Angaben zur Person des Vermissten wolle sie mit Rücksicht auf seine Familie nicht machen, sagte Robyn Rodriguez. Weil er aus seinem Einsatz nicht zurückgekehrt sei, sei er später für tot erklärt worden. Doch der Job der "Recovery Teams" gelte erst als erledigt, wenn die Überreste des amerikanischen Offiziers gefunden und zurückgeführt seien, gemäß dem Motto "Until they are home" (Bis sie zu Hause sind). Oft sei dies "ein sehr langsamer Prozess", erklärte Rodriguez. Die US-Regierung verspreche allen Soldaten, dass sie - lebend oder tot - nach Hause zurückkehren, um nicht im ehemaligen Feindesland zu verbleiben, erläuterte Dietsche.

Rund 3000 Vermisste werden zurzeit von JPAC in Deutschland gesucht. Insgesamt werden noch 78.000 US-Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg vermisst. Etwa für die Hälfte bestehe Aussicht auf Auffindung und Identifizierung.

Den Verbleib des Piloten, der zwischen Schweinheim und Queckenberg abgeschossen wurde, hofft das JPAC-Team nun mit Hilfe der Bevölkerung zu klären. Jeder Hinweis helfe - auch, weil er eventuell zu einem anderen Vermissten führen könne. In den Kriegstagen 1944, als der Vorstoß der Alliierten in der Nordeifel stoppte, habe es vermehrt Fliegerangriffe im Rheinland gegeben, um die deutschen Nachschubwege zur Front zu treffen. Damals seien an manchen Tagen bis zu 20 Flugzeuge in der Region abgestürzt.

Hinweise können per E-Mail ans Stadtarchiv Euskirchen, gruenger@ euskirchen.de, erfolgen oder direkt an Robyn Rodriguez von JPAC, robyn.l.rodriguez.civ@mail.mil.