Flüchtlinge in Rheinbach Ein Zeichen der Dankbarkeit

RHEINBACH · Asylbewerber verteilen auf der Rheinbacher Hauptstraße 500 Rosen an Passanten, die sie gekauft und selbst bezahlt haben.

 Die Aktion haben die Flüchtlinge selbst organisiert. Unterstützt von Ehrenamtlichen verschenken sie die Blumen – eine davon erhält Wilfried Kleimann (rechts), der gerade vom Bäcker kommt.

Die Aktion haben die Flüchtlinge selbst organisiert. Unterstützt von Ehrenamtlichen verschenken sie die Blumen – eine davon erhält Wilfried Kleimann (rechts), der gerade vom Bäcker kommt.

Foto: Axel Vogel

Wilfried Kleimann kommt gerade vom Brötchenholen, als ihm aus einer Gruppe heraus eine Rose gereicht wird. An einem gelben Band trägt sie den Schriftzug „Rheinbacher Flüchtlinge sagen Danke!“ Der 67-jährige Rentner nimmt die Rose gern: „Ich finde die Aktion gut, vor allem wenn man sieht, wo die alle herkommen und wie sie hierhin gekommen sind.“

Die Idee zu der Aktion kam aus dem Kreis der Flüchtlinge selbst, sagt Nigel Keen vom Flüchtlingshelferkreis. „Sie haben die Idee gehabt, alles organisiert, 500 Rosen gekauft und selbst bezahlt“, erklärt er. „Sie wollen damit zum Ausdruck bringen, dass sie für die Aufnahme und das Verhalten der Menschen in Rheinbach dankbar sind. Mit den Rosen wollen sie den Bürgern, der Stadt und der Verwaltung danken, dass es ihnen hier so gut geht.“

Mit angestoßen haben die Aktion Mansur Alaloush und Haytham Hisso aus Syrien gemeinsam mit Flüchtlingen aus dem Irak und Afghanistan. „Nach dem, was Silvester in Köln geschehen ist, wollen wir zeigen, dass uns das leid tut, und uns für die Liebe bedanken, die uns hier gezeigt wird“, sagt der 35-jährige Hisso.

Die meisten Leute hätten sich sehr gefreut und gesagt, dass dies ein schönes Zeichen sei. Ruth Breuer und Dagmar Specht vom Flüchtlingshelferkreis hatten auch überwiegend positive Reaktionen der Bürger beobachtet. „Die Aktion ist gut, weil sie ein Zeichen der Flüchtlinge setzt“, sagen sie. Sie selbst seien auch von Bürgern gefragt worden, ob sie nicht Angst hätten.

„Ganz sicher nicht. Wir werden von den Flüchtlingen sehr gut aufgenommen“, sagen Ruth Breuer und Dagmar Specht, die sich als Ortsvorsteherin von Ramershoven freut, dass sich auch in der dortigen Mehrzweckhalle untergebrachte Flüchtlinge an der Aktion beteiligt haben.

Unter ihnen Adel, der gemeinsam mit fünf jungen Männern Anfang Oktober aus Damaskus in Syrien aufgebrochen ist. Die Sechs haben die gesamte Flucht gemeinsam bewältigt und leben jetzt seit drei Monaten in der Ramershovener Mehrzweckhalle.

Asylbewerber fühlen sich in Deutschland wohl

„Die Leute in Deutschland sind sehr, sehr gut zu uns. Es gibt keinen in Deutschland, der uns je etwas Schlechtes getan hat“, sagt Adel. Das einzige Problem sei, dass er arbeiten wolle und „nicht nur rumsitzen“, und die fünf jungen Männer so schnell wie möglich ihre in Syrien begonnenen Studien an Universitäten in Deutschland fortsetzen wollten.

Der 32-jährige Aziz Osman aus Syrien ist schon seit einem Jahr und zwei Monaten hier und schwärmt überschwänglich: „Ich liebe alles in Deutschland.“ Danke sagen will auch der 24-jährige Max aus Afghanistan, der in fehler- und akzentfreiem Englisch erklärt, dass er in seiner Heimat als Übersetzer für die US-Army gearbeitet habe. „Ich habe von Silvester in Köln gehört und ich war entsetzt. Ich will zeigen, dass nicht alle Flüchtlinge so sind. Hier bin ich sicher, und die Deutschen helfen uns, Gott schütze sie.“

Die 20-jährige Rohan Abrahem lebt seit sechs Monaten in Deutschland und seit vier Monaten in Rheinbach. Wie viele andere auch, möchte sie von ihrem Leben in Syrien und über ihren langen Weg nach Deutschland nichts erzählen. „Das ist auch schon sehr schwierig wegen der Familien und wegen vieler traumatischer Erlebnisse“, erklärt Nigel Keen.

Den Jesiden Hamid Khalaf aus dem Irak belastet, dass er noch keine Anerkennung hat, die aber notwendig ist, damit er seine Frau und seine Töchter im Alter von acht und zweieinhalb Jahren sowie seinen Sohn im Alter von einem halben Jahr nachholen kann. Auch das kennen die Helfer, wie Keen sagt: „Es ist ein universelles Problem, dass alles so langsam geht.“

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