Aufbereitung der Landsturm-Sitzungen Eine Schatzkiste an Erinnerungen

RHEINBACH · Auf der Internetseite des Rheinbacher Landsturms läuft seit Wochen der Countdown. Heute Abend ist Premiere für den dreitägigen Sitzungsmarathon "Landsturm 3011" auf der Bühne der Stadthalle unter dem Motto "Jeck (s)im(mer) All".

 Fritz Berg hat zahlreiche Landsturm-Sitzungen dokumentiert und digital aufbereitet. 1979 zeigte die Gruppe die "Buure Huhzitt" vor einem Bühnenbild von Hans Klinz.

Fritz Berg hat zahlreiche Landsturm-Sitzungen dokumentiert und digital aufbereitet. 1979 zeigte die Gruppe die "Buure Huhzitt" vor einem Bühnenbild von Hans Klinz.

Foto: Berg

Vor mehr als vier Jahrzehnten gehörte auch der Glaskünstler Fritz Berg zu den Landstürmern. Der 81-Jährige hat ein wahres Schatzkästchen an Erinnerungen, Bild- und Tondokumenten aus zurückliegenden Jahrzehnten selbst digitalisiert und aufbereitet. Mit Lachtränen in den Augen spielt er Kostproben um Kostproben ab.

Und sie werden alle wieder lebendig: Der "Prinz aus der Kiste", als der damalige Bürgermeister Heinz Büttgenbach auf der Bühne eine Übersee-Kiste öffnete, der Beate und Peter Lenartowski als Überraschungstollitäten der bis dahin prinzenlosen Kernstadt entstiegen. Oder die Bilder vom "Pinkelturm Prümer Wall" 1984, als bei der Einrichtung der ersten öffentlichen Toilette Portrait-Fotos von allen Ratsmitgliedern hinunter geworfen wurden, die als Toilettenpapier genutzt werden sollten.

Oder das "Trio XYZ", Hans Klinz, Peter Lenartowski und Franz Hendrix. Die Bilder von der "Buure Huhzitt" 1979 zeigen eine besondere Hochzeitsgesellschaft: der große und stattliche Berg als Braut und der eher zierliche Franz Mostert als Bräutigam. Das Bühnenbild von Hans Klinz ist besonders üppig: Fachwerkhäuser, teils sogar dreidimensional, jede Menge landwirtschaftliche Gerätschaften, ein dampfender Misthaufen dank Trockeneis. Und ein originales "stilles Örtchen", abgebaut bei "Kessels Hein singem Opa" und eigens ausgestattet mit Kristalllüster und Teppich. Der Funke springt heute noch über, wenn Berg sagt: "Die Gemeinschaft damals war einfach toll. Hauptsache, es war schön und wir hatten Spaß."

Die Anfänge lagen 1969 im Prinzenempfang im Rathaus. "Bernd Schmitz war damals der Spiritus Rector", sagt Berg. Und er zählt die ersten Akteure auf: Bernd Schmitz, Peter Linn, Willi Schneider, Franz Mostert, Paul Wüst. Er selbst sei 1971 dazu gestoßen, ebenso wie Hermann Hausmann, Klaus Isop und Peter Lenartowski sowie später Franz Hendrix und Ferdinand Grohs. Den Namen "Rheinbacher Landsturm" gab sich die Truppe dann ab 1972, damals wie heute als Teil des Rheinbacher Stadtsoldatencorps.

Gespielt wurde zunächst nur vor geladenen handverlesenen Gästen von Rat und Stadt, den Tollitäten und den dazugehörigen Vereine. Aber der Ruf dieser Sitzungen verbreitete sich schnell, und "das Volk" verlangte nach öffentlichen Sitzungen. Die erste öffentliche Sitzung war 1975 das "Älteste Haus am Platz". Es war auch der Anfang der legendären Landsturm-Bühnenbilder des Rheinbacher Künstlers Hans Klinz, der ab 1978 auch zu den Akteuren auf der Landsturm-Bühne gehörte.

Nachdem in den ersten Jahren zunächst kein Eintritt erhoben worden war, seien später von dem Erlös aus Eintrittsgeldern auch Spenden verteilt worden, wie zum Beispiel jeweils 1000 Mark an das evangelische und das katholische Altenheim. Für das damalige Rheinbacher Krankenhaus waren es sogar 18 600 Mark aus dem Erlös des Erntedankfestes 1982, erinnert sich Berg. Stolz ist Berg darauf, dass der Landsturm "jede Menge bewegt hat".

Zum Beispiel sollte mal die Kirmes in den Freizeitpark verlegt werden. Darauf habe der Landsturm dann ein Lied gemacht und jeden Abend abstimmen lassen. "Da hat sich dann keiner mehr getraut, was dagegen zu sagen. So hat der Landsturm dafür gesorgt, dass die Kirmes in der Stadt geblieben ist."

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