Workshop Eltern diskutieren in Rheinbach über die Zukunft der Schullandschaft

RHEINBACH · Der externe Schulmoderator Raimund Patt und die rund 30 Teilnehmer aus Eltern- und Lehrerschaft sowie aus der Verwaltung werteten ihre sechsstündige Zusammenarbeit als konstruktiv und kooperativ auch über die jeweiligen "Lager" von Befürwortern der verschiedenen Lösungen zur Gestaltung der Schullandschaft hinweg.

Vorschnelle Antworten brachte der Workshop Forum Bildung der Zukunft am Samstag nicht hervor - aber "genau die richtigen Fragen". Patt wurde vom Schulausschuss im Sommer als Moderator eingesetzt. Der erste Anlauf, die Schullandschaft zu verändern, war zuvor gescheitert: Es kamen nicht genug Anmeldungen für die Gründung einer Gesamtschule anstelle von Haupt- und Realschule zusammen.

Der jetzt laufende Diskussionsprozess um die künftige Schulstruktur ist offen. In Kleingruppen setzten sich am Samstag alle Teilnehmer mit vier zentralen Aspekten auseinander: Schulentwicklungsplan, Situation der Haupt- und der Förderschule, Anforderungskatalog an eine bestmögliche Bildungslandschaft vor Ort sowie Motivierung weiterer Eltern zur Mitarbeit.

In seinen Thesen zu Haupt- und Förderschule hatte Patt die Situation bewusst zugespitzt, um die Notwendigkeit einer Veränderung klar zu machen: Zwar genießt die hiesige Hauptschule im Gegensatz zum landesweiten Trend noch ein hohes Ansehen, und alle Teilnehmer zollten Gastgeber Adolf Füllenbach Anerkennung; trotzdem sinken auch an der Rheinbacher Hauptschule die Anmeldezahlen, und schon jetzt ist aufgrund fehlender Heterogenität des Leistungsniveaus kein Herausfordern der Schüler mehr möglich.

So mussten sich die Befürworter des dreigliedrigen Schulsystems im Laufe des Workshops vor Augen führen, dass eine langfristige Rettung der Hauptschule auch durch eine Imagekampagne nicht erfolgreich wäre.

Auch die Befürworter des "Rheinbacher Modells", denen die Koexistenz von Realschule und einer Sekundarschule vorschwebt, sahen sich mit der ernüchternden Einschätzung Patts konfrontiert, dass diese Lösung gar nicht genehmigungsfähig wäre, da eine Sekundarschule nicht einfach nur eine Hauptschule ersetzen darf, sondern immer eine Neugründung aus Haupt- und Realschule sein muss.

Des Weiteren drang die wachsende Bedeutung des Themas Inklusion durch: Vielen wurde erstmals klar, dass das Recht behinderter Kinder auf Koedukation in den Regelschulen in die Neustrukturierung der Schullandschaft einfließen muss. Und dass es gilt, das Fachpersonal und Fachwissen der genauso wie die Hauptschule schrumpfenden Albert-Schweitzer-Förderschule in Rheinbach zu halten.

Auf der Wunschliste der Teilnehmer für die künftige Schullandschaft standen unter anderem eine Schule, die alle Abschlüsse ermöglicht, das Abitur nach neun Jahren, kleine Klassen, Halb- und Ganztagsschule als Wahlmöglichkeit, Integration und Verstärkung der Schulkooperationen insbesondere in der Oberstufe.

Ob die Zahlen des Schulentwicklungsplans aber überhaupt drei funktionierende Oberstufen für Rheinbach hergeben, wie viele Gymnasiasten nach der sechsten Klasse durchschnittlich auf die Realschule wechseln müssen und wie sich Veränderungen der Schullandschaft auf die Zukunft der Kinder auswirken: All diese Fragen blieben aufgrund fehlender Auswertung der genauen Zahlen unbeantwortet. "Wir müssen noch genauer auf die Fakten und die Durchlässigkeit der Systeme schauen", resümierte Patt.

Und genau das ist nun seine Aufgabe: Die Ergebnisse des Workshops wird Raimund Patt für eine Veröffentlichung auf der Homepage der Stadt aufbereiten (www.rheinbach.de). Nach den Herbstferien wird Patt seine Machbarkeitsstudie und entsprechende Empfehlung für die Zukunft einreichen; damit beschäftigt sich dann der Schulausschuss der Stadt.