Weizenernte im Rhein-Sieg-Kreis Enttäuschende Erträge, rückläufige Preise

RHEIN-SIEG-KREIS · Der Regen macht den Bauern zu schaffen: Die Weizenernte kann nicht zügig eingebracht werden. Zudem bekommen die Landwirte in diesem Jahr weniger Geld für ihr Korn.

 Um das Getreide, hier ein Feld bei Flerzheim, möglichst trocken und ohne weitere Ertrags- und Qualitätsverluste einbringen zu können, warten die Landwirte dringend auf längere sonnige Abschnitte.

Um das Getreide, hier ein Feld bei Flerzheim, möglichst trocken und ohne weitere Ertrags- und Qualitätsverluste einbringen zu können, warten die Landwirte dringend auf längere sonnige Abschnitte.

Foto: Hans-Peter Fuß

Nicht nur auf den Feldern zwischen Flerzheim und Morenhoven haben sich die Bauern in den vergangenen Tagen beeilt, den Weizen noch trocken einzuholen. Einige Felder wurden abgeerntet, auf anderen stehen die Halme noch. Der Regen machte den Getreidebauern einen Strich durch die Rechnung.

Gerade einmal 35 Prozent des Weizens wurden bislang im Rheinland geerntet. Die Landwirte haben seit Sonntag fleißig gedroschen, solange es sonnig war. Aktuell stehen sie immer mit einem Fuß auf dem Gaspedal des Mähdreschers, um schnell wieder aufs Feld fahren zu können, sobald die Feuchtigkeit durch die Niederschläge getrocknet ist.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind die Landwirte gleich zwei Mal gestraft: Zum einen mit schlechten Preisen, zum anderen mit schlechten Erträgen. Während im vergangenen Jahr im Durchschnitt 165 Euro pro Tonne Weizen gezahlt wurden, sind es in diesem Jahr nur 145 Euro pro Tonne.

Hinzu kommt: Während man im vergangenen Jahr rund 9,5 Tonnen pro Hektar erntete, werden es in diesem Jahr kaum mehr als acht Tonnen sein. Folglich fehlen insgesamt 50 bis 60 Euro pro Tonne oder 500 Euro pro Hektar.

Beim Winterweizen konnten aktuell erst 20 Prozent der rheinischen Äcker abgeerntet werden. Grund dafür sind die ständigen Regenfälle. Im Durchschnitt der Jahre ist die Weizenernte Ende Juli in weiten Teilen des Rheinlands zu mehr als 50 Prozent eingefahren.

„In diesem Jahr merken wir wieder ganz deutlich, dass wir unter freiem Himmel und eben nicht in einer wetterunabhängigen Produktionshalle arbeiten“, sagt Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV). Er hofft, dass die Weizenernte jetzt nicht zur Hängepartie wird.

Der RLV rechnet damit, dass die Erträge beim Weizen 25 bis 30 Prozent unter denen des Vorjahrs liegen. Aufgrund der wenigen Sonnenstunden sind die Weizenkörner klein, und es kam vermehrt zu sogenannten Schmachtkörnern, also nur kümmerlich ausgebildeten Getreidekörnern, so der RLV. Nordrhein-Westfalen war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit im Juni 155 Stunden anstatt der durchschnittlichen 184 Stunden und mit aufgerundet 180 Stunden im Juli anstatt der durchschnittlichen 187 Stunden ein sonnenscheinarmes Bundesland.

Und: Vor allem der Juni war zu nass, fast doppelt so viel Niederschlag hat es in dem Monat gegeben. Zwar war der Juli nach den Ergebnissen des DWD im Schnitt sehr trocken und die Gersten- und Rapsernte konnte zügig eingebracht werden. Dennoch konnte aufgrund der jüngsten wiederkehrenden Niederschläge und der hohen Luftfeuchtigkeit die Weizenernte bisher nur im „Stop and Go“-Modus an wenigen Stunden am Abend eingebracht werden.

„Zum Glück sind wir bisher von weiteren Qualitätsproblemen, insbesondere von Belastungen durch Pilzen, verschont geblieben. Wir haben durch den zielgerichteten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln alles daran gesetzt, die Qualitäten zu sichern“, betont Conzen. Die gesamte Wetterlage über den Vegetationsverlauf habe zu einem hohen Infektionsdruck durch Pilzschädlinge geführt.

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