Gespräch am Wochenende Ernährungsberaterin erklärt das richtige Fasten

Rheinbach · Die Heilpraktikerin Elke Schüller spricht über Fasten und was dabei beachtet werden muss. Sie begleitet die Teilnehmer eines Angebots der Pfarreiengemeinschaft Alfter Ende März eine Woche lang beim Fasten.

 Elke Schüller ist Heilpraktikerin und Ernährungsberaterin aus Rheinbach. Sie begleitet die Teilnehmer eines Angebots der Pfarreiengemeinschaft Alfter Ende März eine Woche lang beim Fasten.

Elke Schüller ist Heilpraktikerin und Ernährungsberaterin aus Rheinbach. Sie begleitet die Teilnehmer eines Angebots der Pfarreiengemeinschaft Alfter Ende März eine Woche lang beim Fasten.

Foto: Axel Vogel

Nachdem die Jecken die letzten Kamelle gefangen hatten, startete am Aschermittwoch die Fastenzeit. Der Verzicht auf Handy, Alkohol oder Süßigkeiten gehört bei vielen zur Zeit nach Karneval dazu. Der Ursprungsgedanke des Fastens, tatsächlich auf Essen zu verzichten geht, so sehr einige Menschen auch an ihrem Handy hängen, noch einmal einen Schritt weiter. Elke Schüller ist Heilpraktikerin und Ernährungsberaterin. Sie begleitet die Teilnehmer eines Angebots der Pfarreiengemeinschaft Alfter Ende März eine Woche lang beim Fasten. Mit ihr sprach Maximilian Sachse.

Viele Menschen verbinden Fasten mit Qual und Verzicht – warum sollte man sich das antun?

Elke Schüller: Die von mir in der Praxis angewandten Behandlungsmethoden aktivieren die Selbstheilungskräfte nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“. Das Fasten passt sehr gut dazu, es hat positive Effekte auf Körper und Psyche.

Die Gruppe, die Sie beim Fasten begleiten, fastet nach der Methode von Otto Buchinger. Wie funktioniert das?

Schüller: Das Fasten nach Buchinger bedeutet zunächst, keine feste Nahrung zu sich zu nehmen, sondern nur zu trinken. Das müssen mindestens zwei bis drei Liter Flüssigkeit am Tag sein, also Kräutertees, stilles Wasser und eine Portion frische Gemüsebrühe. Das reichliche Trinken fördert, im Gegensatz zu einer Nulldiät, die Entgiftung des Körpers.

Dies wird durch regelmäßige Darmreinigungen mit Hilfe von Glaubersalzen oder Einläufen, und Leberwickeln unterstützt. Ergänzt wird das Fasten durch Bewegungs- und Entspannungsübungen. Im Unterschied zu einer Nulldiät kommt es durch das viele Trinken weniger zur Übersäuerung des Körpers. Vor Fastenbeginn machen die Teilnehmer Entlastungstage, an denen sich der Körper an weniger Nahrung gewöhnt. Es geht also nicht von der Schweinshaxe direkt ins Fasten hinein.

Was ist das Ziel des Fastens?

Schüller: Für viele ist das Ziel, Gewicht zu reduzieren, was zunächst auch möglich ist. Allerdings sollte man die Aufbautage, bei denen die Kalorienmenge nach dem Fasten Schritt für Schritt erhöht wird einhalten, und sein Essverhalten überdenken, damit kein Jojo-Effekt entsteht. Wenn man nach dem Fasten genauso weiter isst wie vorher, hat man das Gewicht ganz schnell wieder drauf. Andere nutzen das Fasten, um sich Ruhe zu gönnen und Energie zu tanken. Der therapeutische Ansatz für chronische Erkrankungen, etwa von Darm, Haut oder Gelenken, kann durch die Entgiftung auch im Vordergrund stehen.

Was passiert während des Fastens im Körper?

Schüller: Zunächst fällt nach etwa zwölf Stunden durch die fehlende Nahrungsaufnahme der Insulinspiegel im Blut. Dadurch wird der Zuckerspeicher in der Leber aktiviert und Fett wird abgebaut, um dem Körper neue Energie zur Verfügung zu stellen.

Der Zuckerspeicher ist nach zwei Tagen leer, dann kommt es auch zur Eiweißverbrennung. Durch die Ketonbildung bei der Fettverbrennung kommt es aber nur kurzfristig zum Muskelabbau. Bei der Fettverbrennung werden auch Umweltschadstoffe aus den Fettdepots freigesetzt. Ein weiterer Aspekt ist die Autophagie. Dabei wird, weil der Körper Energie benötigt, vermehrt unbrauchbarer Zellabfall im Körper „recycelt“ und in neue Zellbaustoffe und Energie umgewandelt.

Welche Voraussetzungen sollten Menschen zum Fasten mitbringen?

Schüller: Wer körperlich und mental fit ist, hat natürlich optimale Voraussetzungen. Ob und wie das Fasten bei chronischen Erkrankungen möglich ist, sollte immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Hier empfiehlt sich auf jeden Fall das Fasten mit Fastenberatern.

Auch die Dosierung von Medikamenten muss besprochen werden, da durch das Fasten zum Beispiel der Blutdruck sinken kann. Vor Beginn der Fastenwoche sollte daher auch eine ärztliche Bescheinigung vorgelegt werden. Außerdem sollte man das Fasten vorher mit seiner Familie und gegebenenfalls seinen Kollegen abklären. Wenn man noch für die Familie kocht, während man selbst nichts essen darf, macht das die Sache natürlich schwieriger.

Ist körperliche Belastung während des Fastens möglich?

Schüller: Es geht nicht darum, während des Fastens Leistungssport zu machen, sondern um moderate Bewegung. Also Spaziergänge an der frischen Luft, leichte Gymnastik, Yoga oder Entspannungsübungen. Wer eine körperlich anstrengende Arbeit ausübt, sollte sich Urlaub nehmen.

Wie oft und wie lang kann man eigentlich fasten?

Schüller: Vor allem Unerfahrene sollten in einer Gruppe fasten und den Zeitraum von fünf bis sieben Tagen nicht überschreiten. Längere Fastenperioden sollten nur unter stationärer Betreuung erfolgen. Zwischen den Fastenperioden sollte zudem ein Abstand von etwa sechs Monaten liegen. Wer häufiger fasten möchte, dem empfehle ich das Intervallfasten. Hier wird 16 Stunden am Tag gefastet und acht Stunden darf man essen. Alternativ kann man auch fünf Tage in der Woche normal essen und an zwei Tagen dann fasten.

Wie fühlen sich die fastenden Menschen mental?

Schüller: Beim Fasten wird man häufig „dünnhäutiger“ und sensibler. Oft verbessert sich die Stimmung aber sogar, da sich weniger Stresshormone wie Adrenalin im Blut befinden. Dafür steigt die Konzentration des stimmungsaufhellenden Hormons Serotonin im Körper. Durch die Aktivierung innerer Reserven haben die Meisten trotz Nahrungsverzicht zudem viel Energie. Das Hungergefühl geht nach einigen Tagen weg. Unterstützend wirken die regelmäßigen Darmentleerungen.

Wie verhält man sich, wenn man eine Heißhungerattacke hat?

Schüller: Das Allererste ist, etwas zu trinken, das füllt schon mal den Magen ein wenig. Außerdem hilft ein Spaziergang an der frischen Luft oder Ablenkung durch ein gutes Buch. Beim Fasten in der Gruppe hilft zudem der Austausch untereinander.

Was ist Ihre Aufgabe als Fastenberaterin?

Schüller: Probleme, die aufkommen, können zeitnah besprochen werden. Außerdem führe ich bei den täglichen Treffen Entspannungs- und Atemübungen sowie Gymnastik- und Bewegungseinheiten durch. Ich bespreche den Ablauf der Fasten- und Entlastungstage und erkläre die Anwendung von Leberwickeln, Kneipp-Güssen und Darmentleerungen. An einem Abend wird über gesunde Ernährung informiert. Wir sprechen auch über Körper- und Mundpflege, da durch die Entgiftung mehr Pflege notwendig ist.

Ist es überhaupt ratsam, ohne Anweisung alleine zu fasten?

Schüller: Ich denke, dass es in einer Gruppe durch den Austausch angenehmer ist und die Motivation länger anhält. Letztendlich ist das jedoch eine Entscheidung, die jeder für sich treffen kann, wenn er gesund ist.

Von Samstag, 23. März, bis Freitag, 29. März, findet das begleitete Fasten der Pfarreiengemeinschaft Alfter statt. Anmeldungen nimmt Ute Fuhs unter 02 28/64 62 97 entgegen.

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