Verfahren gegen Bundeswehroffizier Ex-Ehepartner beschuldigen sich gegenseitig

RHEINBACH · Auf dem Papier ist das Ehepaar inzwischen geschieden, vor dem Rheinbacher Amtsgericht aber sahen sich der Bundeswehroffizier und die medizinische Fachangestellte jetzt wieder: er auf der Anklagebank, sie als Zeugin und Nebenklägerin.

Der Vorwurf gegen den 52-Jährigen: Er soll die 36-Jährige zwischen Mai und Oktober 2011 mehrfach geschlagen, gewürgt und mit einem Messer bedroht haben. Zu einem Urteil kam es allerdings nicht. Die Geschädigte übergab dem Gericht ein Diktiergerät, mit dem sie alle Telefongespräche mit ihrem Mann seit Oktober 2011 mitgeschnitten hatte.

Das Gerät werde er nun der Polizei zur Auswertung übergeben, so Richter Jan Fante. Die Einwände der Verteidigerin, sie müsse zunächst prüfen, ob diese Aufnahmen überhaupt rechtlich verwertet werden dürften, konnte der gut vorbereitete Staatsanwalt durch entsprechende Präzedenzfälle entkräften.

Der Angeklagte bestritt alle Vorwürfe "mit Nachdruck". Der Oberstabsarzt sei von einem Einsatz in Afghanistan mit Malaria und Herzproblemen zurückgekehrt, so die Verteidigerin. Die im Dezember 2009 geschlossene Ehe sei durch "zahlreiche Zerwürfnisse" belastet gewesen.

So habe er "erst im Nachhinein erfahren", dass seine Frau bereits in Russland verheiratet gewesen sei. Dies habe sie bei ihrer Einstellung bei der Bundeswehr verschwiegen. Er beschrieb seine Ex-Frau als aggressiv, ihre psychischen Probleme hätten medikamentös behandelt werden müssen.

Umgekehrt schilderte die 36-Jährige, dass ihr Ex-Mann jeden Abend Cannabis geraucht und Alkohol getrunken habe. Aus ihrer Sicht "abscheulich" seien seine pornografischen CDs und Magazine gewesen. Als sie die CDs einmal zerstört habe, habe er sie geohrfeigt und eine Psychopathin genannt.

Er habe sie "in die Badewanne geworfen und gewürgt". Ein anderes Mal habe er sie mit seinem Kampfmesser bedroht und gesagt, sie würde es nicht überleben, wenn sie ihn verlasse. Über ihre Ehe in Russland habe jeder in ihrem Umfeld bei der Bundeswehr Bescheid gewusst, bei ihrer Bewerbung angegeben habe sie diese aber nicht.

Hilfe gesucht habe sie erst, nachdem sie bei einer Freundin Krampfanfälle und einen Nervenzusammenbruch erlitten habe. Diese Freundin sei selbst nie bei einem Übergriff dabei gewesen, wie sie als Zeugin sagte. Allerdings habe sie in einem Fall eine SMS erhalten, dass der Mann ihre Freundin "zusammengeschlagen" habe.

Am Telefon habe die 36-Jährige dann erzählt, er habe sie mit der Faust ins Gesicht geschlagen. In einem anderen Fall habe ihre Freundin erzählt, er habe sie mit der Faust in den Rücken geschlagen.

Das Verfahren wird neu angesetzt, wenn die Mitschnitte der Telefonate ausgewertet sind.

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