Ermittlungen wegen mehrerer Delikte Ex-Feuerwehrmann soll Brand in Rheinbach gelegt haben

Rheinbach · Ein ehemaliger Feuerwehrmann aus dem Kreis Ahrweiler steht unter Verdacht, in die Rheinbacher Feuerwache eingebrochen zu sein und ein Auto mit Diebesgut in Brand gesetzt zu haben. Der Mann könnte für diverse andere Delikte verantwortlich sein.

Vier Autos auf dem Gelände eines Rheinbacher Abschleppunternehmens brannten in der Nacht zum 17. Juli aus.

Vier Autos auf dem Gelände eines Rheinbacher Abschleppunternehmens brannten in der Nacht zum 17. Juli aus.

Foto: Ulrich Felsmann

Rheinbachs Wehrleiter Laurenz Kreuser hat schon viel erlebt in seinem 40-jährigen Feuerwehrleben, trotzdem werden ihm die letzten zwei Wochen noch nachhaltig in Erinnerung bleiben. Alles begann mit einem Einbruch in die Wache der Freiwilligen Feuerwehr Rheinbach in der Nacht zu Samstag, 13. Juli. Dabei entwendeten die Täter hochwertiges Feuerwehrgerät im Wert von etwa 25.000 Euro. Dies war der Auftakt zu einer Reihe von Ereignissen, die die Polizei bundeslandübergreifend auf die Spur eines dreisten Täters brachte.

Nach GA-Informationen weist die Spur des spektakulären Falles nach Rheinland-Pfalz, konkret in den Kreis Ahrweiler: Dem Vernehmen nach soll ein Täter, bei dem es sich um einen ehemaligen Feuerwehrmann handeln soll, bereits in Haft sitzen. Die Polizei versucht derzeit, weitere Mittäter zu überführen. Dem GA bestätigte der Bad Neuenahrer Polizeihauptkommissar Frank Hitzelberger: „Ein Mitte 20 Jahre alter Tatverdächtiger sitzt derzeit in der Tat in Haft.“ Man prüfe derzeit mit den Kollegen der Bonner Polizei, ob dieser Mann für diverse Delikte verantwortlich gemacht werden könne. Nach Auskunft des Bonner Polizeisprechers Frank Piontek stehen dabei mögliche Tatbeteiligungen an einer Unfallflucht in Rheinbach, dem Inbrandsetzen mehrerer Autos auf dem Gelände eines Abschleppunternehmers, einem Einbruch in das Gerätehaus der Rheinbacher Feuerwehr sowie weitere Pkw-Diebstähle im Fokus der Ermittlungen.

Beute im Wert von 25.000 Euro

Vor allem soll nach GA-Informationen geprüft werden, ob der Festgenommene den Einbruch bei der Rheinbacher Feuerwehr verübt hat. Dabei war der Täter in jener Freitagnacht durch die Oberlichter der Toilette in die Wache eingedrungen. Worauf er es insbesondere abgesehen hatte: Funkgeräte sowie den einzigen schweren hydraulischen Rettungssatz, mit dem die Wehrleute etwa Eingeklemmte aus Fahrzeugen befreien können. Zudem ließ der Dieb einen Glasmaster mitgehen, einen Koffer mit Geräten, die zum Aufschneiden von Windschutzscheiben benötigt werden. Wozu das Gerät gebraucht werden konnte? Als Einbruchswerkzeug, hält Kreuser für möglich: „Mit dem hydraulischen Rettungssatz kann man etliche Tonnen Kraft auf den Quadratzentimeter bringen.“

Die Beute im Wert von geschätzten 25.000 Euro luden die Diebe in einen VW-Bus der Feuerwehr und machten sich damit aus dem Staub. Den Bus konnte Kreuser am nächsten Tag am Rheinbacher Friedhof abholen: Dort hatte die Polizei ihn verlassen aufgefunden.

Kreuser unternahm mit seinem Team ein „Brainstorming“, ob jemand etwas Verdächtiges beobachtet hatte. Insbesondere beim Tag der offenen Tür der Feuerwehr, der erst eine Woche zuvor stattgefunden hatte. Auch erinnerten sich Wehrleute an ähnliche Fälle bei einer benachbarten Wehr: „In der Grafschaft ist drei Mal bei der Feuerwehr eingebrochen worden, das letzte Mal kurz vor dem Einbruch bei uns.“ Alles Zufall?

Diebesgut in verunfalltem BMW gefunden

Licht in das Dunkel brachte der Zufall: Die Polizei stellte am Dienstag nach dem Einbruch, 16. Juli, nach einem Verkehrsunfall am Obi-Baumarkt in Rheinbach ein beteiligtes Auto sicher: Verursacher des Unfalls war der Fahrer eines BMW, der sich allerdings vom Unfallort entfernt hatte. Die Polizei suchte den Mann sogar per Hubschrauber – ohne Erfolg. Was Kreuser später im Kofferraum des BMW entdeckte, ließ ihn staunen: „Da lagen unser Glasmaster, der gut am Rheinbacher Feuerwehr-Aufkleber zu erkennen war, und ein Funkgerät.“ Das gehörte aber nicht der Rheinbacher Wehr. Das Gerät musste damals im Wagen liegen bleiben, denn die Polizei stellte den Wagen sicher auf dem Gelände einer Abschleppfirma in Rheinbach: Die Kripo wollte den Wagen noch auf Spuren untersuchen. Doch soweit kam es nicht: Bereits in der Nacht zu Mittwoch, 17. Juli, drehte sich der Fall weiter. Die Rheinbacher Feuerwehr wurde gegen 2 Uhr zu einem Pkw-Brand just auf dem Gelände der Abschleppfirma alarmiert ( der GA berichtete). Es brannte neben einer Reihe anderer Fahrzeuge ausgerechnet auch jener BMW, der am Tag vorher in den Unfall verwickelt war.

Das aus der Rheinbacher Wache gestohlene hydraulische Rettungsgerät entdeckte die rheinland-pfälzische Polizei wenig später bei Wohnungsdurchsuchungen im Kreis Ahrweiler. Kreuser hat das Gerät inzwischen wieder zurück.

Polizei prüft Zusammenhänge zu weiteren Delikten

Im Zuge der Wohnungsdurchsuchungen wurde ein Mann festgenommen, der nach GA-Informationen zuvor bereits unehrenhaft aus der Grafschafter Feuerwehr entlassen worden sein soll, und zwar ausgerechnet nach dem ersten Einbruch bei der dortigen Feuerwehr. Polizeihauptkommissar Hitzelberger bestätigte die Festnahme des Mannes, Mitte 20: „Wir prüfen Zusammenhänge zu weiteren Delikten.“ So auch, ob der Mann für die Unfallflucht in Rheinbach und das Inbrandsetzen der Fahrzeuge auf dem Gelände des Abschleppdienstes in Frage kommt.

Ob der Festgenommene bei der Feuerwehr war, und ob dieser der Polizei zuvor bekannt war, wollte Hitzelberger mit Hinweis auf den Schutz personenbezogener Daten nicht sagen. Allerdings bestätigte er: „Wegen der hohen Werte in den Gerätehäusern kommt es bei Feuerwehren immer wieder zu Einbrüchen.“ Auch Einbrüche bei der Grafschafter Wehr seien aktenkundig, ob hier ein Zusammenhang zu dem aktuellen Fall bestehe, müsse noch geprüft werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort