Gesamtschule in Rheinbach Filiale in Swisttal?

RHEINBACH/SWISTTAL/ALFTER · Sie ist - trotz der bis dato kurzen Historie von nicht mal einem Jahr - eine Erfolgsgeschichte, die bald um ein weiteres Kapitel erweitert werden könnte. Die Gesamtschule in Rheinbach verblüfft selbst kühne Träumer mit ihren hohen Anmeldezahlen.

Von 155 angemeldeten Mädchen und Jungen aus Rheinbach (96), Swisttal (31), Meckenheim (14), Alfter (9), Berg (2), Wachtberg (2) und Euskirchen (1) können nur 135 angenommen werden. Unter den 20 abgelehnten Kindern waren vier aus Rheinbach, denn die Gesetzeslage erlaubt keine Bevorzugung der örtlichen Kinder, solange die Nachbarkommunen kein vergleichbares Angebot vorhalten. Die Rheinbacher Sozialdemokraten fordern darum eine schulische Kooperation mit Swisttal.

"Wir wollen alles tun, damit alle Rheinbacher Kinder auch auf Rheinbacher Schulen gehen können", erklärten Martina Koch, Fraktionschefin der SPD im Rheinbacher Rat, und SPD-Ratsherr Folke große Deters unisono. In ihrem Antrag an den am Mittwoch, 24. Juni, tagenden Rheinbacher Schulausschuss fordern Koch und große Deters, eine Fusion der Rheinbacher Gesamtschule mit der Heimerzheimer Sekundarschule zu prüfen.

Damit wollen die Kommunalpolitiker dafür sorgen, dass Swisttaler Kinder in Swisttal zur Schule gehen, statt Plätze an der Rheinbacher Gesamtschule zu belegen - im laufenden Schuljahr geschehen. Die Schaffung einer weiteren Klasse hatte der Schulausschuss mit den Stimmen von CDU und FDP gegen die Stimmen von SPD, Grünen und UWG abgelehnt (siehe Kasten).

Martina Koch und Folke große Deters zeigten sich überzeugt, dass die Gründung einer Schule mit zwei Standorten - Rheinbach und einer Zweigstelle in Heimerzheim - in einem gemeinsamen Zweckverband festgelegt werden kann. Rheinbach müsste dann die Kosten für den Rheinbacher, Swisttal die Kosten für den Swisttaler Standort tragen. Für Swisttal könnte solch eine Lösung ebenso interessant sein, vermuten die Sozialdemokraten, weil dadurch die Attraktivität des Schulstandortes Heimerzheim stiege und dieser so auch in Zeiten abnehmender Schülerzahlen gesichert werden könnte. Swisttal würde einen eigenen Schulstandort behalten, der dann aber Teil einer Gesamtschule und nicht mehr Sekundarschule wäre.

Für Bernd Kreuer, Pressesprecher der Gemeinde Swisttal, stößt der Vorschlag aus Rheinbach nicht auf Neuland vor: "Wir stehen mit der Stadt Rheinbach bereits seit Längerem in Kontakt", sagte Kreuer auf GA-Anfrage. Hintergrund: Bereits im März dieses Jahres hatte Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) eine Kooperation mit Swisttal hinsichtlich einer finanziellen Beteiligung der Gemeinde an den Kosten der Gesamtschule ins Gespräch gebracht.

Das erste bilaterale Treffen beider Kommunen sei schon für einen baldigen Termin anberaumt. Wichtig sei es, die Swisttaler Ratsgremien ebenso in die Konsultationen einzubinden wie die Leitung der Heimerzheimer Sekundarschule. Anschließend müssten die rechtlichen Voraussetzungen einer möglichen Dependancelösung abgeklärt werden. "Wir stehen erst am Anfang", machte Kreuer deutlich.

Keine Eile, die bereits vertraglich manifestierte Kooperation, die in der Gründung einer Dependance der Rheinbacher Gesamtschule in Alfter münden soll, übers Knie zu brechen, hat Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher (CDU). "Wir haben eine klare Vereinbarung getroffen, dass wir zunächst auf den pädagogischen Aufbau der neuen Gesamtschule Rücksicht nehmen", sagte Schumacher auf GA-Anfrage.

"Damit die Schule zunächst ein Profil bekommt." Ein Zeitraum von drei Jahren sei vereinbart worden. Da die Schule nach den Sommerferien 2014 ihren Betrieb aufnahm, verbleiben somit noch zwei Jahre. Durch den Vorstoß der Rheinbacher Sozialdemokraten, eine weitere Kooperation mit Swisttal anzustreben, sieht Schumacher die Einrichtung einer Gesamtschulzweigstelle in Oedekoven "in keiner Weise tangiert", sagt der Christdemokrat.

"Ich gehe davon aus, dass Rheinbach zu der Vereinbarung steht." Die Kooperation der beiden Kommunen sieht Schumacher auf "einem guten Weg" - die Verwaltungsspitzen arbeiteten eng zusammen. "Und die Gesamtschule läuft richtig gut an", findet er.

Was bisher geschah

Ende April dieses Jahres lehnte der Rheinbacher Schulausschuss eine erneute Erweiterung der Rheinbacher Gesamtschule am Dederichsgraben auf sechs Eingangsklassen aus finanziellen Gründen ab. "Mir tut es auch in der Seele weh, dass Kinder aus Rheinbach abgelehnt werden müssen", hatte CDU-Fraktionschef Bernd Beißel erklärt. Dennoch könne Rheinbach "keinen größeren Fehler machen, als die Sechszügigkeit zu beschließen".

Denn die voraussichtlichen Gesamtkosten von etwa fünf Millionen Euro müssten die Rheinbacher Bürger mit ihren Steuern aufbringen. Land und Nachbarkommunen seien rechtlich nicht verpflichtet, sich daran zu beteiligen, so Beißel. SPD und UWG hatten eine erneute Ausnahmegenehmigung - also Sechszügigkeit - beantragt.

Wie es mit der Gesamtschule weitergeht und ob es etwa einen Runden Tisch mit anderen linksrheinischen Kommunen geben kann, dazu hat die UWG-Fraktion einen Fragenkatalog erarbeitet und an Bürgermeister Stefan Raetz gesandt. Das Fragenpaket ist Thema der öffentlichen Fragestunde des Rates am Montag, 22. Juni. Sie beginnt um 17.30 Uhr im Himmeroder Hof.

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