Lesung im "Hexenturm" Florian Kalff liest aus "Heimatabend"

RHEINBACH · Ein Feuer knisterte im Kamin, der würzige Duft des brennenden Holzes zog durch den Raum, in dem Kerzen flackerten. Die romantische Stimmung im Hexenturm hielt aber nicht allzu lange an - eben gerade so lange, bis die ersten Bierdosen ins Publikum flogen. Der Titel der Lesung "Heimatabend" war dabei mindestens zur Hälfte ironisch, denn bei Florian Kalff gehörte das Punkmusik-Intro aus dem krächzenden Lautsprecher des Mini-Plattenspielers genauso zum Programm wie das Dosenbier der Kultmarke "Hansa-Pils", das er per Hand "verteilte".

 Besondere Atmosphäre: Florian Kalff bei seiner Lesung im Kaminzimmer des Hexenturms. Das Publikum musste mit fliegenden Bierdosen rechnen.

Besondere Atmosphäre: Florian Kalff bei seiner Lesung im Kaminzimmer des Hexenturms. Das Publikum musste mit fliegenden Bierdosen rechnen.

Foto: Wolfgang Henry

Die Veranstaltung des Vereins "Rheinbach liest" in Zusammenarbeit mit der Öffentlichen Bücherei Sankt Martin im Kaminzimmer des denkmalgeschützten Turms war ausverkauft. Selbst auf den Treppenstufen hatten sich Zuhörer niedergelassen, die den Wortakrobaten und gebürtigen Rheinbacher erleben wollten. "In drei Wochen waren alle 30 Karten verkauft", freute sich Gerd Engel, zweiter Vorsitzender von "Rheinbach liest", der den Abend im Rahmen der Veranstaltungsreihe zusammen mit Daniela Hahn organisiert hat. Das Publikum erwartete ein kurzweiliger Abend.

In "sieben langen Texten und zwei Gedichten ohne Zugabe" verpackte Florian Kalff seine Liebe zur Heimat auf ironische Art und Weise und ließ sie in ein wortgewaltiges Feuerwerk münden. Kalff zog das Publikum charmant in seinen Bann, erntete herzliches Gelächter, stilles Nicken und spontane Ausrufe wie "Das weiß ich auch noch". Das Gründungsmitglied der Bonner Lesebühne "Der Kleingeist" hatte für Rheinbach vornehmlich jüngere Texte ausgewählt, die nur in der Region zwischen Vor- und Siebengebirge so richtig verstanden werden.

Sie handelten von lokalen Personen und Begebenheiten, riefen das Leben so manchen bekannten Originals in Erinnerung, wie den Roisdorfer Freigeist Wilhelm Maucher. Mit einem Glucksen in der Stimme und episodenweise in einem schnarrenden Singsang trug der Wahl-Bonner seine Geschichten sarkastisch und zugleich komisch und mit einer gewissen Wehmut vor. Als nächste Leseorte stehen Wiesbaden, Darmstadt und Mannheim auf Kalffs Programm. Doch in einem so familiären Rahmen werden ihn dort die Besucher sicher nicht zu sehen bekommen.

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