„Deutsch ist die schwerste Sprache“ Flüchtlinge aus Eritrea berichten über ihre neue Heimat Rheinbach

RHEINBACH · Vier junge Männer aus Eritrea berichten von ihren Erfahrungen zur Integration in der neuen Heimat Rheinbach. Ein Problem ist die Wohnungssuche - und die Kosten für die Unterbringung in Containern.

 Vier Flüchtlinge leben in einer Wohngemeinschaft: (v.l.) Debesay, Ahmed, Flüchtlingsbetreuerin Barbara Spevacek, Hurruy und Tesfalul.

Vier Flüchtlinge leben in einer Wohngemeinschaft: (v.l.) Debesay, Ahmed, Flüchtlingsbetreuerin Barbara Spevacek, Hurruy und Tesfalul.

Foto: Axel Vogel

Bilder mit christlichen Motiven hängen an den Wänden des Zimmers von Hurruy. Der junge Mann aus Eritrea ist Christ, ebenso wie Debesay , einer seiner beiden Mitbewohner in der Wohngemeinschaft. Die Bilder hat er aus dem Möbellager des Georgsrings, sagt Hurruy stolz. Der dritte Mitbewohner der WG, Ahmed, ist Moslem. Kein Problem, sind sich die geflüchteten jungen Männer einig, denn: „Bei uns in Eritrea leben Christen und Moslems auch friedlich zusammen.“ Während Ahmed jeden Freitag die Moschee in Meckenheim besucht, besuchen Hurruy und Debesay die eritreisch-orthodoxe Gemeinde in Köln.

Jeder der jungen Männer hat sein WG-Zimmer wohnlich hergerichtet. Die gemeinsame Küche und das Bad sind aufgeräumt und penibel sauber. Darauf achten sie sehr, sagt Betreuerin Barbara Spevacek. Und auch der achtsame Umgang miteinander sei den drei jungen Männern wichtig. „Sie lösen Probleme, indem sie viel miteinander reden“, sagt die Betreuerin. Aus ihrem Heimatland Eritrea sind die jungen Männer ebenso wie Hunderttausende ihrer Landsleute auch geflohen wegen der Auswirkungen der Jahrzehnte andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Eritrea und dem Nachbarland Äthiopien. „Das Leben ist sehr gefährlich in Eritrea“, sagen sie. Erst Anfang Juni 2018 haben sich die beiden Regierungen wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen.

Der 23-jährige Ahmed schildert die Schrecken der Flucht über den Sudan und Libyen nach Deutschland, wo er 2015 ankam. Auch der Fluchtweg des 28-jährigen Hurruy führte über den Sudan. Für Tesfalul (30 Jahre), der im Containerdorf Schornbusch lebt und seine Landsleute in der WG besucht, war Libyen das „schlimmste Land“ auf seiner Flucht.

Hurruy besucht von Montag bis Freitag jeden Morgen vier Stunden lang den Deutschunterricht. „Deutsch ist die schwerste Sprache überhaupt“, sind sich alle einig. Nach der Schule hat Hurruy nachmittags noch einen Minijob in Euskirchen. Debesay arbeitet seit einem Dreivierteljahr als Produktionshelfer in einem metallverarbeitenden Betrieb in Meckenheim. Er ist Vater von zwei Söhnen, die gemeinsam mit seiner Frau in Äthiopien noch darauf warten, ihm nach Deutschland folgen zu können.

Die notwendige DNA-Analyse liege bereits vor, erklärt Betreuerin Barbara Spevacek. Alle vier Männer aus Eritrea haben eine Aufenthaltserlaubnis, mit der sie sich in der EU frei bewegen können, wie sie zeigen. Ihre Wünsche sind ähnlich: eine eigene Wohnung und einen Ausbildungs- beziehungsweise einen Arbeitsplatz. Dabei möchten sie am liebsten anknüpfen an das, was sie schon in Eritrea gemacht haben: Ahmed möchte gerne Maler werden, Tesfalul Tischler und Hurruy Verkäufer im Einzelhandel.

„Ganz unangenehm“ ist den jungen Männern die Ablehnung durch potenzielle Vermieter, sagt Betreuerin Spevacek. Die Erfahrung macht sie selbst, wenn sie auf Wohnungsinserate für die jungen Männer telefonischen Kontakt zu Vermietern aufnimmt. Wenn sie sage, sie rufe für Flüchtlinge an, sei die Antwort gleich negativ.

Auch die Höhe der Miete ist ein Problem. In der WG zahlt jeder 380 Euro zuzüglich Nebenkosten. So lange sie die Schule besuchen, übernimmt das Jobcenter die Kosten, erklärt die Betreuerin, wenn sie arbeiten, zahlen sie selbst. Die Kosten für ein Einzelzimmer im Containerdorf Schornbusch mit gemeinsamer Nutzung von Küche und Bad gibt Tesfalul mit rund 600 Euro an – ein Betrag, der deutlich über der Miete für die WG-Zimmer eines Privatvermieters liegt. Danach befragt, bestätigt der Rheinbacher Bürgermeister Stefan Raetz dem General-Anzeiger diesen Betrag: „In der Containeranlage Schornbusch berechnet die Stadt für eine Person alleine in einem Doppelzimmer circa 600 Euro pro Monat. Bei Doppelbelegung sind es 387 Euro je Person.“

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