Hochwasserkatastrophe In der Flutnacht lief auch die Madbachtalsperre über

Rheinbach/Euskirchen · Während des Starkregens Mitte Juli schauten alle auf die Steinbachtalsperre. Doch auch die Madbachtalsperre bei Queckenberg lief kurzzeitig über - und das Wasser letztendlich durch den Orbach ab.

 Das Hochwasser vom 14. Juli war auch für die Madbachtalsperre zu viel.

Das Hochwasser vom 14. Juli war auch für die Madbachtalsperre zu viel.

Foto: Matthias Kehrein

Während der Starkregen am 14. Juli das Wasser in Bächen und Flüssen steigen ließ, richtete sich der Blick schnell auf die überlaufende Steinbachtalsperre. In der Nacht auf den 15. Juli und in den Folgetagen stellte sich die bange Frage: Wird der Damm halten?

Nicht im Fokus stand in dieser Zeit die kleinere Madbachtalsperre. Dabei läuft das Wasser von dort ebenfalls über den Orbach in die Swist ab. Und wie e-regio bestätigte: Auch hier wurde in dieser Nacht der Damm überspült.

Der Abfluss lief über den Orbach in die Swist

Diese kleine Talsperre liegt knapp außerhalb des Rheinbacher Gebietes bei Queckenberg. Und ganz vergessen ist sie nicht. Das Swisttaler Ratsmitglied Udo Ellmer (Grüne) stellte beispielsweise Fragen nach der Madbachtalsperre. „Die muss man auch auf dem Schirm haben“, ist seine Ansicht. Denn: „Wenn dort etwas passiert wäre, wäre das auch Richtung Swisttal geflossen.“

 Im Umfeld der Madbachtalsperre ist vieles zerstört.

Im Umfeld der Madbachtalsperre ist vieles zerstört.

Foto: Matthias Kehrein

Die Flussrichtung bestätigte Simone Leimbach, Stabsstellenleiterin Marketing und Kommunikation bei e-regio, dem Betreiber beider Talsperren. Von der Madbachtalsperre geht das Wasser über den Madbach in den Sürstbach, der im vom Hochwasser schwer getroffenen Schweinheim auf den Steinbach triff – und dann in den Orbach weiterfließt.

Um 3 Uhr nachts Stand das Wasser 78 Zentimeter unter der Dammkrone

Der Wasserstand in der Talsperre wird laut e-regio-Mitteilung nicht fernüberwacht, sprich: Die Pegelstände werden vor Ort abgelesen. Das geschehe zwei- bis dreimal pro Woche.

Mitarbeiter hätten so am 14. Juli ab etwa 16.30 Uhr dokumentiert, dass Wasser über das Überlaufbauwerk in den Madbach abgeführt wurde. Um 3 Uhr nachts stand der Pegel nur noch 78 Zentimeter unterhalb der Dammkrone.

Er ist aber wohl noch weiter gestiegen, denn im e-regio-Schreiben an den General-Anzeiger steht: „Wir gehen davon aus, dass eine Dammüberflutung im Rahmen des Starkregenereignisses stattgefunden hat. Leider kann der Zeitraum nicht genau eingegrenzt werden. Da die Errosionsspuren auf der Luftseite des Dammes insgesamt eher überschaubar waren, gehen wir von einem kurzen Zeitfenster der Dammüberströmung aus.“

Der Erddamm ist laut e-regio weiterhin standfest

Die kleine Talsperre verfügt über einen reinen Erddamm. Dessen Zustand sei aber unverändert gut. Er habe zwar auf der Luftseite leichte Erosionsschäden. Laut dem Schreiben von e-regio haben diese aber keinerlei Auswirkungen auf die Standfestigkeit.

Im Vergleich zur Steinbachtalsperre ist die Madbachtalsperre sehr klein. Zwar war bei der Errichtung in den 1930er Jahren ein Fassungsvermögen von rund 300.000 Kubikmetern Wasser angedacht. Entsprechend gebaut wurde aber nicht, das Fassungsvermögen liegt heute nur bei rund 68.500 Kubikmetern.

Die Steinbachtalsperre fasst über eine Millionen Kubikmeter. Allerdings ist dort derzeit das Wasser abgelassen, ein Keil im Damm verhindert, dass sie wieder vollläuft.

Die Brauchwasserlieferung für Industrie und Landwirtschaft erfolgt aktuell ausschließlich aus der Madbachtalsperre.

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