Große Schäden durch das Unwetter Schützenvereine in der Voreifel fürchten um ihre Existenz

Meckenheim/Rheinbach/Swisttal · Das Unwetter vom 14. Juli hat große Schäden an den Schützenhallen und Schießanlagen in Meckenheim, Rheinbach und Swisttal hinterlassen. Die Schützenvereine wissen nicht, wie sie die Hunderttausenden Euro für die Rparatur aufbringen sollen. Den Städten fehlen damit wichtige Veranstaltungsorte.

 Die Meckenheimer Schützen räumen mit Unterstützung anderer Vereine ihre Halle aus.

Die Meckenheimer Schützen räumen mit Unterstützung anderer Vereine ihre Halle aus.

Foto: Axel Vogel

Vor zwei Wochen verwandelten sich Bäche und Straßen in reißende Ströme und hinterließen nichts als Chaos. Langsam wird zunehmend klarer, was sie angerichtet haben. Viele Sportvereine im Linksrheinischen werden noch lange mit den Folgen zu kämpfen haben: Bei den Schützenvereinen in Rheinbach, Meckenheim und Swisttal, die ihre Hallen auch anderen zur Verfügung stellen, hat das Hochwasser Hunderttausende Euro an Schaden verursacht.

Was das für den Sport bedeutet, mag Walter Honerbach sich gar nicht ausmalen. „Wir haben da noch nicht drüber nachgedacht – können wir auch gar nicht. Wir müssen erst mal dafür sorgen, dass die Halle wieder trocken wird“, sagt der Brudermeister der St. Sebastianus und St. Hubertus Schützenbruderschaft Rheinbach und Vorstand des Diözesanverbands Deutscher Historischer Schützenbruderschaften.

In Rheinbach stand das Wasser zwei Meter hoch auf dem Schützenplatz

Dass es um die Existenz geht, lässt sich bereits jetzt an den Schäden in der Halle an der Schützenstraße ablesen. Seit anderthalb Wochen sei der Verein nur mit Aufräumen beschäftigt. 1,80 Meter hoch hatte das Wasser in der Halle gestanden, zwei Meter auf dem Schützenplatz, berichtet Honerbach. In der Halle und der angrenzenden Mietwohnung sei alles zerstört worden. Auch die elektronischen Schießstände hätten das Hochwasser nicht überstanden. „Wir rechnen mit 300.000 bis 400.000 Euro Schaden“, schätzt er. Besonders ärgerlich, weil die Schützenbruderschaft in den letzten Zügen lag, die zugewiesenen 60 000 Euro aus dem Landesprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ zu investieren. „Das beinhaltete eine neue Lüftung und Heizung für die Schützenhalle. Neue Anzeigegeräte für die Ergebnisdarstellung hatten wir noch nicht aufgehängt. Ein unausgepackter 65-Zoll-Monitor ist noch in der Verpackung unbrauchbar
geworden“, beklagt der Brudermeister.

Mit ihrer Kapazität für rund 140 Personen ist die Halle laut Honerbach „ein Mittelding zwischen Stadthalle und Pfarrheim“ und ein wichtiger Veranstaltungsort für alle Meckenheimer. Die Einnahmen aus der Vermietung gehen nun verloren. Ob die Versicherung aufkommt, wisse der Verein noch nicht: Die Prüfung laufe zurzeit. Ein kleiner Lichtblick: Statisch ist die Halle laut einer Überprüfung wohl in Ordnung – sie kann also stehen bleiben.

In Meckenheim besteht ein wenig Hoffnung für die Schießanlage

Auch bei der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Meckenheim standen Schützenhaus, -halle und Schießstände unter Wasser. Am Montag begann der Verein mithilfe von Vereinen aus Alfter und Bad Breisig sowie der Prinzengarde, das Schützenhaus zu reinigen. Ein wenig Hoffnung gebe es noch, dass die Schießanlage noch zu gebrauchen ist, berichtet der stellvertretende Präsident Eckehard Haffner. „Dann gehen wir grob von 100.000 Euro Schaden aus. Wenn die Anlage defekt bleibt, wird es mehr.“

 Der Schießstand (im Hintergrund) der Rheinbacher Schützen um Brudermeister Walter Honerbach war völlig geflutet.

Der Schießstand (im Hintergrund) der Rheinbacher Schützen um Brudermeister Walter Honerbach war völlig geflutet.

Foto: Axel Vogel

Eine Elementarschadenversicherung hat der Verein Hafner zufolge nicht. „Es sieht so aus, als würden wir auf dem Schaden sitzen bleiben.“ Er sprach von einer „dramatischen Situation“: Seit dem ersten Lockdown hatte der Verein die Halle nicht mehr vermieten können. Wie er den Schaden bezahlen soll, sei noch völlig unklar.

Ein herber Schlag für den Sport im Linksrheinischen

Die Sportschützen Odendorf waren auf GA-Anfrage nicht zu erreichen. Die Bilder, die Honerbach von deren Anlage direkt am Ohrbach gesehen hat, lassen ihm zufolge aber ähnliche Schadenssummen vermuten wie in Rheinbach und Meckenheim. Ähnlich seien die Vereine in Erftstadt und im Ahrtal betroffen. Er fürchtet um die Zukunft des Schießsports in der Region: „Wenn man wieder aufbauen will und kann, wird es viel Arbeit brauchen. Das hängt auch davon ab, ob man die Manpower und das Geld hat. Ich bin mir als Brudermeister nicht im Klaren, ob wir das hier stemmen können.“

Und das gelte nicht nur für die Schützen, auch Fußballplätze seien überflutet worden. „Der Sport hat jetzt nach einem Jahr Corona, wo es gerade wieder ein bisschen aufwärts ging, den nächsten ganz dicken Schlag abbekommen. Das wird für viele Vereine schwer.“

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