Morenhovener Kabarett-Tage Fritz und Hermann haben auch in Rheinbach "Oberwasser"

RHEINBACH · Oberwasser haben: Das bezeichnet gemeinhin jemanden, der überragt, der dominiert, den Ton angibt. Der dabei, zugegeben, auf seine Mitmenschen nicht unbedingt sympathisch wirken muss. Das mag gemeinhin ja auch so sein, trifft aber natürlich mitnichten auf Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) zu.

 Norbert Alich als Hermann Schwaderlappen im Stadttheater Rheinbach: "Wer schwade kann, ist klar im Vorteil."

Norbert Alich als Hermann Schwaderlappen im Stadttheater Rheinbach: "Wer schwade kann, ist klar im Vorteil."

Foto: Wolfgang Henry

Die Lokalmatadoren vom FKK Rhenania wissen eben, wie man den Kopf oben hält, wenn Vater Rhein mal wieder "Oberwasser" hat und zusammen mit ihnen am Tresen steht. Regel Nummer eins: Wer schwade kann, ist klar im Vorteil. Und dass sie das können, das haben die beiden streitbaren Kellerkinder aus dem Bonner Pantheon am Samstag - bei ihrem Gastspiel zu den Morenhovener Kabarett-Tagen im Rheinbacher Stadttheater - ein weiteres Mal bewiesen.

Wobei schwade an sich ihnen nicht so ganz gerecht wird. "Oberwasser" ist, wie die acht vorangegangenen Bühnenprogramme des Duos, gepflegter Nonsens auf politisch-philosophische Art. Allein wegen der Art und Weise, wie Fritz seinem Vereinskameraden wohl oder übel beipflichten muss, bevor er sich besinnt und mit einem schelmischen "Obwohl" alle vorigen Ausführungen gründlich auf den Kopf stellt. Und überhaupt: Niemand kichert so herzhaft, niemand rollt das "R" so schön wie in Begriffen wie Terrorismus oder Depression.

Oh je, das klingt nach Endzeitstimmung; mit Blick auf den Kalender. 21. Dezember 2012? Da war doch noch was? Wobei es keiner Prophezeiungen aus Mexiko bedarf, um richtig vom Leder zu ziehen. Denn dieses Jahr hatte es in sich; begonnen damit, was der ehemalige Verteidigungsminister zu Guttenberg unter Originalität versteht. Immerhin weiß der von der Kugel getroffene Soldat nun definitiv, dass er sich wohl in einer dem Krieg ähnlichen Situation befinden muss. Obwohl: Besteht am Ende der wahre Beitrag der Deutschen zum Pazifismus in der Welt vielleicht darin, alle Waffen ins Ausland zu verkaufen, damit zu Hause keine mehr übrig sind?

Auch personell sieht es recht eng aus: "Wir würden den Griechen ja gerne den Gefallen tun, sie zu überfallen, um da alles wieder in Ordnung zu bringen. Aber mit welchen Soldaten denn noch?" Tatsache ist: Mit dem Euro steht es derzeit nicht zum Besten. Und so wollten die beiden ihre Gage eigentlich auch am liebsten in Gold ausgezahlt bekommen. An den Banken und Regierungen unter ihnen lassen Fritz und Hermann jedenfalls kein gutes Haar.

Dichten mal eben Billy Joels Generalabrechnung "We Didn't Start The Fire" für ihre Zwecke um und geben die Könige im Affenstall. Denn, um sich wie im Dschungel zu fühlen, braucht dieser Tage keiner mehr in die Ferne zu schauen und in ein Flugzeug zu steigen. Und der Ausblick in die Zukunft? Verheißt ebenfalls nichts Gutes. China ist im Kommen. Ganz Europa wird zur Reisplantage und somit geflutet. So dass der ohnehin vom Hochwasser geplagte Rheinländer sich auf der Suche nach einem trockenen Plätzchen nur noch am Drachenfels festklammern könnte ... "wenn, ja wenn da nicht schon der Holländer wäre".

Den Abend beschließt ein munteres Medley von Al-Kaida bis zur gewöhnlichen Briefbombe. Frei nach dem Motto "Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Post an Bord". Noch Fragen? Fritz und Hermann stehen gern bereit. Auf ein Kölsch. Es ist schließlich Session. Und so finster können die Zeiten gar nicht werden, ihnen das zu verderben. Also, immer schön Oberwasser behalten.

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