EM in Rheinbach Fußballer spielen unter Wasser

RHEINBACH · Eine Halbzeit dauert sechs Minuten, gespielt wird Zwei gegen Zwei, alle 30 Sekunden tauchen die Spieler auf: Beim ersten Kontinentalturnier im Unterwasserfußball in Rheinbach holt Belgien den Titel. GA-Reporter spielt mit.

 Und los geht die Partie: Bei der ersten EM im Unterwasserfußball traten etwa die Teams aus der Schweiz (links) gegen Italien (rechts) an.

Und los geht die Partie: Bei der ersten EM im Unterwasserfußball traten etwa die Teams aus der Schweiz (links) gegen Italien (rechts) an.

Foto: Axel Vogel

Mein Atem stockt und ich bin von einer fast unwirklichen Stille umgeben. Das Dribbelduell ist hart, aber plötzlich tut sich in der italienischen Abwehr eine Lücke auf und der Ball bewegt sich wie in Zeitlupe in Richtung Tor. Ich hechte hinterher und verwandele mit einem Kopfball zum 4:1 Endstand: Frankreich steht im Halbfinale. Nein, hier handelt es sich nicht um den Tagtraum eines von dem bevorstehenden sportlichen Großereignis benebelten Fußballfans – vielmehr geht es um die erste Europameisterschaft im Unterwasserfußball im Rheinbacher Monte Mare, an der ich dank einer großzügigen Auslegung der Ausländerregel für das französische Nationalteam teilnehmen durfte.

Acht Teams kämpfen um Titel

Insgesamt acht Teams kämpften am Samstag darum, den ersten Pokal dieser Art mit nach Hause zu nehmen: Neben Frankreich und Italien hatten sich Spanien, England, Belgien, Österreich, die Schweiz und Deutschland, qualifiziert.

„Ganz so populär wie die trockene Version der Sportart ist Unterwasserfußball leider noch nicht“, bedauerte Mitorganisator Peer Schwetzler, der auf Seiten der Spanier auch selber an dem Turnier teilgenommen hatte. „Aber wir arbeiten dran“, so der Geschäftsführer des Rheinbacher Tauchcenters.

Das erste feuchte Fußballländerspiel fand im Jahr 2008 zwischen Deutschland und Österreich statt: Auf der Suche nach neuen und nicht immer ganz ernst gemeinten Herausforderungen war der österreichische Taucher Christian Redl irgendwann beim Unterwasser-Fußball gelandet. Der mehrfache Weltrekordhalter hatte im Freitauchen sportlich bereits so ziemlich alles erreicht und besiegte das deutsche Team mit seiner Mannschaft damals klar mit 10:5. „Die Idee, nun eine Europameisterschaft zu organisieren, wurde dann im vergangenen Jahr bei einigen Flaschen Bier auf einer Standparty im Rahmen der Messe „Boot“ in Düsseldorf geboren“, erinnert sich der deutsche Apnoe-Star Nik Lindner. Gemeinsam mit Redl, Schwetzler und dem Schweizer Freitaucher Rene Trost sei die Idee geboren worden, „weil sich die drei Spitzensportler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in der neuen Disziplin messen wollten“.

Erstes Länderspiel 2008

Gespielt wird in Zweierteams. Eine Halbzeit dauert sechs Minuten: „Mehr ist nicht drin, weil Unterwasserfußball sehr anstrengend ist“, hatte Redl zu Anfang erklärt und nach meinem Siegtreffer gegen Italien weiß ich, wie Recht er mit dieser Einschätzung hatte.

Durch die ständige Bewegung verbraucht der Körper viel mehr Sauerstoff, als bei anderen Freitauchdisziplinen – im Schnitt alle 30 Sekunden müssen die Spieler auftauchen. Jedes Team besteht aus drei Spielern, fliegende Wechsel erlaubt das Reglement in beliebiger Anzahl: „Der Einwechselspieler muss sich aber mit einem Arm am Beckenrand festhalten und darf erst dann starten, wenn er von dem abgelösten Spieler abgeklatscht wird“, berichtete Schiedsrichter Hucky Latz vor dem Anstoß durch Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz.

Alle 30 Sekunden auftauchen

Gespielt wurde zwar hart aber auch sehr fair: Demonstrativ zeigte Latz mit seiner Co-Schiedsrichterin Erna Röhl nach der Siegerehrung seine gelbe und rote Karte und freute sich, dass er beide nicht ein einziges Mal habe einsetzen müssen. Fouls gab es so gut wie keine, aber Trost musste sich nach der Vorrunde auswechseln lassen: „Es sieht so aus, als ob ich mir im Eröffnungsspiel einen Zeh gebrochen habe“, erzählte er tapfer lächelnd und zeigte auf seinen rechten Fuß.

Zum Schluss entschied übrigens die belgische Mannschaft das Turnier für sich: In einem packenden Endspiel setzte sich das Team um Kapitän Ünal Ölcücü nach einem 0:1-Rückstand in der ersten Halbzeit schließlich mit 5:1 gegen die „Engländerinnen“ um Doris Hovermann durch: Auch hier griff die sehr großzügige Ausländerregel, denn einen britischen oder belgischen Pass konnten wohl die wenigsten Spieler vorweisen.

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