Premiere des Rhein-Ahr-Marschs Fußmarsch der Extreme über 100 Kilometer

Rheinbach · 378 Sportwanderer sind beim ersten Rhein-Ahr-Marsch über 100 Kilometer angetreten. Start und Ziel der Strecke, die durch den Kottenforst, durch Bonn und anschließend entlang des Rheins und der Ahr führte, waren in Rheinbach.

Eine Prise Wahnsinn gehöre schon dazu, gibt Frank Piontek zu. Kurz drauf schickt er rund 400 Männer und Frauen auf einen Fußmarsch, der nichts für Lauffaule ist. Der begeisterte Wanderer, der auch als Hallensprecher der Telekom Baskets Bonn bekannt ist, ist Mitbegründer des ersten Rhein-Ahr-Marsches, dessen Startschuss am Freitagabend in Rheinbach fiel.

Um Punkt 20 Uhr nahmen Sportwanderer aus Deutschland, den Beneluxländern und der Schweiz die Herausforderung an, eine Strecke von 100 Kilometern binnen 24 Stunden zurückzulegen. Start- und Zielpunkt war der Rheinbacher Freizeitpark. Von dort aus führte eine überwiegend asphaltierte Strecke durch den Kottenforst, durch Bonn und anschließend entlang des Rheins und der Ahr. Wer am Samstagmorgen Remagen erreichte, hatte die halbe Distanz bereits geschafft – und durfte 216 weitere Teilnehmer begrüßen, die sich für die 50 Kilometer-Distanz angemeldet hatten.

„Die Herausforderung besteht darin, sich selbst zu bezwingen und etwas Unvorstellbares zu schaffen“, beschreibt Piontek den Reiz des Rhein-Ahr-Marsches über 100 Kilometer, kurz „RAM100K“. Und der 53-Jährige weiß, wovon er spricht. In Belgien hat er selbst am Lauf-Event „Through Flanderns Fields“ teilgenommen und 100 Kilometer Wegstrecke in einer Zeit unter 20 Stunden zurückgelegt.

Wanderroute mit 400 Wegweisern ausgeschildert

Dort und in den Niederlanden ist das Ausdauerwandern bereits sehr populär, während es in Deutschland noch eher ein Nischendasein fristet. Etwas, das Piontek und seine Freunde vom Rheinbacher Good Walking Club ändern möchten. „Wir sind angetreten, um das Event zu etablieren“, stellt Piontek klar, der im Hauptberuf bei der Bonner Polizei arbeitet.

Zur Vorbereitung des ersten Rhein-Ahr-Marsches hatten Piontek und sein Team die Wanderroute mit 400 Wegweisern ausgeschildert und etwa alle zehn Kilometer eine Versorgungsstation aufgebaut. In Remagen verteilten die Helfer zusätzlich Suppe, zudem konnten die Wanderer Kleider und Schuhe wechseln.

Unter den Teilnehmern, die allesamt verpflichtet worden waren, Stirnlampen zu tragen, waren einige Marathonläufer. Ganz ohne Training, so Piontek, sei die 100 Kilometer-Distanz ohnehin nicht zu meistern. Wie zur Bekräftigung dieser These waren es am Samstagmorgen auch die Hobby-Ausdauersportler Thomas Dogen und Eule Frings, die das Ziel als erste erreichten. Um 8.35 Uhr – also nach lediglich 12 Stunden und 35 Minuten Laufzeit, marschierten die Läufer mit den Startnummern 41 und 376 wieder über die Tartanbahn des Rheinbacher Freizeitparks.

Kein Zuckerschlecken

Unbeeindruckt vom „RAM100K“ waren der Bonner Thomas Dogen – Jahrgang 1972 – und sein Freund Eule Frings aus Altenahr – Jahrgang 1959 – dennoch nicht. Gerade der Anstieg bei Kilometer 80 von Mayschoß zur Kalenborner Höhe sei kein Zuckerschlecken gewesen. „Das war ganz schön happig“, sagte Dogen, der zusätzlich mit einer Blase am Fuß zu kämpfen hatte. Daneben hätten Frings und er vor allem in der Nacht immer wieder mit Tiefs kämpfen müssen.

Helfen würde es in solchen Momenten, sich gedanklich nur auf das nächste Etappenziel und die nächste Verpflegungsstation zu fokussieren. Auf die Frage, was den Reiz einer 100-Kilometer-Wanderung ausmacht, sagte Dogen: „Lange Läufe sind immer eine besondere Form der Selbsterfahrung.“

Das Hauptfeld erreichte am Samstagnachmittag das Ziel – erwartungsgemäß nicht vollzählig. Von insgesamt 384 Sportwanderern, die sich die 100 Kilometer-Distanz vorgenommen hatten, kamen 200 zurück nach Rheinbach. Auf der Halbdistanz waren 160 von 216 Wanderern erfolgreich. Diejenigen, die es bis ins Ziel schafften, wurden mit einer Medaille, einer Flasche Wein sowie einem besonderen Apfel, in den das Logo des Rhein-Ahr-Marsches eingeprägt worden war, belohnt. „Aus unserer Sicht ist alles gut gelaufen“, zog Piontek ein positives Fazit der „RAM100K“-Premiere.

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