Hilfsdienst in Rheinbach Gabriele Mangeney fährt für die Malteser Essen aus

RHEINBACH · Wer um 10.30 Uhr ins Auto von Gabriele Mangeney steigt, sollte zumindest gefrühstückt haben. Denn im Wageninneren vermischen sich schon mal Düfte von Bratwurst, Wirsing-Eintopf, Sahnegeschnetzeltem oder Seelachs. Seit zehn Jahren arbeitet die 58-Jährige für den Menüservice des Malteser Hilfsdienstes.

 Immer gut gelaunt: Gabriele Mangeney beliefert Senioren in Rheinbach und seinen Stadtteilen mit Menüs.

Immer gut gelaunt: Gabriele Mangeney beliefert Senioren in Rheinbach und seinen Stadtteilen mit Menüs.

Foto: Elbern

Verantwortlich für das "Essen auf Rädern" ist Susanna Wolff. Die Diensteleiterin hat ihr Büro in der Rettungswache der Malteser in Rheinbach und sorgt dafür, dass täglich 160 warme Essen ausgefahren werden. "Wir fahren nach Wesseling genauso wie nach Oberbachem, Meckenheim oder Hilberath", sagt Wolff. Damit das Essen auch um die Mittagszeit ankommt, gibt es sechs Touren.

Tour I gehört an drei Tagen in der Woche der Morenhovenerin Mangeney. "Als meine jüngste Tochter in den Kindergarten kam, wollte ich gerne etwas mit älteren Menschen machen", erzählt die siebenfache Mutter und fünffache Großmutter, während sie die Speiseboxen mit den kleinen Aluschälchen in den Kofferraum lädt. Dort werden sie während der folgenden dreieinhalbstündigen Fahrt weiter gewärmt. Bei konstant 65 Grad.

Der erste Kunde an diesem Tag ist Egon Gude. Dabei hat Mangeney Glück, ihn überhaupt anzutreffen. "Ich bin leidenschaftlicher Autofahrer", sagt der 82-jährige Rheinbacher. Und auch wenn er die Kinder gerne näher wohnen hätte - die Fahrt zu ihnen oder zu Treffpunkten auf der Hälfte der Strecke genießt er. Auf seine Bratwurst hat er sich schon seit dem Morgen gefreut. "Nicht jeder ist noch so gut dran", sagt Mangeney, als sie sich wieder in ihren Kombi schwingt, den ein Malteser-Schriftzug ziert.

"Die nächste Dame ist sehr verwirrt, meist bekomme ich sie selbst nicht zu sehen", erzählt die eigentlich quirlige kleine Frau nachdenklich. Der Pflegedienst kümmere sich dann darum, dass die Dame esse. Für manche allerdings ist der Besuch der Malteser die einzige Ansprache am Tag. Wenn sie sehe, dass es jemand nicht mehr alleine zu Hause schaffe, schlage sie auch Alarm. "Wir dürfen die Leute nicht alleine lassen, wir sind ja kein Pizzadienst", betont sie die Verantwortung, die ihr Job mit sich bringt.

Der nächste Herr steht im Unterhemd vor "Gabi", wie Gabriele Mangeney von einigen schlicht genannt wird. "Ich habe es nicht mehr geschafft, mich anzuziehen", entschuldigt sich der 91-Jährige. Der formvollendete Handkuss zum Abschied lässt die Essensausfahrerin schmunzeln. "Der alte Charmeur", sagt sie anschließend.

Um 11.26 Uhr sind vier Menüs von 25 ihrer Tour ausgeliefert. Der Frau im Hochhaus hilft Mangeney noch schnell, den Zettel für die nächsten zwei Wochen auszufüllen. "Bitte den Schweinebraten mit Rotkohl und Klößen und keinen Reis", fordert die Frau. Wählen können die Kunden zwischen den Sparten Gutbürgerlich, Diabetiker, Schonkost, Kleines Essen oder Schlemmermenü.

Für "Hähnchen Suisse" hat sich Gertrud Pütz aus Irlenbusch entschieden. "Aber es ist eigentlich alles lecker", platzt es mit dem Brustton der Überzeugung aus ihr heraus. Anton Krämer hatte lange eine Spezialsuppe als Lieblingsgericht. "Die gibt es nicht mehr, aber ich habe trotzdem nichts auszusetzen an dem Essen." Seit mehr als fünf Jahren kommen die Malteser zu dem 84-Jährigen, der ebenfalls in Irlenbusch wohnt.

In Loch stellt das Handy seinen Dienst ein. Netzausfall. Mangeney aber kritisiert etwas anderes: "Bei den kurzen Stopps wird im Winter die Heizung nicht richtig warm." Gertrud Höpfner ist dankbar für den Menüservice. "Wissen Sie, für einen alleine lohnt es ja nicht zu kochen", meint die 85-Jährige.

Als die Morenhovenerin um 13.45 Uhr bei ihrer letzten Kundin ankommt, ist diese sichtlich verärgert über die späte Lieferung. "Ich sage dann immer: Um Punkt 12 Uhr kann nur einer Essen bekommen, die anderen davor oder danach", bleibt Mangeney weiter heiter.

Auswahl an Anbietern
Alle aufgeführten Anbieter liefern im Vorgebirge und in der Voreifel aus. Weitere Informationen zum Thema "Essen auf Rädern" gibt es auch beim Rhein-Sieg-Kreis unter 02241/132379.

Malteser Hilfsdienst: 02226/92000

Deutsches Rotes Kreuz:

Sozialstation Swisttal: 02255/953737.

Johanniter-Unfall-Hilfe: 02241/234230.

Arbeiter-Samariter-Bund: 0800/8707112 (kostenfrei)

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