Sperrung der Hauptstraße in Rheinbach Geschäfte klagen über Einbußen

RHEINBACH · Seit Mitte Februar ist die Hauptstraße wegen der Kanalarbeiten zwischen Schweigelstraße und Wilhelmsplatz für den Durchgangsverkehr gesperrt - und fast eine Fußgängerzone: Außer wenigen Fahrzeugen von Anwohnern und Zulieferern sind Passanten und Radfahrer die einzigen Verkehrsteilnehmer.

Was einmal mehr die Diskussion um die dauerhafte Umwandlung der Hauptstraße in eine autofreie Zone belebt. Unsere Leserin Sabrina Schumann etwa empfindet "die ruhige Atmosphäre ohne den Autolärm" als sehr angenehm: "Wenn ich mir nun noch schönes Wetter und die entsprechende Außengastronomie vorstelle, kann eine Fußgängerzone für Rheinbach nur ein Gewinn sein."

Und sie habe nicht den Eindruck, dass weniger Kunden in den Geschäften sind. Wie "schön ruhig" die Hauptstraße ist, wird auch in Briefen an den Gewerbevereinsvorsitzenden Oliver Wolf als Argument für eine Fußgängerzone genannt.

"Ruhig" bedeutet aus dem Blickwinkel anliegender Geschäftsleute allerdings etwas anderes, wie Wolf und seine Vorstandskollegen aus vielen Gesprächen der vergangenen Wochen erfahren haben: "Sie sagen uns, dass sie wahnsinnige Umsatzeinbußen haben. Betroffen sind alle Branchen, vom Bäcker bis zu den Einzelhändlern wie Modegeschäften.

Durch die Baustelle gibt es zurzeit nur Verlierer." Für den Gewerbeverein gibt es deshalb nur ein Fazit: "Das ist für uns jetzt der Praxistest: Der Gewerbeverein wird niemals einer Fußgängerzone Hauptstraße zustimmen." Uwe Schoenenberg, Prokurist der Bäckerei und Konditorei "Mauel 1883", beziffert die Umsatzeinbußen auf "bis zu 25 Prozent".

Obwohl er die Filiale aufgrund ihrer Lage am Anfang der Hauptstraße am Wilhelmsplatz für weniger betroffen hält als andere, spricht auch er sich aufgrund dieser Zahlen "strikt gegen eine Fußgängerzone" aus.

Ebenso Ruth Gelbe, Inhaberin des gleichnamigen Modegeschäfts: "Für mich ist dies der praktische Beweis dafür, dass eine Fußgängerzone tödlich wäre für uns. Nach einem super guten Januar - den Februar rechnen wir nicht wegen Karneval - ging es im März richtig runter. Es geht nicht darum, dass sich Familien mit Kindern in der Stadt aufhalten und die Kinder gefahrlos auf der Hauptstraße spielen können. Es geht darum, dass die Geschäfte in der Innenstadt überleben, damit die Stadt lebt."

Mechtild Scholz aus der Buchhandlung Kayser hat keinen Unterschied durch die Sperrung festgestellt. Dennoch spricht sie sich gegen eine autofreie Hauptstraße aus: "Das würde ja bedeuten, dass der Verkehr in andere Bereiche verlagert wird. Es ist nun mal die Hauptstraße, und das sollte sie auch bleiben."

Aus Sicht von Peter Mielcarek, Co-Geschäftsführer des Stoore-Wohnmagazins an der Weiherstraße, hat die Sperrung keinen Einfluss auf den Umsatz, er sieht eher saisonal- oder wetterbedingte Einbußen. Mielcarek befürwortet eine Fußgängerzone: "Das hätte eine ganz andere Atmosphäre, weil es weniger hektisch zugehen würde."

Bürgermeister Stefan Raetz schließt aus vielen Gesprächen: "Es ist ganz klar: Die Beeinträchtigung ist nicht wegzudiskutieren. Die Gewerbetreibenden sagen mir, dass sie massive Einbußen haben. Die Fußgängerzone ist deshalb für die Stadt überhaupt kein Thema." Zudem sei völlig unklar, wie der Verkehr alternativ geführt werden sollte. Und: "Es leben zum Glück noch Menschen mitten in der Stadt, die hier ihre Garagen und Parkflächen haben. Wo sollten die denn noch entlangfahren, wenn die Hauptstraße Fußgängerzone wäre?"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort