Nachruf Glaskünstler Fritz Berg aus Rheinbach ist gestorben

RHEINBACH · Die Rheinbacher Glaskunst war sein Leben: Fritz Berg ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Er war Mitbegründer der Herbstmesse, des Landsturms und des Brauchtumsvereins.

Im Herbst besteht das Glasmuseum 50 Jahre, die Glasfachschule 70 Jahre. Diese Jubiläen hätte Fritz Berg, der das Glashandwerk in der Stadt über Jahrzehnte prägte, gerne mitgefeiert. Doch er ist in der Nacht zum Mittwoch nach langer Krankheit im Alter von 84 Jahren gestorben.

Der junge Fritz Berg wollte eigentlich Elektriker oder Fahrradmechaniker werden – aber es gab kurz nach dem Krieg keine Lehrstellen. So meldete sich der 14-Jährige 1948 in der Glasfachschule an. Er war Schüler Nummer 3, absolvierte eine Lehre, sammelte Praxis in einigen der 20 Glasveredlungsbetriebe in der Stadt und eröffnete mit 29 Jahren seinen eigenen Betrieb.

Geschäft mit prominenten Besuchern

Das Geschäft an der Hauptstraße, das er von 1968 bis 2005 führte, war ein beliebter Anlaufpunkt – auch für die Teilnehmer des Damenprogramms bei Staatsempfängen in der Bundeshauptstadt Bonn. Ins Gästebuch seiner damaligen Werkstatt trug sich viel Prominenz ein: Kanzlergattin Hannelore (Loki) Schmidt, Ferdinand Porsche, die Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Gustav Heinemann und Walter Scheel sowie die drei ersten Menschen auf dem Mond: Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins. Ihnen überreichte Berg persönlich ein Exemplar seines aus Anlass der Mondlandung 1969 speziell kreierten „Orbit Service“.

Als er sich in den Ruhestand verabschiedete, übergab Berg seine Werkstatt dem Glasmuseum. Dort arbeitete er aber immer noch von Zeit zu Zeit oder zeigte Besuchern die Glasveredlung. Der Beruf war für ihn auch Berufung. „Das Glashandwerk hat mich zum glücklichen Menschen gemacht, auch noch nach 70 Jahren im Beruf“, sagte er Anfang des Jahres.

Und er war auch ein Schlitzohr: So schnitt er Karneval 1979 „Rentnergucklöcher“ in den Bauzaun beim Neubau der Raiffeisenbank und feierte ein „Rentnerfest“. Die Rechnung für 111 Liter Bier ging an die Raiffeisenbank. Und Fritz Berg hat in der Stadt Spuren hinterlassen. Von ihm geschaffene Glaskugeln schmücken den Platz vor dem Rathaus.

Die Stadt verliert ein Original

Bürgermeister Stefan Raetz: „Ich bin unendlich traurig, da ich mich an so viele inspirierende Begegnungen mit Fritz Berg erinnere. Mit ihm verliert die Stadt einen großen Glaskünstler und ein Original.“ Fritz Berg war Mitbegründer der Rheinbacher Herbstmesse und des legendären Rheinbacher Landsturms. Mit seinem Freund, dem Künstler Hans „Posch“ Klinz, engagierte er sich sehr für das Brauchtum in Rheinbach.

Raetz weiter: „Er war ein Mann der klaren Sprache. Er mischte sich ein, wenn er es für richtig hielt. Er hat viel aufgeschrieben, viele Fotos gemacht und uns so seine Erinnerungen weitergegeben.“ Fritz Berg bleibe der Stadt mit seiner Glaskunst erhalten. „Immer wenn ich eine Glaskugel in der Stadt sehe, werde ich kurz nach oben blicken und Fritz zublinzeln.“ 2003 erhielt Berg von Raetz die Ehrengabe der Stadt.

Im Jahre 1986 gründete Berg den Rheinbacher Brauchtumsverein, dessen Vorsitzender er 24 Jahre war. Sein Nachfolger Karl-Heinz Joisten: „Fritz Berg hat sich mit Leib und Seele für seine Heimatstadt und seine rheinische Region engagiert. Sein Hauptaugenmerk lag auf dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Daher waren ihm Erhalt und Förderung des Brauchtums sehr wichtig.“ Berg organisierte viele stadtprägende Feste, als größtes 1986 das Rheinbacher Brauchtums- und Volksfest. Daraus entstand „sein“ Brauchtumsverein. Auch als Ehrenvorsitzender nahm er regen Anteil an den Aktivitäten.

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