Patrick Roth im Glasmuseum Glaskunst mit raumgreifender Präsenz

Rheinbach · Es ist seine erste und zugleich vorläufig letzte Einzelausstellung im Rheinbacher Glasmuseum: Patrick Roth präsentiert dort noch bis zum 5. Juni Glasobjekte unter dem mehrdeutigen Titel „R(h)einfall“.

 Roth

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Foto: Edgar Auth

Es könnte sein, dass er damit auf seine Rückkehr an den heimatlichen Bodensee und den Rheinfall bei Schaffhausen anspielt. Es könnte sich aber auch um einen „Einfall“ handeln, wie Bürgermeister Stefan Raetz bei der Eröffnung am Freitag mutmaßte.

Eingefallen ist dem Künstler einiges, wie die Ausstellung zeigt. Zum Beispiel „Der Zerstörer“, ein drachenförmiges Flugobjekt auf einer Glaskugel, auf dessen glasglatter Oberfläche sich das Material wie ein blauschwarzes Geschwür kräuselt. Es entstand in den letzten Lebensmonaten seines Vaters, bevor dieser an Krebs starb, erhellt Roth den autobiografischen Hintergrund.

Die Plastik ist in der „Verlorene-Form-Technik“ gefertigt. Dabei modelliert er zuerst ein Ton-Positiv, gießt es in Gips ab, nimmt dann den Ton heraus und füllt die so entstandene Form mit Glasbrocken. Bei 900 Grad im Schmelzofen entsteht so ein Rohling, der abgekühlt noch geschliffen und poliert wird.

Das ist sein Fach, hat er doch seit 2009 an der Rheinbacher Glasfachschule als Werkstattlehrer Schliff und Gravur unterrichtet. Der 1976 in Weiden in der Oberpfalz geborene Roth wuchs in unmittelbarer Nachbarschaft der Glashütte auf und lernte sein Handwerk an der Glasfachschule Zwiesel. Den Meisterbrief erwarb er in Passau, nachdem er fünf Jahre lang an der Evelyn-Hütte Amberg als Glasschleifer gearbeitet hatte.

Nach mehreren Jobs in Österreich kam er nach Rheinbach und will sich nun – „wegen anstehender tiefgreifender Veränderungen der Berufsbilder“, wie es in seiner Vita heißt, – in seiner alten Heimat neuen Herausforderungen in Sachen Glas stellen.

Unter dem Titel „Glas und Farbe“ hielt er bei der Vernissage einen mit Computerbildern illustrierten Vortrag über die Geschichte der Glasbearbeitung von der Antike bis heute. Ursprünglich habe man das nach antiker Definition aus 60 Teilen Sand, 180 Teilen Asche aus Meerespflanzen und fünf Teilen Kreide gemischte Material als Imitation von Edelsteinen benutzt, bevor es über römische Glasfenster bis zu seinen heutigen Nutzungsmöglichkeiten weiterentwickelt wurde.

Neben seinen beruflichen Verpflichtungen hat sich Patrick Roth in den vergangenen Jahren immer stärker seinem eigenen künstlerischen Schaffen gewidmet. So entstand eine beachtliche Anzahl von ausdrucksstarken Skulpturen, wobei Schmelz- und Gusstechniken verstärkt in den Fokus rückten. Kräftige plastische Körper beeindrucken durch Farbigkeit und raumgreifende Präsenz. Der Schliff vollendet die Formgebung und setzt die Materialität des Glases wirkungsvoll in Szene. Die entsprechenden Titel, die Patrick Roth für seine Arbeiten wählt, entführen – häufig mit augenzwinkerndem Humor – in Sphären des Traums und der Phantasie.

Die Ausstellung „R(h)Einfall“ ist noch bis 5. Juni im Glasmuseum Rheinbach. Himmeroder Wall 6, zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr.

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