Glasmuseum Rheinbach Leiterin Ruth Fabritius hört nach 33 Jahren auf
Rheinbach · Die Direktorin des Glasmuseums Ruth Fabritius hat die Ausstellung in Rheinbach geprägt. Jetzt will sie sich der Wissenschaft widmen.
Der gläserne „Kopf“ des Glaskünstlers Erwin Eisch und die Vase „Waterside“ in Hüttentechnik von Willem Heesen sind nur zwei Objekte namhafter internationaler Glaskünstler, die das Kölner Sammler-Ehepaar Liesel und Winfried Feig dem Glasmuseum Rheinbach als Dauerleihgabe überlassen hat.
Weitere herausragende Neuzugänge sind die 36 Designergläser, die das Glasmuseum Hentrich im Museum Kunstpalast Düsseldorf dem Rheinbacher Spezialmuseum als Schenkung übergeben hat. Die Objekte namhafter internationaler Glaskünstler werden wirkungsvoll in Szene gesetzt durch die Neugestaltung des größten Ausstellungsraums des Glasmuseums Rheinbach, der zugleich Ratssaal ist.
Museum muss modern bleiben
„Ein Museum bleibt nur dann attraktiv, wenn die Präsentation immer wieder neu justiert und an die Rezeption des Publikums angepasst wird“, sagt Museumsdirektorin Ruth Fabritius. „Es war mein Ehrgeiz, das Museum nicht im gleichen Zustand zu übergeben, wie ich es übernommen habe“, sagt die promovierte Kunsthistorikerin mit Blick auf die vier neu gestalteten Ausstellungsräume und zuletzt die Neugestaltung des Ratssaals.
Nach fast 33 Jahren als Leiterin des Glasmuseums Rheinbach geht sie sehr zufrieden zum 1. April in Altersteilzeit. Ganz abgeschlossen ist die erste Rundum-Neugestaltung des Museums seit 1989 noch nicht. Das sogenannte Stübchen, in dem der Ursprung der Glas-Geschichte Rheinbachs dargestellt wird, muss noch in ein neues Gewand gekleidet werden. Dieses Projekt möchte Fabritius als Ruheständlerin fachkundig begleiten.
Die Zahl der Aufgaben hat zugenommen
Mit langem Atem habe sie die letzten zehn Jahre auf die Neugestaltung hingearbeitet. „Meine Abteilung konnte mehr als eine Million Euro dafür akquirieren“, sagt sie. Nicht gerechnet die rund 850 000 Euro für das benachbarte Römerkanal-Info-Zentrum. „Zuletzt haben wir den Zuschlag des Landschaftsverbands Rheinland für die noch nicht ganz abgeschlossene Ausbaustufe erhalten“, so die Direktorin des Glasmuseums. Und fügt augenzwinkernd an: „Inzwischen bin ich recht versiert im Ausfüllen von Förderanträgen.“
Sie übergibt nicht nur ein auch mit städtischen Mitteln neu gestaltetes Glasmuseum. Zu ihren Verdiensten gehört auch die Initiierung des Internationalen Glaskunstpreises der Stadt Rheinbach, der im zweijährigen Rhythmus im Jahr 2022 bereits zum elften Mal ausgelobt wurde.
Nachwuchs-Förderpreis hat Renommee gebracht
An diesem Nachwuchs-Förderpreis beteiligen sich internationale Glasfachschulen aus Tschechien, Polen, Finnland, Österreich, Frankreich, Großbritannien und Deutschland mit Wettbewerbs-Beiträgen. Positiver Effekt des Glaskunstpreises: „Er hat auch Anstoß gegeben für Schulpartnerschaften und Kooperationen, Begegnungen und Kontakte.“
Die Vernetzung sei ihr immer wichtig gewesen, sagt Ruth Fabritius. So hat sie auch das „Netzwerk Glas Museen NRW“ initiiert, ein Kooperationsprojekt von sieben Glasmuseen und Museen mit Glasabteilungen. Auch habe sie gemeinsam mit dem Städtischen Beigeordneten Raffael Knauber viele Fachveranstaltungen besucht und so Kontakte zu potenztiellen Zuschussgebern knüpfen können.
Internationale Jurymitglieder machen gerne mit
Und als persönliches Mitglied der Icom Glass habe sie bei Tagungen auch Vorträge gehalten. „Mit dem Effekt, dass wir immer Zusagen bekommen haben, wenn wir für unseren Internationalen Glaskunstpreis internationale Jurymitglieder angefragt haben“, freut sie sich. Und hebt die kräftige Mithilfe und Unterstützung des Fördervereins „Freunde edlen Glases“ und des Museumsbeirates bei allen Projekten hervor.
Beworben hatte sich Ruth Fabritius 1990 auf die ausgeschriebene Stelle als „Leitung Glasmuseum und Kulturzentrum Himmeroder Hof“. An Aufgaben über die Jahre hinzugekommen sind Theaterverwaltung, Römerkanal-Info-Zentrum, Tourismus, Städtepartnerschaften und Bürgerstiftung. Als Kulturverwaltung habe sich das gesamte Team immer als Ermöglicher verstanden, wenn sie Dinge nicht selbst realisieren konnten, etwa in Bezug auf die Reihe „Kultur im Hof“.
„Werde Kollegen und Künstler vermissen
Vermissen werde sie die Kolleginnen und Kollegen, die Glaskünstlerinnen und Glaskünstler sowie die vielen Engagierten in Rheinbach rund um das Thema Glas und darüber hinaus. Und nicht zuletzt: „Diesen speziellen Geist von Rheinbach, immer etwas zu bewegen, was auch in der Bürgerschaft tief verwurzelt ist.“
Gerne hätte sie mehr geforscht und wissenschaftlich gearbeitet, sagt sie im Rückblick, dafür habe aber die Zeit gefehlt. Das möchte die Kunsthistorikerin gerne in ihrem Ruhestand nachholen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann will sie sich weiter in der „alten siebenbürgischen Heimat“ bei der Renovierung einer historischen Kirche engagieren.