Kunst im Glasmuseum Neue Räume für die Epochen der Glasgeschichte

Rheinbach · Das Glasmuseum Rheinbach hat die Pandemie genutzt, um seine Räume zu modernisieren und die Objekte noch besser zu präsentieren.

Glasmuseum Rheinbach: Neue Räume für die Epochen der Glasgeschichte
Foto: Alexandra Lingk

„Es ist uns ein Anliegen, unsere Aktivitäten hier in Rheinbach in den Gesamtkontext der internationalen Community einzubringen“, sagt Ruth Fabritius, Leiterin des Glasmuseums Rheinbach. Denn: Das Jahr 2022 ist von der Unesco als Internationales Jahr des Glases ausgerufen worden. Damit tragen die Vereinten Nationen dem Umstand Rechnung, dass dieser transparente Werkstoff die Menschen seit mehr als 9000 Jahren begleitet.

 Silhouette des Glashändlers Franz Georg Kreybich mit Hörstation im neu gestalteten Epochenraum "Barock".

Silhouette des Glashändlers Franz Georg Kreybich mit Hörstation im neu gestalteten Epochenraum "Barock".

Foto: Alexandra Lingk

Die Geschichte des böhmischen Glases und der mit Glas arbeitenden Menschen in Rheinbach ist zwar mit nunmehr 75 Jahren nicht ganz so lang, erhält aber gerade in der aktuellen Situation, in der wieder Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden, in mehrfacher Hinsicht eine besondere Bedeutung. Daher stellt Ruth Fabritius auch gerne die vor einiger Zeit umgestalteten Räume des Glasmuseums vor.

Riesenschritt in Richtung Digitalisierung

„Wir haben uns in der Pandemie neu aufgestellt und einen Riesenschritt in Richtung Digitalisierung gemacht", erläutert sie. „Wir haben die Krise als Chance genutzt.“ Das Ergebnis sind bislang vier neu gestaltete Epochenräume, die die historische Sammlung des Glasmuseums in einem völlig neuen Gewand erstrahlen lassen: Zeitgemäß und frisch sind die Glasobjekte in Szene gesetzt.

Die Informationen darüber sowie die Biografien der Menschen, die mit ihrer Herstellung befasst waren, werden interaktiv an Hörstationen oder mittels einer eigens entwickelten App sogar kontaktfrei in Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch und Tschechisch angeboten. Die Mittel hierzu hat der Bund zur Verfügung gestellt. Ruth Fabritius hebt hervor: „Wir haben unseren Auftrag immer darin gesehen, einer Oase der Entspannung, der Schönheit und der Ruhe auf einem guten Niveau zu bieten.“

Römisches Glas

Diesen Auftrag nimmt sie im Jahr des Glases natürlich besonders ernst. Unterschiedliche Ausstellungen und Veranstaltungen sind hierzu geplant, so zum Beispiel das Workshop-Projekt „Römisches Glas Reloaded“ mit internationalen Künstlern in Kooperation mit der Glasfachschule. Auch der pandemiebedingt verschobene Internationale Glaskunstpreis wird verliehen. Durch diesen Preis erhält vor allem der Nachwuchs die Gelegenheit, sich zu profilieren.

Aktuell ist im Glasmuseum am Himmeroder Wall gerade die Ausstellung „Kontrapunkt“ von Barbara Kroke und Heide Simm zu sehen. In der Musik ist ein Kontrapunkt eine Kompositionstechnik, bei der mehrere gleichberechtigte Stimmen nebeneinander geführt werden. Analog dazu begegnen sich Barbara Kroke mit ihrer Malerei und Heide Simm mit ihrer Schmuckgestaltung in ihren gemeinsamen Ausstellungen: gleichberechtigt und auf Augenhöhe.

Malerei und Schmuck

Das aktuelle Ausstellungsplakat steht exemplarisch sowohl für das individuelle Werk als auch für die Synergie der beiden Künstlerinnen. „Sehnsuchtsort“ heißt der auf dem Plakat abgebildete Halsschmuck, dem Heide Simm wie fast allen ihren Kreationen einen Namen gegeben hat. Er steht für die wehmütige Erinnerung an den Ort in Böhmen, von dem sie als Kind mit ihrer Familie nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben worden ist.

Ähnliche Erinnerungen an eine verlorene Heimat hat auch Barbara Kroke, die in Schlesien geboren ist, verarbeitet. Noch bis zum 29. Mai ist das kreative Zusammenspiel der beiden Künstlerinnen im Glasmuseum Rheinbach am Himmeroder Wall 6 zu sehen.

Darüber hinaus stehen im Glasmuseum in nächster Zeit noch weitere Entwicklungen an. Mit einem hohen Zuschuss vom Landschaftsverband Rheinland sollen weitere Räume modernisiert werden, unter anderem auch der Raum, der die Ouvertüre des Museums darstellt mit Steinschönau als Herkunftsregion des böhmischen Glases und der Menschen, die nach der Vertreibung von dort hier heimisch geworden sind. Ruth Fabritius findet: „Es ist wichtig, die Geschichte für jede Generation neu zu erzählen, damit nicht in Vergessenheit gerät, warum Rheinbach überhaupt als Glasstadt bekannt ist.“

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