CDU Rheinbach Hans-Ulrich Jörges kam zur Feier zum Tag der Deutschen Einheit

RHEINBACH · "Gestern bei Anne Will - heute bei der CDU Rheinbach." Mit diesen Worten begrüßte die CDU-Vorsitzende des Stadtverbands Rheinbach, Silke Josten-Schneider, den diesjährigen Gastredner bei der traditionellen Festveranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit "aus der Champions League des Politjournalismus": Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Chefredaktion des Wochen-Magazins "Stern".

 Bei der traditionellen Festveranstaltung der CDU Rheinbach sprach dieses Mal "Stern"-Journalist Hans-Ulrich Jörges (4.v.l.).

Bei der traditionellen Festveranstaltung der CDU Rheinbach sprach dieses Mal "Stern"-Journalist Hans-Ulrich Jörges (4.v.l.).

Foto: Wolfgang Henry

In seinem mehr als einstündigen Vortrag mit anschließender Diskussion gab Jörges seinen aufmerksamen Zuhörern im Rheinbacher Ratssaal - darunter Vize-Landrat Rolf Bausch, der Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen, die Landtagsabgeordnete Ilka von Boeselager, die CDU-Kreisvorsitzende Elisabeth Winkelmeier-Becker und ihr Ehemann, Staatssekretär Jürgen Becker, - eine Analyse der Situation von Politik und Medien in Deutschland.

Zudem wagte er, fast als sei das Plexiglasrednerpult eine gläserne Kugel, eine deutliche Prognose für die Zukunft. Für beide Bereiche, für das politische System ebenso wie das Mediensystem, gelte "Es bleibt kein Stein auf dem anderen - es formieren sich neue Ordnungen und ein neues Denken des 21. Jahrhunderts", so die Kernaussage des Journalisten.

Die Bundestagswahl habe gezeigt, dass alte Lager zerbrochen seien. Sie zwinge alle Parteien zum Umdenken. Rot-Grün sei nicht mehrheitsfähig, Schwarz-Gelb gebe es nicht mehr. Der einzige Weg laut Jörges: CDU/CSU müssen sich den Grünen öffnen. Schwarze Grüne gebe es genug, erinnerte Jörges an die Pizza-Connection in Bonn in den 90er Jahren, der auch Norbert Röttgen angehörte.

Umgekehrt wendeten sich auch die Grünen der Mitte zu, verwies der Politikkenner in Richtung Baden-Württemberg, wo der Grünen-Politiker Winfried Kretschmann Ministerpräsident ist. Für eine schwarz-grüne Koalition sei es allerdings im Moment zu früh. Zunächst halte er eine große Koalition für wahrscheinlich, eine "Reparatur-Koalition für Arbeitsmarkt und Sozialsysteme". Nicht große Gegensätze seien dabei das Problem, sondern die Nähe der Parteien.

Negativer sei dagegen die Entwicklung im Bereich Medien. Hier bedeute die Auflösung der alten Lager weniger Meinungsvielfalt mit der fatalen Begleiterscheinung des Rudel-Journalismus, der im "Fall Wulff" zu einem beschämenden Medienverhalten führte, so die Meinung von Jörges. Zu Meinungsführern seien die Online-Portale geworden, die mit wahnsinniger Beschleunigung arbeiteten.

Minütlich würden die Klicks gezählt. Die Online-Redakteure seien aufgrund ihrer sozialen Lage und da sie laut Jörges das "journalistische Proletariat" bilden, politisch links orientiert. Diese Medienentwicklung führe zu einer Fehlwahrnehmung der Realität.

Als einen Hoffnungsträger und eine zutiefst politische Jahrhundertfigur bezeichnete Jörges den neuen Papst Franziskus. Den Rheinbachern gratulierte er darüber hinaus zur Wiederwahl von Norbert Röttgen: "Es gibt nicht viele seiner Klasse!"

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