Landwirt Christoph Becker aus Flerzheim Heißer Sommer war gut für Raps

RHEINBACH-FLERZHEIM · Die Haspel vor dem Mähdrescher hat beim Rapsmähen keine Funktion, sie dreht sich über den Schoten nutzlos in der Luft. Dafür ist am rechten Arm des Mähdreschers ein Schneidemesser angebracht, das unentwegt auf und ab fährt und den verwachsenen Raps durchschneidet - möglichst ohne dass die Schoten aufplatzen, erklärt Christoph Becker.

 Rapsernte bei Flerzheim: Mit vier bis fünf Stundenkilometern fährt der Mähdrescher übers Feld.

Rapsernte bei Flerzheim: Mit vier bis fünf Stundenkilometern fährt der Mähdrescher übers Feld.

Foto: Wolfgang Henry

Der Landwirt sitzt in luftiger Höhe und lenkt den Mähdrescher, einen Claas Lexion 540 über ein Feld bei Flerzheim. Gemäht wird im Vergleich sehr hoch, je nach Rapssorte zwischen 40 und 50 Zentimeter über dem Boden. Da der Raps so dicht wächst, sind die Stängel unten noch ganz grün, während die Schoten oben einen grau-braunen Farbton haben und sehr trocken sind. An der riesigen Maschine ist ein extra langer Schneidetisch angebracht, der dafür sorgt, dass fast alle Rapssamen im "Bauch" des Mähdreschers landen, auch wenn die Schoten aufplatzen, erklärt Becker, der eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert hat und sich zurzeit zum Agrarbetriebswirt weiterbildet.

Wenn die Rapsschoten reif sind, gehen sie schon bei einer leichten Berührung auf, und die Samen springen heraus, so der 21-jährige Landwirt weiter. Hagel und Starkregen würden die Ernte zerstören. Der Raps müsse trocken sein, weniger als neun Prozent Feuchtigkeit sollte er aufweisen. Dieses Mal lief es gut für Becker: Das Wetter blieb trocken. Mit einer Geschwindigkeit von vier bis fünf Stundenkilometern schiebt sich der Mähdrescher voran und schneidet eine 6,60 Meter breite Schneise ins Feld. Die Geschwindigkeit richte sich nach der Leistung des Mähdreschers, sagt Becker: Je mehr die Messer und Maschinen im Inneren zu arbeiten haben und je mehr Korn gemäht wird, desto langsamer fährt die Mähmaschine.

Wenn Becker mit dem Ungetüm über das bereits abgeerntete Feld steuert, um die geernteten Samen über einen Arm in die bereit stehenden Anhänger abzulassen, ist der Mähdrescher deutlich schneller. Die Maschine sei nicht ganz einfach zu fahren, sagt der junge Landwirt. Beim Mähdrescher werden die hinteren Räder gelenkt und vor allem wenn die Maschine voll ist, liegt der Schwerpunkt sehr hoch. Er habe mehrere Jahre an der Seite seines Vaters sitzen müssen, bis er alleine fahren durfte.

Die Stängel, an denen die Rapsschoten wachsen, werden eher selten weiterverarbeitet. "Es gibt nur eine sehr geringe Nachfrage", sagt Becker. Deshalb werden sie gehäckselt und verbleiben als Dünger auf dem Feld. In ein bis zwei Wochen wird dann schon die neue Rapssaat ausgebracht. Dann leuchten die Felder im kommenden April und Mai wieder in ihrem charakteristischen kräftigen Gelbton.

Wegen des kalten Frühjahrs sei die Vegetation dieses Jahr recht spät gestartet, sagt Becker. Der heiße Sommer sei aber gut für den Raps gewesen. Trotzdem läuft die Rapsernte bei Becker rund eine Woche später als normal. Da es keine Unwetter gab, erwartet er einen guten Ertrag.

Ob das Öl von dem Raps auf dem Flerzheimer Feld als Salatöl demnächst auf dem Tisch steht oder als Zusatz im Tank landet, weiß der Landwirt nicht, er verkauft seine Ernte an die Genossenschaft weiter. Das Öl wird in einer Rapsmühle kalt gepresst, der übrige Rapskuchen wird als Viehfutter weiterverarbeitet.

Raps

Der Raps (Brassica napus) gehört zur Familie der Kreuzbütengewächse. Seit Jahrhunderten ist er wegen des hohen Ölgehaltes seiner Samenkörner kultiviert. Das Öl wurde als Speiseöl und darüber hinaus auch als Lampenöl verwendet. Heute werden rund drei Viertel der Ernte in Deutschland für die Biospritproduktion oder in der Industrie verwendet. Die Biospritproduktion ist auch der Grund für die großflächige Ausweitung des Rapsanbaus. In Deutschland wird Raps auf einer Fläche von rund 1,5 Millionen Hektar angebaut. Ende der 80er Jahre waren es noch 560 000 Hektar.

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