Unterstützung aus Rheinbach für Peru Hilfe für Opfer von El Niño in Peru

Rheinbach/Lima · Das Wetterphänomen El Niño wütet wieder mit Wucht in Südamerika und sorgt für schwere Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche. Lara Manderla aus Rheinbach hat die Katastrophe miterlebt und sammelt nun Spenden.

 Über 90 Menschen sind von den Überschwemmungen bereits in den Tod gerissen worden. FOTO: AFP

Über 90 Menschen sind von den Überschwemmungen bereits in den Tod gerissen worden. FOTO: AFP

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Die Kraft des Wassers ist unbarmherzig und dessen Urheber kennt ebenfalls keine Gnade: Das Wetterphänomen El Niño wütet seit wenigen Wochen wieder mit Wucht in Südamerika und sorgt für schwere Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche. Eine, die diese Katastrophe hautnah miterlebt, ist die 22 Jahre alte Lara Manderla aus Rheinbach. Seit einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in dem Andenstaat lebt sie in der Hauptstadt Lima.

Wörtlich zu sehen ist, dass sie ihr Herz an Peru verloren hat: In Cusco lernt sie einen smarten Peruaner kennen, seit zweieinhalb Jahren sind sie ein Paar. Aus einem Jahr Südamerika sind somit bereits zweieinhalb geworden. Mit einem Hilferuf wendet sie sich an den General-Anzeiger. Sie möchte Spenden sammeln, um den Opfern der Flut helfen zu können.

„Durch die Überschwemmungen haben über 120 000 Menschen ihr Zuhause verloren, vor allem durch Bergrutsche“, berichtet die 22-Jährige. „Die Wassermassen reißen Häuser mit sich und die Unwetter weichen die Erde der Berge so auf, das die Häuser von Erdrutschen mitgerissen werden“, sagt sie. Rund 90 Menschen haben in den vergangenen Tagen ihr Leben verloren. Es gebe vielerorts kein Trinkwasser mehr. Da so viele Menschen ihr Dach über dem Kopf verloren haben, haben Hilfsorganisationen Zeltstädte aufgebaut. Viele Menschen werden unter den Schlammlawinen vermisst.

„Die aktuelle Lage in Peru ist schlecht im Moment“, weiß Manderla, die 2013 ihr Abitur am Städtischen Gymnasium ablegt hat und kurz danach nach Peru reiste, um während des FSJ insbesondere Kindern auf dem Land Englisch beizubringen – eine nachhaltige Erfahrung, wie sie sagt. 35 gespannte Augenpaare blicken sie an, wenn sie Tiere, Früchte und Zahlen auf Englisch an die Tafel schreibt.

Nach kurzer Eingewöhnung an die klimatischen Gegebenheiten in den Höhenlagen des Andenlandes ist sie von Land und Leute wie gefesselt. „Die Menschen sind viel offener, herzlicher, lockerer – und nicht so unfreundlich wie vielerorts bei uns“, berichtet sie. Dass die Menschen sie mitunter recht unverhohlen anstarren, kommt nicht von ungefähr: Mit 1,84 Meter Körpergröße überragt Lara Manderla die meisten Menschen um sie herum.

Peruaner sind sehr interessiert

Und da ist noch ein Detail an der Rheinbacherin, das die Menschen fassungslos zurücklässt. Als sie Schülern einer dritten Klasse Farben auf Englisch beibringt, fragen die Mädchen und Jungen neugierig, welche Augenfarbe ihre deutsche Lehrerin habe „Als ich Blau antwortete, ging ein ungläubiges Raunen durch die Klasse, da die Peruaner alle dunkle Augen haben“, erzählt die junge Studentin. „Dasselbe passierte mir im Bus, als eine Mutter verzweifelt versuchte, ihr schreiendes Kind zu beruhigen. Es hörte abrupt auf, als es überrascht in meine Augen sah.“

Die Rheinländerin in ihr kommt zum Vorschein, als sie mit ihrer Klasse zum 40-jährigen Bestehen der Schule von Lucre Karnevals- und Stimmungslieder wie „Fliegerlied“ oder „Komm, hol das Lasso raus“ einstudiert. Die ganze Schule habe schließlich mitgetanzt. „Insgesamt sind die Peruaner sehr interessiert an unserer Kultur und begegnen uns gegenüber sehr herzlich und aufgeschlossen.“

Da ihr das Studium in Lima im Anschluss an das FSJ dann aber nach eigenem Bekunden nicht zusagt, studiert sie derzeit in Bremen International Studies of Global Management mit Schwerpunkt Lateinamerika. Doch immer wenn es geht, ist sie in Peru – vor allem, da ihr Freund dort lebt. Darum ist ihr Herz von Schwermut erfüllt, wenn sie an die Not der Menschen dort denkt. Vor wenigen Tagen hat sie ein Spendenkonto eingerichtet, mit dem sie bereits in Bremen Spenden gesammelt hat.

Doch 2018 sagt sie erneut Deutschland Lebewohl und reist nach Peru: „Ich werde wieder ein Jahr dorthin gehen, da das so in meinem Studium integriert ist, ein halbes Jahr in Lateinamerika zu studieren und ein halbes Jahr dort Praktikum zu machen“, sagt Manderla. Dann ist sie wieder inmitten der Menschen, die zu einem ganz besonderen Kunststück fähig sind: „Die Menschen sind glücklich. Ohne all das, was wir kennen.“

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