Schulleiter Philipp Nagel über die Förderschule Hoffen auf Erhalt trotz Inklusion

Im Zuge der Weiterentwicklung der Rheinbacher Schullandschaft wird mit Blick auf sinkende Schülerzahlen und wachsende Inklusionsbestrebungen auch immer wieder auf eine wahrscheinliche Auflösung der Albert-Schweitzer-Förderschule hingewiesen. Im Interview warnt Schulleiter Philipp Nagel aber vor vorschneller Preisgabe des sonderpädagogischen Potenzials der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen.

Leitet die einzige reine Förderschule im Linksrheinischen: Philipp Nagel.

Leitet die einzige reine Förderschule im Linksrheinischen: Philipp Nagel.

Foto: Wolfgang Henry

Wo sehen Sie Probleme bei der Inklusion?
Philipp Nagel: Grundsätzlich ist die Idee der Inklusion gut, und eine Gesellschaft zeichnet sich in ihrer kulturellen Entwicklung auch dadurch aus, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht. Dennoch sollten wir nicht aus dem Auge verlieren, dass es nicht nur um Strukturen geht, sondern um die optimale Förderung der Schüler.

Es gibt einen nicht unerheblichen Anteil von Kindern, die von einem kleinen System, wie es die Förderschule anbietet, großartig profitieren. Spätestens ab dem sechsten Schuljahr wird die Integration von Kindern mit einem Förderschwerpunkt im Bereich Lernen immer schwieriger. Das Regelsystem differenziert aus; die Kinder machen große Entwicklungssprünge.

Kinder mit Entwicklungsverzögerungen können da oft nicht mithalten und erhalten ein Stigma. Diese Kinder sind an der Förderschule Lernen besser aufgehoben. Das kann Inklusion unter den gesetzlichen Maßgaben nicht leisten.

Immer weniger Rheinbacher Kinder besuchen aber doch die Albert-Schweitzer-Schule?
Nagel: Sie hat aber überregionale Bedeutung. Im Rhein-Sieg-Kreis mit 19 Kommunen und einer Fläche, die rund acht Mal so groß ist wie die der Stadt Bonn, kann jetzt schon nicht jedes Kind eine noch annähernd wohnortnahe Förderschule besuchen. Die Albert-Schweitzer-Schule ist die einzige reine Förderschule Lernen im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Da sollten Lösungen gesucht werden, die das sonderpädagogische Potenzial einer solchen Förderschule sichern.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der sonderpädagogischen Förderung?
Nagel: Ich hoffe, dass wir neben der Weiterentwicklung der Inklusion die Möglichkeit zum Erhalt der Albert-Schweitzer-Schule bekommen. Vorstellbar wäre zum Beispiel ein Zusammenschluss mit anderen Förderschulen und Dependancen. Denkbar wäre auch ein System innerhalb einer Gesamt- oder Sekundarschule.

Wichtig wäre die Aufrechterhaltung der sonderpädagogischen Qualität in der Region, die in der Bundesrepublik in den vergangenen 30 Jahren sehr weit entwickelt wurde und vielen Kindern mit spezifischen Förderbedürfnissen sehr gute Angebote macht.

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