Gespräch am Wochenende mit Michaela Schaffrath "Ich lebe ein Vagabundenleben"

Rheinbach · Es sind 15 Jahre ins Land gezogen, seitdem Michaela Schaffrath, die in den 90er Jahren in allerlei Erwachsenenfilmen als Darstellerin für Aufregung sorgte, eben diese Episode ihres Lebens für beendet erklärte. Drei Jahre währte dieser Teil ihrer Biografie, dem sie im Jahr 2000 Lebewohl sagte. Ab 1. Dezember tritt die Fernseh- und Theaterschauspielerin, die in Eschweiler das Licht der Welt erblickte und gelernte Krankenschwester ist, im Kleinen Theater in Bad Godesberg auf, am 18. Januar gibt sie ein Gastspiel in Rheinbach.

Mit dem Stück "Zauberhafte Zeiten" gastiert Schauspielerin Michaela Schaffrath in der Region. FOTO: MARIO QUADT

Mit dem Stück "Zauberhafte Zeiten" gastiert Schauspielerin Michaela Schaffrath in der Region. FOTO: MARIO QUADT

Wie ist es als Schauspielerin, für gut einen Monat für Proben und Auftritte an einem einzigen Ort zu verweilen?
Michaela Schaffrath: Sehr gut. Ich bin ja im Rheinland aufgewachsen, in Niederkassel habe ich bis 2013 eine Doppelhaushälfte im Neubaugebiet bewohnt - zusammen mit meinem zwischenzeitlich von mir getrennt lebenden Ehemann. Jetzt lebe ich in Hamburg. Hamburg ist wie Urlaub für mich. Ich bin dort mit offenen Armen empfangen worden. Ich lebe nun mal ein Vagabundenleben, darum versuche ich es mir auf Tournee so heimelig wie möglich zu machen. Mein gesamtes Auto lade ich voll mit Dingen wie einer Kaffeemaschine, meinem Kopfkissen und anderen Wohlfühlsachen. Und meine Tassen darf ich nicht vergessen - klingt bekloppt, ist aber so. Das Unterwegssein ist Teil unseres Jobs.

Was mögen Sie an der Region?
Schaffrath: Ich liebe die rheinischen Frohnaturen - das Temperament, die offene Art. Ich würde mich selbst auch als rheinische Frohnatur bezeichnen. Ich komme mit den Hamburgern gut klar, aber NRW ist noch immer meine Heimat und bleibt es. Ich verbinde so viele Kindheitserinnerungen mit der Region hier, meine Eltern, mein Bruder und der Großteil meiner Familie und Freunde lebt hier. Ich kann tagtäglich Karten für alle reservieren. Mein ganzer Freundeskreis hat sich angemeldet. Gut so. Das hilft, die Sitzreihen dieses schönen Theaters zu füllen.

Was dürfen die Zuschauer denn erwarten, wenn Michaela Schaffrath auf der Besetzungsliste steht?
Schaffrath: Schönes, unterhaltsames Theater hoffe ich. Das Theater bietet die Möglichkeit, dass sich die Zuschauer aus dem Alltag entführen lassen und natürlich den Abend genießen. Ich liebe es, die Menschen zu unterhalten, und nirgendwo geht das direkter als im Theater. Und das wird uns mit dem Stück auch gelingen. Ich habe "Zauberhafte Zeiten" schon zweimal gespielt - in Braunschweig und in Hannover. In dem Stück verdreht mir mein Bühnenpartner den Kopf - und das im Wortsinne.

Um Himmels willen. Was geschieht mit Ihnen auf der Bühne?
Schaffrath: Das Kopfverdrehen ist in zweifacher Hinsicht zu sehen - einerseits, was mein Herz oder besser gesagt, das der Figur Debbie Lewis angeht, und andererseits handelt es sich um Illusionen und Zauberstücke, die wir auf der Bühne präsentieren werden. Ich darf verraten, dass es für meine Kollegen und mich in "Zauberhafte Zeiten" sehr viel um echte Zaubertricks beziehungsweise Illusionen geht. So werde ich für einen Trick von acht Schwertern durchbohrt. Das ist etwas, was zig Mal geprobt werden muss.

Was fasziniert Sie am Theater?
Schaffrath: Beim aktuellen Stück fasziniert mich, dass ich Einblicke in diese verblüffenden Tricks bekomme. Ich habe meine große Liebe und Leidenschaft fürs Theater entdeckt, weil es "ehrliches" Handwerk ist. Ich kann auf der Bühne nicht sagen: Ich habe meinen Text vergessen, können wir noch mal von vorne anfangen? Sie müssen agieren und reagieren können. Mir ist mal passiert, dass eine Zuschauerin einen Hustenanfall bekommen hat, während ich im Stück telefonieren musste. Ich habe dann den Anruf mit den Worten "Warte mal eben" unterbrochen und gefragt, ob die Frau etwas trinken möchte. Nachdem sie was getrunken hat, habe ich ins Telefon gesagt: "So, da bin ich wieder." Was glauben Sie, wie die Leute applaudiert haben. In einem Stück im Bonner Contra-Kreis sind mal Kleidungsstücke bis in den Zuschauerraum geflogen. Das baut man natürlich ein und sagt: "Entschuldigen Sie, könnte ich das bitte wiederhaben?" Derartige Situationen kann man nicht inszenieren, die passieren einfach.

Nicht viele Schauspieler in Deutschland können darüber berichten, mit Wim Wenders gedreht zu haben - Sie schon. Für ein Musikvideo der Toten Hosen haben Campino, Wenders und Sie zusammengefunden. Wie ist es, einem Künstler mit solch einer Aura zu begegnen?
Schaffrath: Faszinierend. Ihm eilt ein gewisser Ruf voraus, den ich nicht bestätigen kann. Ich habe ihn als sehr tiefenentspannt erlebt. Wenders ist einer, der weiß, was er will und wie es umzusetzen ist. Mit ihm zu arbeiten war eine große Bereicherung. Am meisten als Schauspielerin geprägt hat mich aber Dieter Pfaff, mit dem ich unter anderem 2001 die Kino-Krimikomödie "Der tote Taucher im Wald" gedreht habe. Der hat sich später als mein Mentor etabliert. Von ihm habe ich wahnsinnig viel gelernt, als ich angefangen habe. Er hat immer zu mir gesagt: Zieh das durch, du hast Talent - und ich habe es gemacht.

Zur Person

Dass noch vergleichsweise viele Menschen Michaela Schaffrath unter ihrem Pseudonym "Gina Wild" kennen, erfüllt die 44-Jährige nicht gerade mit Stolz. Im Dezember 2000 zog sie sich aus der Pornobranche zurück, 2011 distanzierte sie sich gänzlich von dieser Episode ihres Lebens. Auf vielfältige Weise engagiert sich die in Hamburg lebende Fernseh- und Theaterschauspielerin, die 2008 beim RTL-Dschungelcamp mitmachte, sozial.

"Zauberhafte Zeiten"

Ab Dienstag, 1. Dezember, ist Michaela Schaffrath mit "Zauberhafte Zeiten" im Kleinen Theater in Bad Godesberg zu sehen. Am Silvestertag gibt es drei Vorstellungen.

Am Montag, 18. Januar, gastiert das Ensemble im Rheinbacher Stadttheater. Karten für den Auftritt in der Glasstadt gibt es per E-Mail an regine.prause@stadt-rheinbach.de, unter 0 22 26/917-502 oder in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen.

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