Operation Market Garden Im Weltkriegs-Jeep nach Arnheim

Rheinbach · Zum 75. Jahrestag der Operation Market Garden reisen zwei Kölner von Rheinbach in die Niederlande. Die Historienfreunde reisen zur Nachstellung der Schlacht von Arnheim

 In ihrem Jeep sind Frank Oster (l.) und Guido Waberski auf dem Weg von Rheinbach nach Arnheim.

In ihrem Jeep sind Frank Oster (l.) und Guido Waberski auf dem Weg von Rheinbach nach Arnheim.

Foto: Axel Vogel

Die beiden Kölner Frank Oster und Guido Waberski fielen am Mittwoch ob ihres ungewöhnlichen Gefährts sowie ihres nicht alltäglichen Aussehens sofort auf im Verkehr auf der B 266 bei Odendorf. Der 57 Jahre alte Waberski saß am Steuer eines echten Hinguckers - eines Hotchkiss Jeeps, der baugleich mit dem berühmten "Willys Jeep" der US Armee ist und den die französische Armee nach 1945 in Lizenz aus originalen US-Teilen gefertigt hatte, erklärt Waberski. Der 57-Jährige und sein 46 Jahre alter Freund Oster saß in originalgetreu nachgefertigten englischen Fallschirmjäger-Uniformen aus dem Jahr 1944 in ihrem Militär-Oldtimer. Denn die beiden waren unterwegs zu einem besonderen Jahrestag im niederländischen Arnheim.

Fahrt mit dem Weltkriegs-Jeep nach Arnheim
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Foto: privat

Dort - wie auch in anderen Städten im Nachbarland - wird an diesem Wochenende der 75. Jahrestag einer Weltkriegsschlacht ganz groß gefeiert - der alliierten Luftlandeoperation Market Garden (17. bis 27 September 1944), die helfen sollte, den Krieg rascher zu beendeten, die aber in ein Fiasko mündete. "Die Erinnerung an das wach halten, vor allem mit Blick auf die Veteranen von einst und ihre Nachkommen", treibt Waberski und Oster nach eigener Aussage an, in Arnheim dabei zu sein.

Erwartet werden rund 500 historische Fahrzeuge und etwa 1000 Fallschirmspringer zu Ehren der Luftlandung vor 75 Jahren mit damals rund 13 000 Fallschirmjägern, die allein in der Arnheimer Region abgesprungen waren. Von Rheinbach aus, wo der Hotchkiss Jeep in einer Garage steht, hatten sich die beiden auf die rund vierstündige Fahrt über Euskirchen ins rund 200 Kilometer entfernte Arnheim gemacht.

Den Jeep besitzt der Kölner Waberski seit rund sechs Jahren - und er nutzt ihn oft in seiner Freizeit. Denn von Rheinbach aus geht es dann mit Oster regelmäßig zu Gedenktagen berühmter Schlachten, so zuletzt zum D-Day, der Landung in der Normandie vor 75 Jahren. Dort sind die Kölner stets gerne gesehen, schon allein deswegen, weil ihr Gefährt, der Willys Jeep, längst Legende ist.

 Originales Zubehör: Reservekanister, Munitionskiste und der Regenschirm, der auch im Film "Die Brücke von Arnheim" eine Rolle spielte.

Originales Zubehör: Reservekanister, Munitionskiste und der Regenschirm, der auch im Film "Die Brücke von Arnheim" eine Rolle spielte.

Foto: Axel Vogel

Von dem allradgetriebenen Militärfahrzeug, das wegen seiner Geländetauglichkeit und Robustheit hoch geschätzt war, ließ die US-Armee zwischen 1942 und 1945 rund 370 000 Stück bauen. Aus einem dieser Fahrzeuge stammt auch der 60 PS starke Motor, Baujahr 1944, in Waberskis Jeep, den die französische Armee dann nach 1945 in ihrem Lizenznachbau namens "Hotchkiss" verbaute.

Streng genommen sind Frank Oster und Guido Waberski Freunde von "Reenactment", also des Nachstellens historischer Ereignisse, etwa von Schlachten in möglichst originalen Kostümen und Ausrüstung. Vor allem die berühmte Schlacht von Waterloo 1815, in der Napoleon von einer englisch-preußischen Armee entscheidend geschlagen wurde, ist dabei ihr Metier. Dass jetzt auch der Zweite Weltkrieg hinzugekommen ist, erklären beide mit ihrem Interesse für Geschichte.

Und vor allem mit vielen intensiven Begegnungen und Eindrücken gerade anlässlich vergangener Gedenktage in Arnheim. "Als wir vor zwei Jahren hier waren, schossen einem englischer Veteranen die Tränen in die Augen, als er uns in den Uniformen gesehen hatte", erinnert sich Waberski, der von Beruf Marketingexperte ist. "Der war uns unheimlich dankbar", ergänzt Frank Oster, der beruflich mit Versicherungen zu tun hat. Vor allem sei es auch für viele Nachfahren ehemaliger Soldaten wichtig, dass die Geschehnisse nicht in Vergessenheit gerieten. Daher steht für Frank Oster und Guido Wabersk "die Erinnnerung in Arnheim im Vordergrund, und nicht das Nachstellen der Schlacht".

Dafür treiben Oster wie Waberski viel Aufwand in Sachen Outfit und Ausrüstung und legen größten Wert auf Originales. So gehört zur Zusatzausrüstung Ihres Jeeps auf der Motorhaube neben einem Kanister und einer Munitionskiste von einst auch ein Regenschirm: Der spielte in dem TV-Film "Die Brücke von Arnheim" eine tragende Rolle. Er gehörte nämlich zur Ausrüstung eines britischer Soldaten, der - mit einem Regenschirm ausgerüstet - auf der Brücke von Arnheim gegen die deutschen SS-Truppen kämpfte.

Vor allem auf ihre Uniformen haben beide viel Sorgfalt verwandt. Waberski trägt etwa die Nachbildung eines britischen Fallschirmjägers der 21st Independent Parachute Company, die bei der Luftlandung 1944 zu den ersten Einheiten gehörte, die abgesprungen waren. Warum sich Guido Waberski als Deutscher ausgerechnet eine Uniform dieser Einheit ausgesucht hat? "Bei der 21st Independent Parachute Company hatten seinerzeit auch 25 Deutsche Dienst getan, unter ihnen auch Juden."

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