Gefängnis in Rheinbach In der Mauer der JVA klafft ein Loch

Rheinbach · Manch ein Häftling dürfte Begehrlichkeiten entwickeln, wenn er erblickt, was sich da vor seinem Gitterfenster abspielt: Ein mächtiger gelb-roter Schwerlastkran nimmt das erste von drei Segmenten der Außenmauer der Rheinbacher Justizvollzugsanstalt (JVA) an den Haken. In der Außenmauer entsteht eine Ausfahrt für die Handwerker, die den alten C-Flügel des Gebäudes abreißen und für 31 Millionen Euro neu bauen.

Das massive Mauerstück, das tags zuvor mit schweren Spezialsägen abgetrennt wurde, schwebt in der Luft. Das wiederholt sich noch zweimal, dann klafft in der acht Meter hohen Umgrenzung ein circa acht Meter breites Loch. Doch: Wem bei diesem Anblick Fluchtpläne durch den Kopf geistern, wird enttäuscht feststellen, dass im Inneren der Haftanstalt Ersatz entstanden ist. Im Mai sollen - gut gesichert - die Arbeiten für den Neubau des C-Flügels der JVA beginnen.

Für 31 Millionen Euro entsteht an der Aachener Straße der neue Gefängnisflügel. Die Kapazität der Rheinbacher Anstalt erhöht sich dann von rund 545 auf 601 Gefangene, wie Heinz-Jürgen Binnenbruck, Leiter der JVA, im Gespräch mit dem GA berichtet.

Diese hohe Millionensumme kommt nicht zustande, weil die berühmten goldenen Wasserhähne verbaut werden, sondern wegen der mannigfaltigen Sicherheitsstandards, die für eine Baustelle in einem Gefängnis vonnöten sind, wie Theo Zander von der Kölner Niederlassung des Bau- und Liegenschaftsbetriebs berichtet.

Öffnung der Mauer der JVA Rheinbach
13 Bilder

Öffnung der Mauer der JVA Rheinbach

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Das gilt auch für das neue Gebäude selbst: „Der Brandschutz des neuen C-Flügels ist angepasst an die Belange einer JVA", sagt Zander. Beispiel: Die schnelle Entrauchung der Hafträume ist vorgesehen.

Anders als andere Baustellen ist diese nicht von mobilen Gitterwänden oder allenfalls einem Palisadenzaun umgeben, sondern von einer fast sechs Meter hohen Mauer. Auf diesem massiven Provisorium sind all die „Extras" verbaut, die auch die Außenmauer kennzeichnet: hohe Stacheldrahtrollen, Kameras und Sensoren. Die eine oder andere ältere Anstalt wäre dankbar, wenn sie solch eine Mauer hätte", sagt Binnenbruck.

Nicht erst seit dem spektakulären Ausbruch des zu lebenslanger Haft verurteilten Hahnwald-Mörders Detlef W. im April vergangenen Jahres gilt etwa die strenge Regel, dass jedes „Fremdfahrzeug", welches nicht zur JVA gehört, kontrolliert werden muss - unter anderem mit einem Herzschlagdetektor an der Fahrzeugschleuse.

„Erst wenn die Sicherheitstechnik auf der provisorischen Mauer einwandfrei funktioniert, öffnen wir die Außenumwehrung - vorher nicht", weiß Paul Pruß, Leiter der Bauverwaltung in der JVA. Mit gemischten Gefühlen geht er durch den menschenleeren alten C-Flügel, der derzeit zum Abriss vorbereitet wird.

Hafträume sollen Ende 2018 "bezugsfertig" sein

„Ich war früher Leiter dieser Haftabteilung", berichtet Pruß und schwärmt von den Farben, in denen die neuen größeren Hafträume gestrichen werden: die Türen brombeerfarben, die Wände hellgelb.

Bis Mai soll der 102 Jahre alte Gebäudeteil dem Erdboden gleich gemacht sein, Anfang Juni beginnen die Rohbauarbeiten für den neuen Zellentrakt. Ende 2018 sollen die Hafträume "bezugsfertig" sein.

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