Zustand des Stromnetzes Sind in Rheinbach auch große Photovoltaikanlagen möglich?

Rheinbach · Weil das Rheinbacher Stromnetz nicht mehr aufnehmen könne, wurde einem Investor vor einiger Zeit die Pflicht zur Errichtung einer Photovoltaikanlage auf einem Parkplatz erlassen. So steht es um das Netz.

Auf der Sportanlage am Schornbuschweg ist bereits eine große Photovoltaikanlage installiert.

Auf der Sportanlage am Schornbuschweg ist bereits eine große Photovoltaikanlage installiert.

Foto: Petra Reuter

Wenn es um Energie geht, verändert sich derzeit vieles: Hausbesitzer setzen beim Heizen zunehmend auf Wärmepumpen, die Strom benötigen. Und wo es möglich ist, entstehen Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung – auch in Rheinbach. Aber packt das hiesige Stromnetz diese neuen Belastungen überhaupt?

Ein Bauantrag hatte im städtischen Bauausschuss diese Frage vor einigen Monaten aufgeworfen. Am Ende wurde auf die eigentlich vorgeschriebene Überdachung einer Parkplatzanlage mit Photovoltaik-Modulen verzichtet. Nun waren Vertreter des Netzbetreibers Westnetz im Rheinbacher Hauptausschuss zu Gast. Ihren Ausführungen nach könnten an das Netz der Glasstadt allerdings problemlos auch größere Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) angeschlossen werden.

Ausschuss verzichtete auf Pflicht zum Bau einer Photovoltaikanlage

Ausschlaggebend im Bauausschuss war im Oktober 2022 die Planung des Rheinbacher Investors Peter Giesers, der seine Sportanlage am Schornbuschweg erweitern will. Dabei sollen zusätzliche Parkplätze geschaffen werden. Ab 35 Parkplätzen ist mittlerweile der Bau einer PV-Anlage verpflichtend. Eine Regelung, von der im Einzelfall abgewichen werden kann – wofür sich die Ausschussmitglieder in diesem Fall entschieden hatten.

Denn der Investor hatte erklärt, er habe bereits eine PV-Anlage auf dem Dach, die genug Strom für bis zu 1000 Haushalte liefern könne. Laut Aussagen von Westnetz ihm gegenüber könne aber selbst diese Strommenge nicht vollständig ins Rheinbacher Netz eingespeist werden. Und da er noch bis 2027 einer Einspeiseverpflichtung unterliege, könne er den Strom nicht selbst nutzen (der GA berichtete).

Netzausbau bedeutet Digitalisierung

Auch mit Blick auf die weitere Entwicklung der Stadt wollten nun die Rheinbacher Ausschussmitglieder wissen, ob es wirklich so schlecht um das Stromnetz der Stadt bestellt ist. Von Westnetz waren dazu Lars Michael Lohrberg, Leiter des Regionalzentrums westliches Rheinland, und Peter Schmitz, zuständiger Netzplaner für Rheinbach, in den Hauptausschuss gekommen. Allein dass es – abgesehen vom Flutjahr 2021 – in Rheinbach wenig Störungen gebe, spreche für einen guten Netzzustand, sagte Lohrberg.

Zugleich bereitet sich Westnetz auf neue Anforderungen vor. „Die Energiewende bringt es mit sich, dass wir die neuen Lasten und Verbraucher deutlich dezentraler haben als bisher“, so Lohrberg. Erwartet wird, dass bis zum Jahr 2030 15 Millionen E-Autos und fünf Millionen Wärmepumpen deutschlandweit im Einsatz sind. Dafür würde Westnetz bereits jetzt den notwendigen Netzausbau angehen.

Allerdings ist damit nicht gemeint, dass Kabel im Boden ausgetauscht werden. Vielmehr geht es um Ausbau durch Digitalisierung der Ortsnetzstationen. Allein in Rheinbach sei geplant, für 840.000 Euro an sechs Stellen neue Stationen zu bauen. Dazu kämen 450.000 Euro für die Erweiterung bestehender Stationen, beispielsweise am Wolbersacker, hieß es weiter.

Westnetz: Wären mit dem Kunden ins Gespräch gegangen

Mit Blick auf PV-Anlagen sagte Lohrberg: „Da, wo große Anlagen entstehen, gehen wir in den Netzausbau.“ Ausschussmitglied Mathias Hell (CDU) bezog sich daher noch einmal konkret auf den Rheinbacher Fall: „Wie können Sie das erklären?“ Da habe man recherchiert, antwortete Schmitz: „Hätte uns zum damaligen Zeitpunkt eine entsprechende Anfrage vorgelegen, wären wir mit dem Kunden ins Gespräch gegangen, wie das zu realisieren ist.“ Wer bei einem solchen Ausbau die Kosten trage, hänge vom konkreten Einzelfall ab.

Auf GA-Nachfrage erklärte Peter Giesers noch einmal, was er auch im Bauausschuss gesagt hatte. „Wir setzen auf Photovoltaik“, bekräftigte er. Dazu habe er neben der bestehenden Anlage auch weitere Dachflächen seiner Gebäude im Blick. „Ich möchte den Strom nur selber nutzen können.“ Das sei nach dem Ende der Einspeiseverpflichtung möglich.

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