Rheinbacher Josef „Jupp“ Muhr Dr. Kölsch wird 80 Jahre alt

Rheinbach · Er war lange Chef der Volkshochschule Voreifel, ist bekannt als Mundartdichter, Historiker und Landstürmer: Jupp Muhr wird 80 Jahre alt. Dialekte standen für ihn immer im Mittelpunkt – doch längst nicht als einziges Thema.

Zum 80. Geburtstag blickt Josef „Jupp“ Muhr auf sein umfangreiches Werk zurück.

Foto: Gerda Saxler-Schmidt

Historiker, Lehrer in der Lehrerausbildung, langjähriger Direktor der heutigen Volkshochschule Voreifel, Kunstkenner, Reiseleiter, Buchautor, Sänger, Landstürmer und profunder Kenner der rheinischen Sprache, der mit seinen Mundartprogrammen auf vielen Bühnen der Region zu Hause war – am Montag wird das rheinische Multitalent Dr. Josef „Jupp“ Muhr 80 Jahre alt.

In Köln geboren als sechstes von sieben Kindern, wurde ihm die rheinische Mundart schon in die Wiege gelegt. Die regionalen Unterschiede im Dialekt hat er schon als Kind bemerkt. Denn wegen der Bombenangriffe auf Köln wurde die Familie zunächst nach Juntersdorf bei Zülpich evakuiert, das kleine Heimatdorf der Mutter Margarethe, geborene Siep.

Weil es im Geburtshaus der Mutter bald zu eng wurde, ging es nach Froitzheim. „Zwischen Kölsch und dem Zülpicher Land gibt es schon gravierende Unterschiede im Dialekt“, stellt Muhr fest. „Zum Beispiel das gerollte R der Buure in Froitzheim.“ Die Geschwister sprechen bis heute untereinander nur Dialekt, sobald ein Dritter dazukomme, werde ins Hochdeutsche gewechselt. Das sie im Übrigen natürlich „astrein“ beherrschen. „Aber am Akzent hört man doch immer, wo wir herkommen“, sagt er.

Viele Beiträge zum Erhalt der Mundart

Zu seinem Bedauern haben seine beiden Söhne den Dialekt nicht gelernt. Aber ihm liegt der Erhalt der Mundart sehr am Herzen. „Weil ich selbst erfahren habe, was Dialekte zu bieten haben, möchte ich sie unbedingt erhalten“, sagt Muhr. Und hofft, dass die Mundart auch im Rheinland wieder im Alltag stärker wird und „nicht ins bloße Museale“ übergeht.

Er selbst hat dazu auf jeden Fall seinen Beitrag geleistet mit seinen Programmen, seien es „Hellije Naach – ne Weihnaachsverzäll“ frei nach Ludwig Thoma, „Joods un Schlemms – Märche vun Jrimms“, „Vun Minsch zo Minsch“ mit dem Kölschen Jazz-Quartett oder dem Kölschen Jazz-Trio und viele andere mehr.

Einige hat er herausgegeben im Band „Kölsche Rüümcher un Jedeechte – Nachdichtungen, Übertragungen und Parodien ,klassischer‘ Autoren“. Kurz vor der Vollendung steht momentan sein neuestes Buch „Kölsche Klüngel met Joethe un Schiller“, grafisch gestaltet von der Rheinbacher Künstlerin Janni Feuser.

Doktorarbeit zum Zweiten Weltkrieg

Promoviert hat der auch Dr. Kölsch genannte Muhr zu einem eher trockenen Thema: „Die deutsch-italienischen Beziehungen in der Ära des Ersten Weltkriegs (1914-1922)“. „Interessiert keinen, nur die Fachwelt“, sagt er heute schmunzelnd. Aber für den jungen Wissenschaftler, der an den Universitäten Lausanne (Schweiz) und Köln Geschichte, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte studiert und 1968 sein erstes Staatsexamen für das Lehramt an Realschulen abgelegt hatte, war es eine wertvolle und prägende Zeit. Denn er verbrachte bis 1971 mehrere Jahre als Wissenschaftliche Hilfskraft und Forschungs-Stipendiat am Deutschen Historischen Institut („Istituto Storico Germanico“) in Rom. Damit war die Grundlage für seine Vorliebe für die italienische Kunst und Kultur gelegt, die er vielen als Reiseleiter näher gebracht hat, ebenso wie die Kunst und Kultur anderer Länder.

Viele Bände zu Geschichte, Kunst und Kultur füllen die Bücherregale in Muhrs Arbeitszimmer, im Wohnzimmer und im Keller. Viele Regalreihen füllen auch seine eigenen Arbeiten, von der Biografie seiner Mutter Margarethe Muhr „Et hätt noch immer jot jejange“ bis zu seinen vielen Vorträgen und Sammlungen. Auch eine ansehnliche Sammlung von Kunstobjekten und Bildern verschiedener Epochen ist in den Jahren zusammengekommen. Ebenso Skulpturen, die seine Ehefrau Juana gefertigt hat, stehen im Wohnzimmer.

Wegen der Corona-Pandemie ist die geplante große Feier zum 80. Geburtstag mit Big Band abgesagt. Auch die beiden Söhne mit ihren Ehefrauen und den beiden kleinen Enkelkindern im Alter von eineinhalb und zweieinhalb Jahren werden nicht aus Berlin kommen. Aber auf jeden Fall kocht Ehefrau Juana ihm sein Lieblingsgericht: Rinderbäckchen.